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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht
Autoren: Ravensburger
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sollte. Wahrscheinlich würde Luke denken, sie sei überempfindlich, aber das war ihr jetzt auch egal. »Ich hab einfach keine Lust mehr weiterzulesen.«
    Er schlug das Heft zu und legte es neben sich. Auf seinem Gesicht breitete sich ein ungläubiges Grinsen aus. »Sag bloß, du glaubst diese Schauermärchen, die sich alle erzählen!«
    Heather stand auf, ging zum Fenster, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mit zusammengepressten Lippen nach draußen.
    Sie hasste es, wenn man sich über sie lustig machte. Und bestimmt dachte Luke jetzt: Typisch Mädchen! Dabei hatte sie einfach nur keine Lust, diesen dämlichen Comic zu lesen. Schließlich musste sie ja nicht alles gut finden, was er gut fand.
    Der schwarze Kater saß immer noch an genau derselben Stelle wie vorhin und starrte zu ihr hinauf.
    »Ach komm, Heather!« Luke sprang vom Bett.
    Sie drehte sich zu ihm um, sah ihm aber nicht in die Augen. »Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Angst machen. Echt nicht.«
    »Ich hatte keine Angst«, murmelte sie, spürte aber, wie sie dabei rot wurde. Sie wurde immer rot, wenn sie log.
    »Du glaubst doch nicht, dass das wirklich echte Menschen sind, oder?«, sagte Luke. »Das ist doch bloß so ein Gerücht, damit man sich beim Lesen noch mehr gruselt. Obwohl ich es schon ziemlich krank finde, dass der Zeichner angeblich die Fotos von vermissten Jugendlichen aus der Zeitung als Vorlage für die Comicfiguren benutzt.« Er verzog das Gesicht.
    »Ist das nicht sogar strafbar?«, fragte Heather.
    »Kann schon sein. Aber solange keiner weiß, wer der Zeichner ist und wo er wohnt, kann ihm nichts passieren.« Luke kratzte sich unbehaglich im Nacken. Plötzlich leuchteten seine Augen auf. »Weißt du was? Ich werde es dir beweisen!«
    »Was denn?«, fragte Heather, aber da kniete Luke sich schon vor seinen Schrank und holte eine Porzellanschüssel und eine Plastiktüte heraus. Er ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder, stellte die Schüssel vor seine Füße und winkte Heather zu sich.
    Sie setzte sich zögernd neben ihn und wäre eigentlich am liebsten wieder aufgestanden und gegangen.
    Du bist echt kindisch, sagte sie sich. Malic e … Tall Jak e – das Ganze ist doch bloß eine Gruselgeschichte.
    Sie zwang sich, sitzen zu bleiben, und versuchte, sich ihr Unbehagen nicht anmerken zu lassen, während Luke die Tüte auf dem Boden ausleerte. Es gelang ihr sogar, schwach zu lächeln, als er sie erwartungsvoll ansah.
    Mit beinahe feierlichem Ernst legte er die Sachen aus der Tüte nacheinander in die Schüssel und bereitete alles vor. Sie wussten beide, was zu tun war. Die meisten Jugendlichen kannten das Ritual, aber nur die Wenigsten hatten den Mut, es tatsächlich durchzuführen.
    Zuerst legte Luke eine schwarze Vogelfeder in die Schüssel. Dann einen Zweig. Danach ein Büschel Katzenhaare.
    »Die Feder und den Zweig hab ich aus dem Wald«, erklärte er ihr. »Und die Katzenhaare waren auch kein Problem. Meine Tante hat doch zwei Katzen. Zehn Minuten in ihrem Wohnzimmer reichen, und man ist von oben bis unten vollgehaart. Und für das Ritual darf man ja nur Haare benutzen, die von selbst ausgefallen sind.«
    Die vierte Zutat war eine Träne. Diesmal erklärte Luke nicht, wo er sie herhatte. Er hielt nur wortlos ein kleines Plastikdöschen über die Schüssel, aus dem ein durchsichtiger Tropfen fiel, der sofort von dem Katzenhaarbüschel aufgesogen wurde.
    Als Nächstes griff er nach einer Nagelschere, die ebenfalls in der Tüte gewesen war, beugte sich vor und schnitt eine Strähne seiner eigenen Haare ab. Er legte sie in die Schüssel und hielt die Schere dann Heather hin. Als sie stumm den Kopf schüttelte, sah er zwar kurz enttäuscht aus, versuchte aber nicht, sie zu überreden.
    »So. Und jetzt kommt die sechste und letzte Zutat.« Er hielt ein Feuerzeug in die Höhe. »Feuer.«
    »Ist es nicht gefährlich, in deinem Zimmer zu zündeln?«, fragte Heather in der schwachen Hoffnung, dass er es sich noch mal anders überlegen würde. Aber Luke sah sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, als hielte er sie für einen Angsthasen.
    Er näherte sich mit der Flamme dem kleinen Häufchen in der Schüssel. Die Katzenhaare fingen sofort Feuer und setzten den Zweig, die Feder und Lukes rote Haarsträhne in Brand. Heather musste hustend den Kopf wegdrehen, weil der Gestank so beißend war.
    »Komm und hol mich, Tall Jake«, sagte Luke und sah Heather dabei grinsend an. »Komm und hol mich, Tall Jake! Komm und hol
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