Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
mich, Tall Jake.«
    »Hör auf«, sagte Heather leise.
    »Komm und hol mich, Tall Jake! Komm und hol mich, Tall Jake!«
    »Hör auf!« Diesmal schrie sie.
    »Man muss es sechsmal hintereinander sagen, bevor das Feuer ausgegangen ist.«
    »Tu’s nicht.«
    »Ach komm, Heather. An der Geschichte ist nichts dran. Genau das versuche ich dir doch gerade zu beweisen.« Seine Stimme klang jetzt leicht gereizt.
    »Du brauchst es mir aber nicht zu beweisen! Mich interessiert dieser blöde Comic nicht!«
    Luke sah sie stumm an. Dann öffnete er den Mund und sagte sehr bestimmt: »Komm und hol mich, Tall Jake.«
    Heather hielt den Atem an. Gleich würde etwas ganz Schreckliches passieren, das spürte sie genau. Eine plötzliche Windböe rüttelte am Fensterrahmen und ließ die Bäume draußen erzittern. Heather sprang auf, rannte zum Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus. Die Katze war verschwunden.
    Sekunden verstrichen. Heather wartete. Sie wagte es nicht einmal, Luft zu holen.
    Aber alles blieb, wie es war. Das Schreckliche passierte nicht.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass das alles Quatsch ist.« Luke stand auf. Die winzige Flamme in der Schüssel war erloschen. »Siehst du? Es gibt überhaupt keinen Grund, vor irgendetwas Angst zu haben.«
    Heather stieß langsam die Luft aus, die sie angehalten hatte, ohne es zu merken. Auf einmal musste sie lache n – aus Nervosität, aber auch aus Erleichterung. Als Luke ebenfalls lachte, wurde ihr klar, dass er genauso erleichtert war.
    »Du warst dir auch nicht sicher, ob an der Geschichte nicht doch was dran ist«, sagte sie vorwurfsvoll. »Du hast bloß so getan, als würdest du sie nicht glauben!«
    Er grinste. »Kann sein. Ein bisschen vielleicht. Ganz schön aufregend, was?«
    Sie knuffte ihn in die Seite. »Blödmann. Ich wäre fast gestorben vor Angst!« Sie lachte wieder.
    In diesem Momen t …

2
    Das durchs Fenster strömende Mondlicht tauchte den Raum in einen geisterhaft blassblauen Schimmer. Es war schlagartig kühler geworden. Das Bett, der Schrank und die herumliegenden Kleidungsstücke waren nur noch schwarze Schatten.
    Luke schob beide Hände in die Hosentaschen. »Puh!«, sagte er mit belegter Stimme. »Ganz schlechtes Timing für einen Stromausfall.« Aber was witzig klingen sollte, hörte sich eher verunsichert an. Wenn das ein Zufall war, dann war es ein sehr seltsamer Zufall.
    »Ich hab dir gleich gesagt, dass du das nicht machen sollst!«
    »Jetzt bleib mal locker«, verteidigte sich Luke. »Es ist doch bloß die Sicherung rausgeflogen.« Er stand einen Moment unschlüssig da und sagte dann zögernd: »Ich geh schnell in den Keller runter und schalte sie wieder ein.«
    »Nicht!« Heather schüttelte erschrocken den Kopf. »Sonst holt er dich.«
    »Wer?«
    »Tall Jake. Das erzählen sich doch immer all e – er kommt, wenn man allein ist.«
    Luke winkte verächtlich ab. »Es ist nur die Sicherung«, wiederholte er mit fester Stimme. Alles andere wollte er sich lieber gar nicht erst vorstellen.
    Heather schwieg.
    Luke ging zur Tür und legte die Hand auf die Klinke, drückte sie aber nicht hinunter.
    Geh nicht da raus. Bleib hier, wo dir nichts passieren kann.
    Aber er wollte sich keine Blöße geben und vor Heather als Feigling dastehen. Außerdem waren die Zeiten, in denen er sich im Dunkeln gefürchtet hatte, schon lange vorbei.
    Und davon abgesehen war es auch gar nicht die Dunkelheit, die ihm Angst machte. Es war das Gefühl, einen schrecklichen Fehler begangen zu habe n – einen Fehler, der nicht mehr rückgängig zu machen war.
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Er trat auf die aus Holz gezimmerte Galerie hinaus, von der aus man ins Wohnzimmer sehen konnte, und schloss die Tür hinter sich. Bleierne Stille umfing ihn und durch das Oberlicht sah er die Wolken am Mond vorbeirasen. Am liebsten wäre er auf der Stelle zu Heather ins Zimmer zurückgerannt.
    Hallo? Es ist nur ein Stromausfall. Du schaltest die Sicherung ein und alles ist wieder okay.
    Zögernd tastete er sich an der Brüstung entlang zur Treppe vor. Ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft, den er auf der Zunge schmecken konnte. Metallisch und irgendwie leicht säuerlich. Vielleicht würde es heute Nacht noch ein Gewitter geben.
    Unten im Wohnzimmer hörte er ein Flüstern.
    Luke erstarrte. Lauschte in die Dunkelheit hinein. Der Wind fegte über das Haus hinweg und ließ die Fensterläden klappern.
    Da war nichts. Alles nur Einbildung.
    Er schlich zum Treppenabsatz und spähte ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher