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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde
Autoren: Ralf Kramp
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Windschutzscheibe.
    Die Scheibenwischer hätte er besser nicht betätigt, denn augenblicklich sah es so aus, als habe jemand eine Tasse Suppe über das Glas geschüttet.
    Das Schöne vor dem Hintergrund des Schrecklichen. Jetzt sieht man beides nicht mehr
.
    Die Rückleuchten seines Vordermanns mehr erahnend als sehend, betätigte Herbie panisch die Wischanlage, und nach ein paar Metern war das Ergebnis passabel, wenn auch nicht unbedingt verkehrstüchtig.
    Aber solche Kleinigkeiten durften ihn jetzt nicht aufhalten.
    Als er aus dem Ahrtal in Richtung Üxheim abbog, schwoll der Regen zu einem regelrechten Wolkenbruch an. Der Motor ruckelte beleidigt, als die Gischt hochspritzte.
    »Geh nicht aus, geh jetzt bitte nicht aus, um Gottes Willen.«
    Das ist ein Zeichen! Lass uns umkehren
.
    Der heftige Regen machte es nicht eben leichter, sich in dem kleinen Ort zu orientieren, in dem Herbie nie zuvor gewesen war.
    Immer wieder ließ er den Wagen am Rinnstein ausrollen, um nach Straßenschildern zu spähen.
    Gerade als er kurz davor war, völlig die Fassung zu verlieren, erkannte er die Umrisse einer Gestalt, die im strömenden Regen am Straßenrand stand.
    Es war ein Landwirt, der gerade dabei war, das Auto, in dem seine Frau hinterm Steuer saß, rückwärts aus der großen Toreinfahrt seines Gehöfts herauszulotsen.
    Herbie öffnete das Fenster nur einen Spalt breit, damit er nicht schon im Auto total durchnässt wurde.
    »Entschuldigung, ich suche eine Adresse. Leider bin ich völlig fremd hier. Können Sie mir helfen?«
    Der Mann sah ihn mit mürrischem Gesicht an. Von seinem Hut troff der Regen in wahren Sturzbächen herab, aber das Wetter schien ihm nichts auszumachen. Als er unmerklich nickte, nannte Herbie die Adresse.
    Lass uns umkehren. Du fährst in dein Unglück!
    Der Mann rieb sich ausgiebig sein kantiges Stoppelkinn und nickte wieder wortlos.
    Der Mann ist stumm. Er wird dir den Weg in Gebärdensprache erklären. Das hat doch alles keinen Zweck!
    Dann streckte der Alte den Arm aus und wies mit dem Zeigefinger auf eine nahe Abzweigung. »Da links, und dann immer weiter.« Seine Stimme klang hohl, wie die eines Nachtwächters.
    Du begibst dich in Teufels Küche. Man gondelt nicht mit einem gestohlenen Gemälde in der Eifel rum!
    Herbie riss der Geduldsfaden, und er zischte: »Das ist kein gestohlenes Gemälde!« Dann winkte er mit vier ausgestreckten Fingern aus dem Fensterspalt heraus und rief: »Dankeschön!«
    Als er weitergefahren war, verharrte der Mann noch eine Weile in seiner starren Haltung und ging dann langsam zu dem Benz, der immer noch mit laufendem Motor in der Toreinfahrt stand.
    Er sah seine Frau, die darauf wartete, von ihm gelotst zu werden, ernst an und sagte: »Das waren zwei Mann. Der eine hatte sich versteckt. Die fahren ein gestohlenes Bild durch die Gegend.«
    Seine Frau führte erschrocken die Hand zum Mund. »Da stand doch heute was in der Zeitung!«
    Er nickte wieder. »Die haben irgendwas transportiert. Etwas, was mit ner alten Decke verschnürt war.«
    »Oh Gott, Päul, wir müssen was unternehmen.«
    Irgendwann war dann der Ort zu Ende. So erschien es Herbie jedenfalls. Aber dann erspähte er durch den Regenschleier doch noch ein paar Häuser in einiger Entfernung. Die Straße führte in ein Tal, das von einem kleinen Bach durchzogen war, den Herbie freilich nur erahnen konnte. Hier gab es ein paar vereinzelte Gehöfte. Eines konnte er anhand der Beschilderung als Antiquitätengeschäft ausmachen.
    »Wir fahren noch ein bisschen weiter«, sagte er ohne wirkliche Zuversicht in der Stimme.
    Die Straße führte auf der anderen Seite wieder aus dem Tal heraus und machte plötzlich hinter einem Fichtenwäldchen einen scharfen Linksknick. Und dann waren sie angekommen.
    Das Haus des Oberregierungsrats a. D. passte einfach nicht in die Umgebung. Der Ort Üxheim war ein liebevoll herausgeputztes Dörfchen mit prächtig renovierten alten Bauernhäusern. Das, was hier vor ihm aus dem Boden wuchs, war eine Orgie in Beton und Stahl. Aus einem alten Eifeler Gehöft hatte hier jemand mit viel Mühe ein anonymes Stück Haus gefertigt, dem jeglicher ländliche Charme abging.
    Noch einmal sah Herbie auf seinen Zettel. Hausnummer, Straße … alles stimmte.
    Er wandte sich zu Julius um. »Das muss es sein. Hübsch hässlich, was?«
    Auf dem Briefkasten steht bestimmt ›Alcatraz‹
.
    »Wir werden triefend nass werden.«
    Du wirst triefend nass werden
.
    Herbie schlug den Kragen seines Sommermantels
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