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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde
Autoren: Ralf Kramp
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Haustür mit ihm passiert?
    Hinter Pfeiffer erkannte er eine weitere Person. Der junge Mann stand breitbeinig da, und in seiner Linken baumelte ein Eimer. Erst jetzt spürte Herbie, dass er auf einem kalten Kachelfußboden inmitten einer großen Wasserpfütze lag. Aus dem rechten Augenwinkel heraus erkannte er eine Tür, hinter der sich eine steinerne Treppe nach oben wand. Licht fiel von oben herein. Sie befanden sich in einem riesigen Keller.
    Der Raum selber war nur indirekt beleuchtet. An den Wänden hingen in den Zentren der ovalen Lichtflecken kleiner Strahler Bilder neben Bildern.
    »Woher kennst du Wallraff?«, fragte der Mann mit dem Eimer. Er sprach mit einem slawischem Akzent. »Los, sag.«
    Herbie versuchte, sich auf den Ellenbogen abzustützen, um vom Boden hochzukommen. Er spürte, wie ein schneidender Schmerz mit Macht durch seinen Hinterkopf schoss und stöhnte laut auf.
    »Ich kann das alles nicht verstehen, meine Herren«, sagte Dr. Pfeiffer kopfschüttelnd und erhob sich mühsam. Er rückte sich umständlich die Brille gerade. »Ich kann nicht dulden, dass Sie Ihre Streitigkeiten hier, bei mir im Hause …«
    »Nu ma ganz ruhisch!«, fuhr ihm eine weitere Stimme ins Wort. Herbie entdeckte jetzt auch den dritten Mann, der lässig zwischen zwei Bildern an der Wand im Halbdunkel lehnte und mit einem grässlichen Dialekt gestraft war. Es war ein dürrer Typ mit schlechten Zähnen.
    »Kommen Sie da weg, bitte!«, rief Dr. Pfeiffer und fuchtelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger in der Luft herum. »Sie ahnen ja überhaupt nicht, was all diese Bilder wert sind!«
    Der Ausländer lachte spöttisch.
    »Lachen Sie nicht, Sie ungewaschener Flegel. Das ist ein lang verschollenes Triptychon, das von Wille seinerzeit für das Reichsarbeitslager in Dahlem geschaffen hat. Können Sie sich vorstellen, was diese Bilder bedeuten?« Er streckte beide Arme aus und rief: »Sie entweihen hier mein Allerheiligstes mit Ihren brutalen Methoden!«
    »Die schrecken vor nichts zurück«, ächzte Herbie. »Wenn’s ja nur die Bilder wären, mit denen die so umspringen, aber …«
    Der Eimer polterte mit einem Mal blechern in eine Ecke des Raumes, und der Ausländer packte Herbie am Kragen. Er riss ihn kraftvoll vom Boden hoch und starrte ihm drohend in die Augen. »Das Beste wird sein, dass du packst aus. Dann wir müssen dir nicht so weh tun.«
    Julius legte den Kopf schief.
Ist das nicht mal ein faires Angebot?
    Der andere rief: »Mach mal den ›Prager Huckepack‹ mit ihm, Watzi!« Dann lachte er schmierig.
    Der Prager Huckepack? Das klingt nach einem lustigen Gesellschaftsspielchen
.
    »Hören Sie um Gottes Willen auf!«, erzürnte sich der alte Mann und fasste nach der Schulter des Ausländers. Dieser stieß ihn heftig von sich und schüttelte Herbie, der kraftlos mit den Armen ruderte, wie ein Sofakissen. »Sag, was du weißt!«
    »Ich sagte, Sie sollen aufhören! Sofort!« Im nächsten Moment schrie der alte Mann auf, weil der Ossi ihn brutal am Arm gepackt hatte.
    »Ihr habt Wallraff umgebracht, stimmt’s?«, stieß Herbie hervor.
    Die beiden Männer sahen sich erschrocken an.
    Die Reaktion von Dr. Pfeiffer fiel nicht anders aus. »Umgebracht?« Er schnappte nach Luft. »Herr Wallraff ist tot? Mörder sind Sie!«
    Jetzt schrie der Tscheche den alten Mann an: »Du wolltest doch haben das Bild, oder, alter Mann?«
    »Ja, sicher«, stammelte der Alte. »Das ist wahr. Aber ich wollte doch auf keinen Fall, dass dafür …« Er brach den Satz ab und ging aufgeregt ein paar Schritte auf und ab, wobei er heftig den Kopf schüttelte.
    »Und was mach’n wir nu?«
    Der Tscheche hatte plötzlich eine Pistole in der Hand und hielt Herbie die Mündung vor die Nase. Alle hielten in ihren Bewegungen inne. Die Stille wurde eisig. Mit einem leisen Klicken, das wie ein Donnerhall durch den Raum schallte, entsicherte der Verbrecher seine Waffe. Jetzt drehte sich Dr. Pfeiffer um. Sein Blick und der von Herbie trafen sich.
    Herbie merkte, dass etwas in ihm vorging. Er sah, wie sich die Hände des alten Mannes verkrampften, wie er den Oberkörper anspannte, wie er die Beine ein wenig spreizte.
    Ihre Blicke trennten sich nicht.
    »Was starrst du?«, fragte Watzi wütend und riss den Kopf zu Dr. Pfeiffer herum.
    Genau in diesem Moment packte der Alte mit einem Schwung, den ihm Herbie niemals zugetraut hätte, nach dem am Boden liegenden Eimer und schleuderte ihn gegen eines der Gemälde.
    Julius sprang erschrocken zur Seite.
    Das Bild, das
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