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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde
Autoren: Ralf Kramp
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vorbeizufahren, verdammt!«
    Jörgs Kopf ruckte nach rechts. Nur für einen Moment. Aber der Blick, den er seinem väterlichen Freund in diesem Augenblick zugeworfen hatte, sagte alles. Dann blickte er wieder geradeaus. Er stieg in die Eisen. Fast wären sie mit dem Kombi kollidiert, der ein Wendemanöver versuchte, und der Polizeiwagen wurde herumgerissen.
    Aus der hinteren Türe des Kombis wurde der Ausländer herausgeschleudert. Der Kombi geriet in den Straßengraben, schlingerte zurück auf die Fahrbahn, der Ossi verlor die Kontrolle über das Gefährt. Es überschlug sich zweimal und blieb auf dem angrenzenden Feld liegen. Unter der Motorhaube quoll weißer Dampf hervor.
    Das Polizeiauto stand quer zur Fahrbahn. Jörg starrte seinen Kollegen an, und Willems begann zu stottern. »Das war doch eine kleine Dreckschleuder, Junge! Die hätte dir doch alles versaut. Die Sonja … Dein Job … Das ist doch alles klasse, Mann.« Er schlug verzweifelt mit der Faust auf das Armaturenbrett, dass es krachte, und brüllte: »Du hast es doch endlich geschafft, Junge!«
    In diesem Augenblick rappelte sich der Ausländer im Straßengraben auf. Als er auf den Knien war, erkannten sie, dass er in seiner Hand immer noch die Pistole hielt.
    Willems warf Jörg Luxen einen verzweifelten Blick zu und stieß die Beifahrertür auf. Er riss seine Dienstwaffe nach vorne und brüllte: »Polizei! Waffe weg, sofort!«
    Aber er war nervös. Viel zu nervös für diese Situation, der er in seinem langen Polizeidienst inmitten der ländlichen Idylle nur selten begegnet war. Er machte alles genau so, wie er es vor vielen Jahren gelernt hatte. Er war ein guter Polizist. Aber in ihm brach alles zusammen, er nahm das, was sich vor seinen Augen und vor dem Lauf seiner Waffe abspielte, nicht mehr richtig wahr. Er hatte versagt. Und jetzt versagte er wieder.
    Ein Schuss zerfetzte die Stille. Willems wurde nach hinten geschleudert.
    Im Schutz der Fahrertür warf Jörg sich aus dem Auto und schoss ebenfalls. Ohne Vorwarnung, schnell und präzise. Der Ausländer schrie auf, seine Waffe wurde durch die Luft geschleudert, und er brach zusammen.
    Sofort waren sie bei Willems. Er war neben dem Polizeifahrzeug zusammengesunken. Er lehnte mit dem Rücken an der hinteren Tür. Sein Profil spiegelte sich im grünen Lack.
    Jörg legte ihm die Hand auf die Wange, und für Herbie sah es unendlich zärtlich aus.
    Willems schnappte mühsam nach Luft und presste die Hand vor den Magen. Zwischen seinen gespreizten Fingern quoll das Blut hervor.
    Jörg blickte hilflos zu Herbie hinauf, der in sich zusammengesunken an ihrer Seite stand.
    »Denk an deinen Vater«, sagte Willems stockend. »Du hast ihn vielleicht schon vergessen, aber das darfst du nicht. Denk immer dran, wie es war, zu Hause, mein Jung. Du bist raus aus dem Dreck.«
    Jörg legte den Finger auf den Mund. »Schsch. Der Krankenwagen ist unterwegs.«
    Willems versuchte ein Kichern. »Die sind so beschissen langsam. Bis dahin bin ich weg.«
    Es folgte ein Moment der Stille, in dem sie hörten, wie Willems Atem rasselnd und immer flacher ging. »Das mit der Nati ist einfach so passiert«, sagte er plötzlich. »Hab sie beobachtet, wie der Alte sie abgeholt hat und wie sie zum Maar gefahren sind. Als sie im Wasser war, hab ich versucht …« Ein heftiger Husten packte ihn plötzlich. Mit jeder konvulsivischen Zuckung seines Körpers quoll neues Blut aus der Wunde. »Mit ihm sprechen … Er war so ein … so ein armer Irrer. Ich hab ihn gestoßen. Nur gestoßen, verstehst du?«
    Jörg begann zu weinen. Er schlug die Hand vor das Gesicht und schluchzte leise.
    »… alter Schädel … irgendwie ganz komisch gefallen, verstehst du. Und dann war ich so wütend. Ich habe dieses verdammte Weibsstück … ich habe.«
    Der Kopf des Polizisten sackte auf seine Brust, und es wurde still.
    Herbie wandte sich ab. Er schluckte heftig und versuchte, gegen die Tränen anzukämpfen. Julius kratzte sich verlegen am Bart. Es gab Situationen, in denen Herbie seinem Freund unendlich dankbar war, dass er seine vorlaute Klappe hielt.
    Als die anderen Streifenwagen und der Krankenwagen anrücken, kniete Jörg Luxen am Boden und hielt die Leiche seines Freundes fest umklammert. Sie schafften es erst zu zwei Mann, die beiden voneinander zu trennen.

Epilog
    Polizeihauptmeister Ulrich Willems wurde mit allen Ehren zu Grabe getragen, ohne dass jemals ein Mensch von dem erfuhr, was er angerichtet hatte.
    Polizeimeister Jörg Luxen bekam
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