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Makers

Makers

Titel: Makers
Autoren: Chris Anderson
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Entwicklung rückgängig zu machen, aber nicht indem man zu den riesigen Fabriken der Vergangenheit mit ihren Armeen von Arbeitern zurückkehrt. Die Industrie der Zukunft wird mehr wie das Web selbst aussehen: eine Graswurzelbewegung, breit gestreut und mit viel Unternehmergeist.
    Das Klischee besagt, dass jeder mit einer passablen Softwareidee ein sagenhaft erfolgreiches Unternehmen im Web aufbauen kann. Im Web gibt es kaum Einstiegshürden für Jungunternehmer: Manbraucht nur einen Laptop und eine Kreditkarte, und schon ist man im Geschäft.
    Im Sekundärsektor war das bisher völlig anders. Die Produktion von Gegenständen ist teuer: Für jeden Schritt werden Ausrüstung und Kenntnisse benötigt, von der eigentlichen Verarbeitung bis zum Lieferkettenmanagement. In der Regel sind erhebliche Anfangsinvestitionen notwendig, und Fehler führen zu Lagerhäusern voller unverkäuflicher Bestände. Online sind die Einstiegskosten relativ niedrig, und ein Misserfolg wird gefeiert, während in der Welt der Dinge ein Misserfolg in den Ruin führt. Atome wiegen schwer, und entsprechend schwerwiegend sind die Folgen eines Misserfolgs. Niemanden schert es, wenn eine Website aus dem Netz genommen wird. Wenn eine Fabrik geschlossen wird, verlieren viele Menschen ihre Arbeit, und der Eigentümer wird die Schulden manchmal ein Leben lang nicht mehr los.
    Zumindest war es bisher so. Aber in den letzten Jahren ist etwas Bemerkenswertes geschehen: Der Herstellungsprozess von physischen Gegenständen hat sich immer mehr der Herstellung von digitalen Produkten angeglichen. Das Bild von wenigen, cleveren Leuten, die mit einem Internetanschluss und einer Idee die Welt verändern, beschreibt zunehmend auch den sekundären Wirtschaftssektor.
DIY-Herstellung
    Die industrielle Herstellung selbst ähnelt immer mehr dem Web, wird immer vernetzter, digitaler und offener. Die größten Fertigungslinien sprechen dieselbe Sprache wie MakerBot (»G-Code«), wodurch ein Wechsel vom einen zum anderen jederzeit möglich ist. Als Folge kann die globale Fertigungswirtschaft heute mit allen Stückzahlen arbeiten, von eins bis eine Million. Sonderanfertigungen und kleine Stückzahlen sind nicht nur möglich, sondern sie sind die Zukunft.
    Bei Fotoverwaltungssoftware, Picasa oder iPhoto, die auf vielen PCs im Einsatz ist, wird das besonders deutlich. Dort kann man über ein Menü auswählen, ob man seine Fotos auf dem eigenen Drucker zu Hause ausdrucken oder sie an einen Dienstleister schickenmöchte, der sie professionell druckt oder sogar ein Fotoalbum daraus erstellt. Dieselbe Auswahlmöglichkeit bieten CAD-Tools, mit denen man 3-D-Objekte am eigenen PC-Bildschirm entwerfen kann. Sobald ein Entwurf im CAD-Programm fertig ist, kann man auswählen, ob das Objekt »lokal« gedruckt werden soll (als einzelner Prototyp aus dem eigenen 3-D-Drucker oder einem anderen entsprechenden Gerät) oder »global«, sodass der entworfene Gegenstand von einem Dienstleister in größeren Stückzahlen produziert wird. Der einzige Unterschied ist der Zwischenschritt über die Kreditkartenzahlung oder Rechnungsstellung, der anfällt, wenn ein Dienstleister beauftragt wird, wie es auch bei jedem Fotoservice der Fall ist.
    Diese Entscheidungsmöglichkeit zwischen der »lokalen oder globalen« Produktion ist ein entscheidender Fortschritt. In dieser einfachen Menüoption stecken drei Jahrhunderte industrieller Revolution, die per Mausklick abrufbar sind. Karl Marx würden vor Staunen sicher die Worte fehlen. Die »Kontrolle über die Produktionsmittel« sieht heute so aus, dass jeder (jeder!) per Mausklick ganze Fabriken in Bewegung setzen kann. Der Unterschied zwischen einem Amateur und einem Unternehmer ist auf eine Programmoption reduziert. Der Schritt von der Einzelanfertigung zur Massenproduktion besteht heute nur noch aus einer Menüauswahl und der Frage, wie viel man bezahlen will (oder wie weit man seine Kreditkarte ausreizen will).
    Im Freeware-CAD-Programm 123D von Autodesk wird das besonders deutlich. Dort gibt es einen Menüpunkt »Make«, der den Nutzer durch die Auswahl führt zwischen der Herstellung eines Prototyps am Schreibtisch oder der Beauftragung eines Dienstleisters. Mit der Zeit werden immer mehr CAD-Programme einen solchen »Assistenten« anbieten, der die Wahl erleichtert zwischen 2-D- oder 3-D-Ausgabe, zwischen verschiedenen Materialien je nach physikalischen Eigenschaften und Kosten, und der bei der Integration vorgefertigter Teile hilft, die der
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