Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich
Autoren: Christiane André
Vom Netzwerk:
zweifelnd an.
    »Du hättest die Treppe hier nehmen sollen, Raoul. An den Lagerräumen vorbei und wieder nach oben. Jetzt gehen wir mit dir, vielleicht schaffst du’s noch rechtzeitig. Alles wieder in Ordnung?«
    Raoul nickte, und wir setzten uns in Bewegung. Ich ging ganz selbstverständlich mit, denn ich hatte immer noch nicht verstanden, was hier eigentlich gespielt wurde.
    »Hinter der Bar vorkommen?«, fragte ich, während wir eilig die Stufen hinunterhasteten.
    »Der Clou, am Ende von Raouls Videobotschaft: Er springt höchstpersönlich aus den Kulissen und überreicht Denise eine Rose. Wo hast du die Rose, Raoul?«, wandte sich Brannigan an den Puertoricaner.
    Der zeigte im Laufen wortlos auf die Brusttasche seines braunen Anzugs.
    »Okay, wunderbar. Wir mussten uns etwas überlegen, Ihre Mutter und ich, wie wir Biggy überzeugen, verstehen Sie?« Brannigan warf mir einen kurzen Blick zu. »Deshalb der Auftakt mit Stan – offenbar hat er bei Biggy einen Stein im Brett und auch schon mit ihr über die Angelegenheit gesprochen.«
    »Das ist von mir !«, stieß ich hervor. »Ich habe ihn schon mal gebeten, Biggy anzurufen, weil ich das wusste! Und jetzt kommen Sie und tun so, als hätten Sie das herausbekommen . . .«
    »Machen wir hier einen Wettbewerb um die bestenIdeen zur Partnervermittlung? Wenn das so wichtig für Sie ist, dürfen Sie sich diesen Orden gern an die Brust heften – und Ihre Mutter um eine Gehaltserhöhung bitten!«
    Es lag eindeutig Spott in seiner Stimme, und das machte mich wütend. »Ich arbeite nicht in der Partnervermittlung, und das will ich auch gar nicht!«, zischte ich. »Wenn Sie sich ernsthaft für Ihre Umwelt interessieren und das nicht immer nur behaupten würden, dann wüssten Sie das!«
    »Ich weiß nur«, konterte er kühl, »dass Sie sich ganz schön reinknien ins Geschäft, aus welchen Gründen auch immer. Und dass Sie, ob Sie es wollten oder nicht, eine ganze Menge in Bewegung gesetzt haben.«
    Was meinte er damit? Ich wurde unsicher, wollte aber weiter nach Haaren in der Suppe suchen.
    »Aber sie wird sich überrumpelt fühlen, Biggy meine ich, und macht womöglich ganz dicht«, meckerte ich.
    »Mit der Tür ins Haus zu fallen ist manchmal besser, als gar nichts zu tun«, sagte Brannigan. »Es ist ein Versuch, schlimmer wird’s dadurch nicht werden, und das Fernsehen wird begeistert sein.«
    »Aha«, bemerkte ich in spitzem Ton, »darum geht’s!«
    Brannigan warf mir einen finsteren Blick zu, konnte aber nicht mehr antworten, weil wir mittlerweile am hinteren Zugang zu der Bar angekommen waren. Wir quetschten uns zu dritt in einen schmalen Gang, der eigentlich nur breit genug war für einen Menschen und eine Kiste Bier. Durch die schmale Tür konnten wir einen Blick auf die atemlos lauschende Gesellschaft werfen, die immer noch dem Geschehen auf dem Fernsehschirm folgte.
    ». . . deshalb, Denise, habe ich diesen Weg gewählt. Du . . . und deine Familie habt jetzt einen Eindruck bekommen . . .«, sagte Raouls entfernte Stimme aus dem Fernseher.
    Der echte Raoul warf uns einen letzten, nervösen Blick zu. Brannigan flüsterte ihm ein paar Worte der Aufmunterung zu, und sein Schützling schob sich gebückt durch die schmale Tür nach draußen. Der Barkeeper trat unauffällig zur Seite.
    ». . . hier auf dem Videoband. Aber so mit dir zu sprechen, reicht mir eigentlich nicht, Denise. Ich kann es gar nicht erwarten, dich endlich wieder direkt vor mir zu haben – und das passiert vielleicht früher, als du denkst.«
    Das Bild auf dem Schirm erlosch plötzlich, das Licht in der Bar ging wieder an, und in dieser Sekunde trat der echte Raoul hinter dem Tresen hervor und eilte mit unsicheren Schritten auf Denise zu. Ein Raunen ging durch die Menge, als sie den Mann aus der Videobotschaft erkannten. Denise stieß einen kleinen Schrei aus, Biggy erhob sich halb aus ihrem Sessel, mit einem abwesenden Ausdruck im Gesicht, und dann war Raoul bei seiner Geliebten, und sie sanken sich in die Arme. Für einen winzigen Moment hielt alles den Atem an.
    Dann brach Beifall los. Meine Mutter hüpfte strahlend in die Szene, Biggy hatte sich ganz erhoben und klatschte ergriffen, und das Leutberger-Team war schamlos nah herangekommen, um sich auch ja keine Regung der beiden Verliebten entgehen zu lassen.
    Brannigan und ich hatten unsere Deckung noch nicht verlassen. Wir linsten beide durch den schmalen Türspalt, unbeachtet und versteckt; keiner von uns verspürte den Drang, sich sofort in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher