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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich
Autoren: Christiane André
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lauschte, nachfragte, sich anspannte. Irgendetwas war passiert, das sah ich ihm sogar in dem Schummerlicht an.
    Raoul sagte gerade: ». . . zeigen, wo und wie ich lebe, damit du, Denise, einen Eindruck bekommst . . . wer ich bin.« Er zuckte die Achseln und lächelte unsicher.
    Denise lauschte ihm verzückt; sie saß auf der Kante ihres Sessels, hatte die Hände im Schoß verkrampft, und die ersten Tränen der Begeisterung glitzerten in ihren Augen.
    Plötzlich packte mich eine Hand am Arm. »Wissen Sie, wo der Wäscheraum ist, Miss Tessner?«
    Brannigan zog mich ohne viel Federlesens aus dem Raum. Alle hingen gebannt vor dem Bildschirm, auch meine Mutter; niemand achtete auf uns. Ich selbst war so überrumpelt, dass ich widerstandslos mitging.
    Erst draußen in der Halle hatte ich mich so weit berappelt, dass ich meinen Arm aus Brannigans Griff befreite. »Was soll das? Ich weiß überhaupt nicht . . .«
    »Irgendwie muss er sich dort eingeschlossen haben«, fuhr Brannigan mich an. Ich wurde nicht schlau aus dem, was er sagte. »Er ist leicht klaustrophobisch und kriegt allmählich Zustände da drin – wo auch immer das ist!«
    Ich starrte Brannigan fassungslos an. Er stand so nah bei mir, dass ich wieder diesen Hauch von Zimt und Leder riechen konnte.
    »Nor. . . Miss Tessner! Wo ist er?«
    Ich riss mich gewaltsam zusammen. »Ich . . . vermutlich . . . ich habe ihn überhaupt nicht gesehen! Beziehungsweise, gesehen habe ich ihn schon, in diesem Gang dort . . .«
    Wir eilten in Richtung Lobby. Tausend Gedanken purzelten in meinem Kopf durcheinander – unter anderem seltsamerweise der, dass es sich angenehm anfühlte, neben Brannigan zu gehen.
    »Wo ist eigentlich Katherine, Ihre hübsche Freundin?«, platzte es aus mir heraus, bevor ich mich bremsen konnte.
    Er warf mir einen überraschten Blick zu. »Freundin?! Katherine und ich arbeiten zusammen, und darüber hinaus teilen wir wenig – auch nicht das Bett, falls Sie darauf hinauswollten.« Er grinste, und ich ruderte rasch zurück.
    »Na ja, wer sich eng umschlungen mit seiner Sekretärin fotografieren lässt, und mit dem Foto dann die Wände tapeziert, der darf sich nicht wundern«, sagte ich. »Und so wie Katherine Ihnen gegenüber auftritt, Max hier und Max da . . . Ich wette, sie ist in Sie verliebt.«
    Er betrachtete mich mit einem amüsierten Glitzern inden Augen. »Ist das Ihr geschultes Auge als Partnervermittlerin, Miss T.? Sie haben ja richtig Talent!«
    Sein Talent war es anscheinend, mich blitzschnell auf die Palme zu bringen. »Nennen Sie mich nicht Miss T.! Das klingt . . .«
    Er sprach einfach weiter. »Aber Ihr Vorurteil gegenüber Katherine finde ich bedauerlich. Blond und doof?! Die Sekretärin und der Chef?! Etwas phantasievoller dürften Sie doch sein!«
    Ich knirschte mit den Zähnen, aber eine schlagfertige Antwort fiel mir nicht gleich ein. Wir hatten mittlerweile die Eingangshalle erreicht und betraten jetzt den abgelegenen Gang. Niemand hielt uns auf. Weniger als eine Minute später standen wir vor der Tür zum Wäscheraum.
    »Da!«, sagte ich.
    Aus unerfindlichen Gründen war der Außenriegel der Tür eingerastet, sodass sie sich nicht mehr von innen öffnen ließ.
    Brannigan schob bereits den Riegel zurück und stieß die Tür ohne Umschweife auf. Zuerst sahen wir nur die Stoffmauern überall, deren Weiß einen beinahe blendete, dann aber entdeckten wir Raoul, der gegen eins der Regale gelehnt auf dem Boden saß.
    »Raoul!«, rief ich und stürzte zu ihm. »Wie geht es Ihnen?«
    Raoul hatte den Kopf gehoben und gab sich Mühe, ein Lächeln auf sein bleiches Gesicht zu zaubern. »Oh, Miss Tessner . . . es ist nur . . .«
    Brannigan mischte sich ein. »Kommen Sie erst mal hier raus, Raoul.« Er packte Raoul am Oberarm und half ihm, aufzustehen. Ich huschte an Raouls andere Seite und fasste ihn am Ellbogen, und gemeinsam führten wir den Doorman auf seinen wackligen Beinen aus dem Wäscheraum.
    Draußen blieben wir einen Moment stehen. Raoul holteein paar Mal tief Luft und sagte dann: »Jetzt geht’s schon besser, danke. Es ist nur . . . in Räumen, die ich selbst nicht öffnen kann . . . und dann diese Berge von Tüchern überall, wie Leichentücher . . .« Er schüttelte sich. »Ich war so in Eile, wissen Sie. Ich sollte zu einer bestimmten Zeit hinter der Bar vorkommen, aber ich war unsicher, ob ich noch den richtigen Weg wusste, und da . . . na ja, ich glaube, der Wäscheraum war sowieso falsch, stimmt’s, Max?« Er sah Brannigan
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