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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich
Autoren: Christiane André
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talentierte Tochter – darf ich vorstellen, meine Damen und Herren, Nora Tessner!« Mit zwei Schritten war sie neben mir, nahm mich bei der Hand und zog mich ein Stück in die Mitte, vor das applaudierende Publikum. Ich lief – überrumpelt – sofort rot an und grinste dämlich in die Menge. Meine Mutter redete einfach weiter.
    »Sie hat mich letzte Woche in New York wunderbar unterstützt, und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sie eines Tages doch noch in meine Fußstapfen tritt!«
    »Mama, lass das!«, knirschte ich leise und lächelte gequält. Sie sah mich gar nicht an.
    »Aber nun wollen wir Sie nicht weiter auf die Folter spannen. Max?«
    Brannigan war mittlerweile neben den großen Fernseher am anderen Ende der Bar getreten. Jetzt nickte er und drückte einen Knopf der Fernbedienung, die er in der Hand hielt. Während der Bildschirm zum Leben erwachte, hatte ich einen Moment Zeit, mich unauffällig umzusehen.
    Katherine, Brannigans Assistentin, konnte ich nirgendwo entdecken. Die hatte er doch sicher mitgebracht . . . hielt sie ihm etwa oben im Zimmer das Bett warm?!
    Dafür war ein Haufen anderer Leute da. Sabine Leutberger und ihr Team hatten an einer entfernten Wand Aufstellung genommen und filmten fleißig. Die schick angezogenen Männlein und Weiblein in den bequemen Barsesselnsetzten sich murmelnd zurecht, um das Geschehen auf dem Schirm gut verfolgen zu können; es waren etwa fünf Männer (wohl die »amerikanischen Herren«, von denen meine Mutter gesprochen hatte) und genauso viele Frauen – plus Mama und Tochter Westerweg. Es schien sich um eine Kuppelparty zu handeln, und aus den bruchstückhaften Informationen zu schließen, hatte Brannigan die Amis vermutlich mitgebracht, um sie hier deutschen Kundinnen meiner Mutter zuzuführen. Das war also der »Coup«, den sie sich für die Leutberger ausgedacht hatte: Nachschub, taufrisch aus dem Flieger . . . Meine Mutter lächelte mir arglos zu und wies mit einer Kopfbewegung auf den Bildschirm.
    »Message for Denise« war jetzt dort zu lesen. Im Hintergrund sah man ein Bild der New Yorker Skyline, mit wackliger Kamera vom gegenüberliegenden Ufer aufgenommen. Plötzlich trat ein Mann ins Bild. Zu meiner Überraschung war es nicht Raoul, sondern Stan.
    Eisenwarenladen-Stan. Mr.   Gerber. Er trug eine beige Stoffhose und eine helle Windjacke darüber; die brauchte er auch, denn der Wind pfiff deutlich hörbar ins Mikrophon und trieb Stans verbliebene fünf Haare senkrecht in die Luft.
    »Hallo und guten Tag«, sagte Stan und räusperte sich. »Wahrscheinlich sind Sie jetzt ein bisschen verwundert, dass ich auftauche, aber ich mache hier nur die Vorbereitungen . . . Ich bin so etwas wie der Dietrich, der das Schloss aufkriegt, wenn Sie verstehen, was ich meine . . .« Er lachte unsicher, als wisse er selbst nicht so genau, was er da eigentlich von sich gab. »Na ja, ich stehe hier für einen anderen jungen Mann – also, der andere ist jung, ich ja nicht mehr, aber . . . also jedenfalls wird dieser junge Mann gleich auftauchen und eine Liebeserklärung abgeben. Eine Liebeserklärung an eine junge Frau, die er vor Kurzem kennengelernt hat, aber die er jetzt schon . . . von derer jetzt schon weiß, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen möchte. Jetzt könnte man sagen, das ist ein bisschen vorschnell, und ich weiß, dass eine bestimmte Person das sicher sagen wird, aber genau dieser Person möchte ich sagen, dass das Leben manchmal eben vorschnell ist , oder, man könnte auch sagen, das Schicksal schraubt manchmal etwas zusammen, da können wir gar nicht so schnell schauen . . . na ja. Aber bevor ich noch weiter Unsinn rede, lasse ich lieber den jungen Mann zu Wort kommen, der etwas von sich und seinen Gefühlen erzählen will. Ja. Danke schön.«
    Schnitt. Alle applaudierten spontan, gefesselt von der Wärme und charmanten Unbeholfenheit, mit der Stan gesprochen hatte. (Wer hatte da meine Idee geklaut?! Stan zu benutzen, um Biggy aufzulockern – darauf hatte ich ja wohl das Patent!) Auf dem Schirm tauchten jetzt die typischen Häuser von Queens auf, über die die Kamera schwenkte, bis sie auf dem Gesicht von Raoul hängenblieb. Der Puertoricaner wirkte jung, mollig und sehr aufgeregt.
    Mein Blick wurde von einer Bewegung Brannigans abgelenkt, der im Schatten neben dem Fernseher stand. Mein Feind zog nämlich gerade sein Handy aus der Tasche, sah mit gerunzelter Stirn auf das Display und nahm den Anruf dann entgegen. Ich sah, wie er
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