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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich
Autoren: Christiane André
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    Ich knirschte mit den Zähnen. Aber wenn ich ihr jetzt widersprach, würde das Leiden nur verlängert, und außerdem saß mein Chef garantiert im Hinterzimmer und zählte die Sekunden.
    ». . . hast dir zwar seltsame Fächer ausgesucht – Ethnologie , man höre und staune! Ich habe dir immer gesagt, dass dir mit Jura oder BWL ganz andere Türen offen gestanden hätten, aber bitte – lass uns jetzt nicht diese alten Kamellen aufwärmen, Schätzchen, ich habe noch jede Menge Termine heute Vormittag. Ich wollte nur mal hören, ob es dir gut geht. Hast du denn eigentlich noch diesen Freund, diesen . . .hieß er nicht Sören? Oder Sander – irgendwie so etwas Nordisches, das weiß ich bestimmt . . .«
    »Sven. Ganz einfach Sven. Und wir ziehen nächste Woche zusammen. Wir haben eine Wohnung in der Motzstraße bekommen. Ich hab dir letzten Monat davon erzählt – dass wir zusammenziehen wollen.«
    »Nein wirklich, so was! Zusammenziehen! Bist du nicht noch ein bisschen . . . na ja, jung dafür? Noralein? Das ist ein gewaltiger Schritt! Willst du dich wirklich jetzt schon binden . . .?«
    Ich konnte es kaum fassen. Ausgerechnet meine Mutter riet mir von einer festen Bindung ab – meine Mutter! Die stolze Inhaberin einer Heiratsagentur – unter der Bezeichnung hatte sie ihr Geschäft vor 22 Jahren nämlich angefangen. Meine Mutter hatte nichts anderes im Kopf, als Ehen zu stiften, und ich hatte noch nie den Eindruck gehabt, dass sie es dabei allzu genau nahm: »Passt schon«, hatte sie oft verkündet, wenn sie zwei Unglückliche an einem Caféhaustisch zusammengebracht hatte, auch wenn die beiden inhaltlich nie über das Wetter und das bevorzugte Fernsehprogramm hinauskamen. »Passt schon, die Liebe kommt dann mit den Jahren!« Und jetzt erzählte sie mir, die ich stramm auf die dreißig zuging, ich solle mich noch nicht fest binden! Ich war seit eineinhalb Jahren mit Sven zusammen. Aber die zurückhaltende Reaktion meiner Mutter löste bei mir den »Jetzt erst recht«-Effekt aus.
    »Lass das mal meine Sorge sein«, erwiderte ich pampig. »Du müsstest ja genug eigene Sorgenkinder haben.«
    »Hahaha! Du sagst es, Schätzchen, du sagst es! Deswegen brauche ich ja auch deine Hilfe! Ich rechne fest mit dir, du darfst mich auf keinen Fall hängen lassen!«
    Wie bitte?! Das klang nicht gut. Das Beste war, nichts gehört zu haben. Wenn meine Mutter um Hilfe bat, war Katastrophenalarm angesagt.
    »Mein Chef kommt«, flüsterte ich. »Ich muss auflegen,er mag das gar nicht, wenn ich telefoniere . . .« Von Herrn Schubert war keine Spur zu sehen.
    »Was? Aber das ist ein Notfall! Gib ihn mir doch mal, ich erkläre ihm rasch, worum es geht . . .«
    Mist. »Nein! Er . . . er hat einen Kunden . . .«
    »Schätzchen, du wirst begeistert sein! Ich kann leider nicht selbst, ich muss dringend nach Tansania, die Zumhorstens, du erinnerst dich doch, ja, da gibt es Ärger – genau im allerschlimmsten Moment! Es sind schon alle Tickets gebucht, direkt von New York aus nach Daressalam, für das komplette Team, und da zicken die beiden rum! Zwanzig Jahre glücklich verheiratet, und kaum . . .«
    »Moment, Moment – ich verstehe kein Wort! Aber ich hab eigentlich auch keine Zeit . . .«
    Natürlich ignorierte sie meinen Einwand souverän. »Na, der Film natürlich! Der große Fernsehfilm über mich und die Agentur – sag bloß, du hast das vergessen!? Sie drehen doch schon seit einer Woche. Das ist ein Stress, ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht! Und dann auch noch die Zumhorstens . . .«
    Der Film, natürlich. Sie hatte ihn bei unserem letzten Telefonat vor ein paar Wochen erwähnt, aber ich hatte sie nicht sonderlich ernst genommen. Sie machte immer so viel Wind um ihre Agentur. Matches Worldwide – schon der Name war großspurig. Ich hatte geglaubt, irgendjemand würde vielleicht einen Zwei-Minuten-Beitrag für die Abendschau machen.
    ». . . jedenfalls kann ich nicht nach New York, weil ich die Zumhorstens erst wieder versöhnen muss. Die sind doch mein Paradestück, verstehst du?! Also musst du für mich einspringen, Noralein! Ist das nicht toll – New York! Flug, Hotel, ein paar Tage ›Big Apple‹, und es kostet dich keinen Cent! Übermorgen geht’s los, Schätzchen – das ist doch sicher kein Problem für dich!«
    In Wirklichkeit hatte ich in diesem Augenblick sogargleich mehrere Probleme. Erstens war mein Chef jetzt tatsächlich aus dem Hinterzimmer aufgetaucht und näherte sich mit muffigem Gesichtsausdruck.
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