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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich
Autoren: Christiane André
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ganzen Planeten – sie kämpften nun mal ununterbrochen darum, an erster Stelle zu stehen. Und diesen Kampf würde Sven bei mir bestimmt noch nicht verloren geben.
    Kein Wunder, dass Friseure so üppige Honorare nehmen.
    Exakt um zwanzig Minuten nach sechs klingelte ich in der Bleibtreustraße bei Matches Worldwide . Meine Mutter sollte nicht denken, ich würde springen, wenn sie pfeift; da war diese Uhrzeit genau richtig.
    Die neue Sekretärin meiner Mutter hieß Lucy-Lee und kam aus Pankow. Sie war gerade mal 23 und ein bisschen schwer von Begriff – obwohl wir uns schon einmal gesehen hatten, hielt sie mich zunächst für eine Kundin, denn sie lächelte auf diese Art, bei der die Mundwinkel beinahe bis hinter die Ohren rutschen. Während sie mich anstrahlte, tastete ihre Hand schon blind nach ein paar bunten Prospekten.
    »Herzlich willkommen! Schön, dass Sie den Weg zu uns . . .«
    Das hatte meine Mutter ihr beigebracht, jede Wette.
    »Nein, nein, ich bin Nora. Meine Mutter erwartet mich.«
    Das Lächeln mündete in einen erschrockenen Ausruf. »O ja, ach Gott, Entschuldigung! Ich dachte . . . na ja, wenn das so ist – ich sage eben Bescheid.«
    Die tat ja so, als wäre meine Mutter die Bundeskanzlerin! »Ist jemand drin?«, fragte ich.
    Lucy-Lee schüttelte den Kopf und griff nach dem Telefon.
    Ich winkte ab. »Ich gehe einfach rein«, sagte ich. Solangemeine Mutter keine Kunden vor dem Schreibtisch hatte, sah ich nicht ein, warum ich mich hier wie in einer Staatskanzlei bewegen sollte. Es war doch bloß eine Verkupplungsagentur, nichts Seriöses. Außerdem hatte ich schon zu viel mitgemacht mit diesem Laden, als dass ich noch großen Respekt gehabt hätte. In meiner Kindheit und Jugend hatte ich unter dem Job meiner Mutter mehr gelitten, als man sich vorstellen kann.
     
    Eliane Tessner (ein Künstlername; »Elke« klang dann doch nicht so schick, fand meine Mutter) saß hinter ihrem verschnörkelten Schreibtisch und kritzelte eifrig auf einem dicken Stapel Papier herum. Ihr Büro war voll von diesem gruseligen gediegen-goldenen Dekor, bei dem man vor lauter eingebildetem Staub immer Atemprobleme bekommt. Ein Wunder, dass die Agentur noch lief – junge Leute setzten sicher freiwillig keinen Fuß in dieses Gemäuer.
    »Noralein! Eine Sekunde noch . . .«
    An der Wand hinter ihrem Schreibtisch hing die prunkvoll gerahmte Heiratsanzeige eines italienischen Grafen mit beeindruckendem Namen, dem meine Mutter vor achtzehn Jahren eine ihrer Klientinnen aufgeschwatzt hatte: strahlender Beginn der internationalen Karriere Eliane Tessners. Soweit ich wusste, hatte die italienische Ehe nur zwei Jahre gehalten, aber das, hatte meine Mutter immer gesagt, war ja nicht ihre Schuld.
    »So! Alles fertig und bereit für die Übernahme!« Eliane strahlte mich an, als würde sie mir gleich den Nobelpreis überreichen.
    Es gelang mir, gleichzeitig zu nicken und den Kopf zu schütteln. »Ich bin nur gekommen, weil ich . . . weil du so schwer zu erreichen bist und ich dir wenigstens die Gelegenheit geben wollte, mir in Ruhe zu erklären, was überhaupt los ist! Ich habe nämlich nicht den geringsten Schimmer . . .«
    Meine Mutter lachte glockenhell. »Schätzchen! Hab ich dir nicht alles ausführlich erklärt?! Es ist wirklich Alarmstufe dunkelrot, sonst hätte ich dich ja gar nicht belästigt! Willst du etwas trinken? Es ist ganz einfach: Du fliegst mit zwei Kundinnen nach New York, und das Fernsehteam natürlich auch. Brooke hat einen Haufen Termine für die zwei gemacht – na ja, eigentlich nur für Denise, aber mein Instinkt sagt mir, dass die Mutter auch noch rumzukriegen wäre! Haha! Warte mal eben, Lucy-Lee soll dir einen Latte macchiato machen, den liebst du doch so, oder?!« Sie rannte zur Tür, erteilte ihren Befehl und eilte sofort wieder zurück. »Also: Das kann ich natürlich nicht von dir verlangen, dass du die Mutter auch noch unterbringst, aber stell dir vor, wie gut das käme: ›Sie wollte nur einen wunderbaren Partner für ihr Kind, aber nun hat auch die alleinstehende Mutter ihr Glück gefunden!‹ Hach! Ich sag ja nur! Das wäre sozusagen der Knüller . . .«
     
    Es dauerte eine Weile, bis ich ihr die nackten Fakten so aus den Rippen geleiert hatte, dass ich sie auch verstehen konnte:
    Denise Westerweg war Klientin meiner Mutter und sollte mit einem gutsituierten amerikanischen Ehemann versorgt werden – so weit, so einfach. Amerikanische Ehepartner waren das Kerngeschäft von Matches Worldwide , es
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