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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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Augen auf und überlegte. Oma machte Faxen mit den Händen und tat so, als wolle sie Aglaia kitzeln.
    "Weil sie keine Hände haben!" sagte Aglaia.
    "Genau! Siehst Du, und deshalb kann der Regen auch nicht auf der Lampe sitzen." stellte Omama mit erhobenem Zeigefinger fest und sah ihre Tochter Beatrice triumphierend an.
    "Ja, Omama," nickte die Dreijährige. Und nach einer Weile fügte sie ernst hinzu: "Der arme Regen hat keine Hände und jetzt weint er."
    Beatrice griente hinter vorgehaltener Hand und Peter fragte sich, wie dieser philosophische Dialog wohl weitergehen würde. Irgendwann musste die Oma doch in Schwierigkeiten kommen. Doch Oma Ella war unschlagbar.
    "Genau, und die Regentropfen sind lauter Tränen!" schloss sie freundlich die Erklärung dieses bedeutenden Naturphänomens ab und verschwand erhobenen Hauptes wieder in der Küche.
    "Junge, Junge, das hat Omama aber prima hingekriegt!" stellte Peter mit ehrlicher Bewunderung fest.
    Beatrice nickte. "Einfach toll. Solche Omas sind Klasse, selbst wenn’s die eigenen Mütter sind. An derartige Geduldsspiele kann ich mich aus meiner Kindheit allerdings kaum erinnern. Hach, Enkelin muss man eben sein."
    "Ich freue mich schon auf den Tag, wenn meine hochverehrte Schwiegermutter dem Kind die Mengenlehre erklärt." grinste er hämisch.
    Beatrice lachte: "Spotte Du nur! Ich bin sicher, Omama bringt auch das noch perfekt zustande."
    Also kehrte wieder Frieden ein in die Hallen der Drei-Zimmer-Wohnung. Oma brutzelte leckere Schnitzel in der Küche, Peter blätterte desinteressiert in einem Buch aus Opas Sammlung, in dem schlaue alte Generäle verkündeten, sie hätten damals gar nicht gewusst, dass es Krieg geben könnte, sonst hätten sie ihn gewonnen, und Beatrice überlegte, ob sie ihren jährlichen, meist vergeblichen Strickversuch mal wieder abbrechen sollte.
    Aglaia aber klärte ihre Puppe auf: "Du darfst nicht rausgehen, denn draußen wirst Du nass! Der Regen weint, weil er nicht auf die Lampe darf. Nur Auas sitzen nämlich auf der Lampe."
    "Vielleicht sollten wir als Regenmacher in eine trockenere Gegend auswandern," schlug Peter entmutigt vor.
    "In Südfrankreich könntet Ihr damit eine große Zukunft haben," meinte Oma aus der Küche. "Heute stand übrigens in der Zeitung, dass es dort wegen der großen Trockenheit wieder Waldbrände gegeben hat."
    "Mensch, Peter," sagte Beatrice begeistert und pikte ihm ihre Stricknadel in die Seite. "Das wäre doch was für uns! Wir bringen den Regen in die Sonne! Weg isser!"
    "Aua! Sowas! ... Trotzdem  wäre mir jetzt Sonne für den Regen lieber ..." jammerte Peter ganz unmännlich.
    Aber keine hanseatische Idylle ohne Störung: Das Telefon klingelte zur Abwechslung mal wieder. Er starrte Beatrice an. Doch sie schüttelte den Kopf und sagte zu ihm: "Ich bin nicht da!"
    Aus der Küche rief Omama: “Telefon, Kinder, geht bitte mal einer von euch ran?"
    Seiner Schwiegermutter schlägt man nur jeden zweiten Wunsch ab. Also ging Peter an den Apparat und meldete sich mit verstellter Stimme: "Piep. Hier ist der automatische Anrufbeantworter Anschluss Lempler 880..."
    Herrisch unterbrach ihn eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung: "Lass den Quatsch, Mohrchen! Dich suche ich doch gerade!"
    "Uff! Manitou haben gesprochen!"  Peter gab Beatrice ein verzweifeltes Zeichen und meinte dann liebenswürdig: "Hallöchen, grüß Dich Tante Schnuck. Was verschafft mir denn die zweifelhafte Ehre Deines Rauchzeichens?"
    "Odin und meine Haxen!" trompetete Tante Schnuck ins Telefon.
    Bürgerlich hieß Tante Schnuck, wie sie von den beiden liebevoll genannt wurde, Thekla Elisabeth Katharina Baronin von Misera, war 69 Jahre jung und so ganz nebenbei Peters Erbtante.
    "Ich verstehe nicht ganz, die altehrwürdige Squaw möge sich klarer ausdrücken ..." wunderte er sich. Peter wusste zwar, dass Odin der Rappenhengst war, auf dem seine Tante täglich durch die Wiesen galoppierte, aber ...
    "Herrgott, ich bin eben auf den Hintern gefallen und hab mir beide Haxen gebrochen!" schnauzte Tante Schnuck ihren begriffsstutzigen Neffen an.
    "Oh, verdammt," entfuhr es ihm, der nun ehrlich besorgt war. „Das ist, äh, bedauerlich.“
    "Das kannste wohl sagen." schimpfte Schnuck.
    "Und, was  sagt der große weiße Medizinmann dazu?" fragte Peter vorsichtig, da er wusste, dass Tante Schnuck ihn nicht nur wegen einer Lappalie wie einem Beinbruch in Hamburg aufgestöbert hätte. Da musste es wohl noch etwas anderes geben.
    "Pah! Kurpfuscher!" und
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