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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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Schüssel des köstlichsten Karamell-Nuss-Eises aus der Küche und sah die Jugend mit hochgezogenen Augenbrauen an. 
    "Habt ihr etwa Probleme?"
    "Ach nein Mami, überhaupt nicht" stöhnte Beatrice ergeben. "Probleme kann man das nicht nennen. Wir planen nur gerade unsere Flucht nach Ägypten."
    "Ägypten? Welcher Taifun hat Euch denn gestreift?" wunderte sich Oma und stellte das Eis auf den Tisch...
    "Schnuck hat eben angerufen!" erklärte Peter ihr.
    "Ach wie nett, hast Du sie von mir gegrüßt?"
    "Ich kam irgendwie nicht mehr dazu ... Im sich anbahnenden Chaos vergisst man solche Dinge nur zu leicht. Natürlich ein unverzeihlicher gesellschaftlicher Fauxpas!"
    Oma lachte: "Und welchen Namen hat das Chaos?"
    "Umzug!" stöhnte ich. "Wir sollen Lebis und Schnucks Gerümpel in ein Appartement umräumen!"
    "Ach so, ich dachte schon, es wäre was Ernstes." sagte Oma lässig und ging kichernd wieder in die Küche.
    "Du hast gut reden", ereiferte er sich. "Du weißt ja nicht, was uns bevorsteht!"
    "Aber das ist doch wirklich kein Beinbruch, so ein kleiner Umzug ..." tönte es unangebracht fröhlich aus der Cuisine.
    "Von wegen, ein zweifacher Beinbruch ist das!" jammerte er und war auch durch das köstlichste Karamell-Nuss-Eis der Welt, das ihm als Dessert winkte, nicht mehr aufzuheitern.
    „ Wann kommt Opa?“
    „ Der golft.“ Was bedeutete, er aß in seinem Klub.
    Als Peter Oma während des Essens mit Grabesmiene und gutem Appetit von der Kliniksituation erzählt hatte, meinte sie vor dem Nachtisch verständnisvoll: "Nun gut, Schnuck kommt ja nun langsam auch in die Jahre. Ist vielleicht ganz vernünftig, wenn sie sich etwas verkleinert und das Reiten aufgibt."
    "Das Reiten aufgeben?" sagte ich ungläubig. "Davon hat sie nichts gesagt. Ich bin sicher, Schnuck reitet noch im Rollstuhl."
    "Wie auch immer, es ist ja nur ein simpler Umzug geplant," versuchte Oma ihren Schwiegersohn zu beruhigen.
    Peter aber sah immer nur Unmengen von Sesseln, Tischen, Schränken, Kommoden, Porzellan und Gemälden vor sich. Tante Schnuck hatte nämlich im Laufe ihres bewegten Lebens einen Haufen sperriger und nebenbei auch sehr wertvoller Antiquitäten angesammelt.
    „ Bei Schnuck hat das Wort simpel eine geringfügig andere Bedeutung.“
    Auf einige ihrer Gemälde schielten sogar die Museen, zum Beispiel diesen Goya im blauen Salon. Sollten die Museumsheinis doch den Umzug machen, verdammt noch mal! dachte er missmutig.
    "Wie war übrigens das Wetter im Süden?" wollte Beatrice plötzlich wissen.
    "Schnuck sagte, sie habe einen strahlend sonnigen Tag." musste er seiner Frau gestehen. „Richtig sonnig!“
    "Die hat eben Glück ... ach ja, Sonne!" meinte sie versonnen.
    "Könntest Dir auch schnell die Beine brechen," brummte er grimmig. "Vielleicht scheint dann ja auch hier die Sonne!"
    "Au fein Mami!" Schrie Aglaia begeistert: "Wenn deine Beine kaputt sind, dann kann ich doch mit Papi Schwimmen gehen!"
    "Okay, ich werd mir’s überlegen..." Sagte die Abenteuer gewöhnte Mutter ergeben.“Aber kaputte Beine tun weh.“
    „ Schick das Aua auf die Lampe!“  Aglaias Empfehlungen waren stets passend.
    „ Dann ist ja alles Bestens.“  Oma reichte den Nachtisch. „Dann stärkt mal Eure Knochen für die kommenden Herausforderungen.“
     
     

Mit Sack und Pack
     
    Als Regenmacher blieben Beatrice und Peter weiterhin ein Top-Erfolgspaar. Irgendein dämliches Nordatlantik-Tief stattete München seinen grauen Besuch ab. Vor dem Fenster tröpfelte ein magerer aber stetiger Regen auf die glänzenden Dächer Münchens herab.
    "In Frankreich scheint jetzt die Sonne!" Beatrice ließ sich auf das alte Biedermeiersofa fallen, das beleidigt ächzte und sie zur Strafe mit einer Staubwolke einhüllte. 
    Tante Schnucks Wohnung steuerte ihren Teil zur Trostlosigkeit des Augenblicks bei. Außer dem alten und abgewetzten Sofa vom Dachboden war das Zimmer – endlich das letzte Zimmer! - leer. Staubflusen wurden bei jedem Schritt aufgewirbelt und segelten träge übers Parkett. Sozusagen Staub zu Staub, Fluse zu Fluse. Beide besiegelten hier das Ende einer Epoche und auch eines ganz persönlichen Lebensabschnitts.
    In dieser Villa hatte Tante Schnuck ihren ersten, erfreulicherweise sehr wohlhabenden Mann, Major Kurt von Misera, überlebt. Der Major hatte großen ererbten Grundbesitz in Bayern und Österreich, dazu ein sehr hübsches millionenschweres Paket von soliden Wertpapieren sein eigen genannt. Den Grundbesitz verwaltete Tante Schnuck zwar nur
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