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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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schielen.
    "Ich wünsche korrekt angesprochen zu werden, sie Süffel!"
    "Gewiss, Herr ... Herr Obstler Williams mit Schuss!"
    "Prost, abtreten!" befahl Beatrice.
    "Wo ist der Abtritt, Sir?" fragte er dämlich und schielte wie eine Flunder.
    Ein diskretes Räuspern unterbrach sie bei ihrer Lieblingsbeschäftigung - dem Blödeln mit unsinniger Rollen. In der Tür stand einer der tätowierten Möbelpacker und sagte leicht irritiert: "Ick möchte Ihnen ja nich störn, aba wir fahn jetz' ab! Hamse noch'n Wunsch?"
    "Nee, lassense's man jut sein." sagte Beatrice wie Orje, das Berliner Original. Peter schielte den Möbelpacker an.
    "Na denn ..." Nachdem er die Beiden eine Weile unschlüssig angestarrt hatte, machte der Möbelpacker sich kopfschüttelnd mit einem  Was-solls-die-spinnen-Achselzucken davon.
    Beatrice und Peter sahen sich an und prusteten los. Sicher hielt der Mann sie nun für vollkommen verrückt, oder wie die Engländer etwas höflicher zu sagen pflegen, etwas exzentrisch.
    "Well, dann machen wir uns wieder an die Arbeit," resignierte Peter und ging mit Beatrice Hand in Hand ins nächste Zimmer.
    Es waren zwar schon alle Zimmer ausgeräumt, aber das war noch nicht alles. Immerhin hatte Tante Schnuck ihnen einen Monat Zeit für die schwere Aufgabe gelassen. Sie hatten es in sechs Tagen geschafft. Kostbare Urlaubstage natürlich.
    Der Witz an der Sache war, dass Schnucks neue Wohnung bereits wieder eingerichtet war. Jetzt wurden nur noch Möbel in ein Lagerhaus gebracht, um dort auf den jüngsten Tag zu warten. Mochte Schnuck noch so modern sein in Ihren Ansichten, von ihren Möbeln trennte sie sich nicht.
    "Ihr könnt Euch nehmen, was Ihr wollt, aber verkauft wird nichts!" hatte sie ihnen erklärt.
    "Aber wohin soll denn der ganze Plunder nur?" wollte Peter verzweifelt wissen. "Du kannst doch unmöglich Deine neue Wohnung bis unters Dach voll stellen. Dann lebst Du ja in einem Möbellager!"
    "Nein, nicht ich, meine Möbel werden in einem Möbellager leben!" sagte Tante Schnuck kühl.
    "Wie bitte?" stockte ihm  der Atem. "Sag das noch einmal!"
    "Du hast mich schon richtig verstanden, meine Möbel werden in einem Lager leben. Gut verpackt und gegen Holzwürmer geschützt."
    "Aber Schnuck, das kostet doch einen Haufen Geld - für was denn eigentlich?" fragte Peter nun doch etwas verblüfft. Tante Schnuck war zwar recht großzügig, konnte aber durchaus rechnen, was sich auch daran zeigte, dass sie ihr Vermögen durch kluge Geldanlagen im Lauf der Jahre noch vermehrt hatte.
    Mit dem Möbellager hatte er aber einen wunden Punkt getroffen. Zornig hatte sie ihn aus ihrem Krankenlager an gefunkelt und eisig geantwortet: "Mein lieber Junge, ihr jungen Leute habt Euer Herz zu oft an der Garderobe abgegeben. Mein Pferd bekommt auch sein Gnadenbrot und wird nicht an den Abdecker verkauft!"
    "Und Deine Möbel bekommen ebenfalls ihr Gnadenbrot?" fragte er unbeeindruckt weiter.
    "Jetzt hat’s geklickt! Jawoll, sie haben mit treu gedient und sich das redlich verdient!" Dabei reckte sie energisch das Kinn vor, für Peter ein sicheres Zeichen, dass nun in dieser Diskussion alles gesagt war.
    "Na denn," unterbrach Beatrice seine trüben Gedanken, "lass uns weiter dafür sorgen, dass Kunibald, der Couchtisch, und Lola, die Chaiselongue, ihr Gnadenbrot in ihrem Alterssitz bekommen. Du weißt ja, das besondere Heim - trocken, gut gelüftet und mit der besonders zentralen Lage am Güterbahnhof!"
    "Ja, aber wohin nur mit Leonidas, dem Tablett?" Peter war ratlos.
    "Mit ihm oder auf ihm - wie hätten Sie's denn gerne?" Beatrice lispelte , als wäre sie die Großherzogin von Knattersreuth, deren Porträt sie eben von der Wand nahm.
    Die Dielen im Nebenzimmer knisterten missbilligend, als das Telefon klingelte.
    "Kontrolle!" Beatrice lachte , als er zum Telefon schlurfte, denn Peter wusste sehr wohl, wer da anrief.
    "Zur Stelle, dero Gnaden?" Peter flötete  in den Hörer wie eine Kammerzofe.
    "So hab ich’s gerne!" Tante Schnuck knurrte am anderen Ende: "Wie läuft’s?  Alles im Plan?"
    "Es läuft ... vor allem der Schweiß." Peter seufzte: "Also, was gibt’s jetzt wieder, edle Mume?"
    "Ach, nur eine Kleinigkeit ... habt ihr die Gemälde im roten Salon schon verpackt?"
    "Neee ... geht es Dir etwa nicht schnell genug?" Peter war gekränkt. "Wir sollten damit doch bis zum Schluss warten! War das jetzt wieder falsch?"
    "Ach was, Ihr macht das super. Ich möchte nur nicht, dass diese Gemälde ins Lager kommen. Es sind glaube ich
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