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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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sechs Stück."
    Peter hatte sie nicht gezählt, die alten Schinken waren ihm egal.
    "Mag sein ... und, was soll damit geschehen? Wieder aufhängen etwa?"
    "Nö. Nehmt sie doch bitte vorübergehend in eure Wohnung mit."
    "Die nehmen aber verdammt viel Platz weg, die sperrigen Schinken!" In ihre kleine Wohnung? Also wirklich!
    "Weiß ich doch, mein süßer Neffe. Aber das wirst Du doch für Dein liebes, zittriges, invalides, altes Tantchen tun, oder?"
    "Grrr! Also, ich weiß nicht recht ..."
    "Es soll auch nicht Dein Schaden sein, Junge!"
    "Komm, Schnuck, damit köderst Du mich jetzt seit zwanzig Jahren." sagte er leichthin. "Trotzdem kommt meine Karriere als Erbschleicher nicht so richtig voran."
    "Gieriger Lümmel!" Tante Schnuck schnaufte scheinbar entrüstet, um dann seidenweich fortzufahren: "Ich meine es wirklich ernst, mein Junge, diesmal gibt es was für Euch, sozusagen aus warmer Hand!"
    "Ach hör doch auf mit dem Schmarren, Du weißt genau, wir wollen nix von Dir. Werd gesund, das zählt!“
    „ Nett, aber ...“
    Peter.stöhnte: „Also gut, nehmen wir die Bilder mit!"
    "Danke Dir, Süßer..."
    "Beatrice wird gleich eifersüchtig, Tante Schnuck!"
    "Ohlala, Du machst mich verlegen, mein Süßer..."
    "Jetzt langt's! Tschüss, oh Du malade Seniorin!"
    "Pfui!" sagte Schnuck und legte auf.
    Peter schüttelte den Kopf. Was sollte denn das nun wieder bedeuten? Die Bilder zu ihnen nach Hause ... diese alten Ölschinken!
    "Kommt nun nicht mehr drauf an," meinte Beatrice ergeben und nahm achselzuckend ein Bild nach dem anderen von der Wand. Im Halbdunkel sah sie nicht mehr so genau hin, was es für Bilder waren. Früher schon hatte sie den ganzen alten Schinken auch nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weil Tante Schnucks Haus angefüllt war mit alten Gemälden jeder Provenienz, die aber nicht so nach dem Geschmack von Peter und Beatrice waren. Sie wussten zwar, dass Tante Schnucks Bilder teilweise recht wertvoll sein mussten, aber welche das waren, das hatte sie nie wirklich interessiert. Die Pinseleien in den dicken Rahmen gehörten eben zur Einrichtung wie die verblasste Tapete.
    Erst als sie zuhause die Bilder im Wohnzimmer aus den schützenden Decken auswickelten, wurde Beatrice blass.
    "Um Gottes Willen, sieh mal hier die Signatur!" rief sie erschrocken und hielt ihm ein kleines Bild vor die Nase.
    Deutlich war dort "Goya" zu lesen.
    "Na und, irgend so ein Goya eben," meinte er desinteressiert, denn er hatte nach dem heutigen Tag genug von Schnucks Gerümpel.
    "Ja, kapierst Du das denn nicht!" rief Beatrice ärgerlich. "Das sind Irrsinns Werte! Hier bei uns! Stell Dir mal vor, es bricht einer ein?"
    "Na ja ... wer vermutet denn hier schon einen Goya," meinte er lahm, obwohl jetzt auch ihm langsam dämmerte, was ihm Tante Schnuck da so locker aufgebürdet hatte.
    "Wir rufen sie sofort an!" sagte Beatrice streng. "Diese Verantwortung will ich nicht tragen!"
    "Na schön ... aber was ändert das denn?" fragte Peter lahm, der wenig Lust zu irgendwelchen abendlichen Aktivitäten verspürte.
    "Die Bilder müssen weg! Noch heute!" forderte Beatrice aufgeregt.
    "Ruhig ruhig, ich rufe Schnuck wirklich erst mal an. Vielleicht sind es ja wirklich nur billige Kopien ..."
    "Ach ja ...?" spottete Beatrice. "Hast Du bei Tante Schnuck schon jemals billige Kopien gesehen?"
    "Eigentlich ... äh, doch eher recht selten ..." musste er missmutig zugeben.
    "Quatsch! Sie hat nur echte Bilder, das weißt Du doch ganz genau!" korrigierte ihn Beatrice vorwurfsvoll.
    Peter gab nach und rief Tante Schnuck also an und bat um Aufklärung.
    "Na ja, ich möchte die Gemälde eben nicht im Speicher haben," erklärte sie nichtssagend.
    "Also hör mal, Schnuck! Du weißt doch genau, dass wir mit unserer Ikea-Bude nicht gerade hoch versichert sind. Wenn hier einer einbricht ... Das kann ich doch nie ... also, das geht einfach nicht, das geht wirklich nicht!"
    "Hab dich nicht so, Möhrchen!"
    "Schnuck, jetzt lass uns bitte mal ernsthaft reden! Wir können diese große Verantwortung nicht tragen, das weißt Du doch selbst ganz gut. Was soll denn nun werden."
    "Ich überschlafe es. Ihr seid doch heute Nacht zuhause, da kann doch eigentlich gar nichts passieren, gelle?"
    "Ja ... na gut, aber morgen früh wird die Sache geklärt, verdammt noch mal!"
    "Na sicher, schaut euch die Bildchen nur mal gut an."
    Dazu hatte sie nun keine Lust mehr. Sie gingen diese Nacht mit mulmigem Gefühl zu Bett. Vor lauter Einbrecherangst schoben sie die Bilder unters Bett
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