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Maigret und die alte Dame

Maigret und die alte Dame

Titel: Maigret und die alte Dame
Autoren: Georges Simenon
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Tage in der Woche bei ihr arbeitet, heißt Honoré; aber erstens war er am Sonntag nicht da, zweitens habe ich mir sagen lassen, dass er nur große rot-weiß karierte Taschentücher benutzt.
    Weil ich nicht wusste, wo ich mit der Untersuchung beginnen sollte, fing ich an, die Leute in der Stadt auszufragen, und so erfuhr ich vom Zeitungsverkäufer, dass Arlette nicht mit dem Zug, sondern mit dem Auto, einem großen grünen Sportwagen, gekommen sei. Jetzt ließ sich alles leichter an. Der Besitzer des grünen Autos hatte für Sonntag Nacht ein Zimmer reservieren lassen, und zwar in dem Hotel, das ich auch Ihnen empfohlen habe.
    Es handelt sich um einen gewissen Hervé Peyrot, der auf dem Anmeldeformular als Beruf Weinhändler angab, wohnhaft in Paris, Quai des Grands Augustins.«
    »Hat er auswärts geschlafen?«
    »Er blieb an der Bar sitzen, bis das Hotel kurz vor Mitternacht schloss, worauf er, anstatt hinaufzugehen und sich schlafen zu legen, zu Fuß wegging, angeblich um sich das Meer anzusehen. Nach der Aussage des Nachtportiers kam er erst gegen halb drei Uhr morgens zurück. Ich fragte den Hausdiener, der die Schuhe putzt, und er sagte mir, dass an den Schuhsohlen Peyrots rote Erde geklebt habe. Dienstag früh fuhr ich noch einmal nach La Bicoque und nahm die Spuren in einer Rabatte unter dem Zimmerfenster, in dem Arlette schlief, ab.
    Was halten Sie davon?«
    »Nichts.«
    »Was Theo Besson angeht...«
    »Er war auch da?«
    »Nicht über Nacht. Sie wissen ja bereits, dass die beiden Söhne Besson aus erster Ehe stammen und Valentine nicht ihre Mutter ist. Ich habe mir hier den ganzen Stammbaum notiert, und wenn Sie wollen...«
    »Nicht jetzt, ich habe Hunger.«
    »Kurz, Theo Besson, 48 Jahre alt und Junggeselle, macht seit zwei Wochen hier in Etretat Urlaub.«
    »Bei seiner Stiefmutter?«
    »Nein. Er besuchte sie nicht. Ich glaube, sie sind zerstritten. Er hat ein Zimmer im >Roches Blanches<, dem Hotel, das Sie von hier aus sehen können.«
    »Er war also nicht in La Bicoque?«
    »Warten Sie ab. Als Charles Besson...«
    Der arme Castaing stöhnte und versuchte verzweifelt, ein klares Bild von der Situation zu geben, und das einem Maigret, der gar nicht zuzuhören schien.
    »Am Sonntag früh um elf Uhr traf Charles Besson mit seiner Frau und seinen vier Kindern ein. Sie haben ein Auto, einen schweren Packard, altes Modell. Arlette war schon vor ihnen angekommen. Sie aßen alle in La Bicoque zu Mittag. Dann ging Charles Besson mit seinen beiden Ältesten an den Strand, einem fünfzehnjährigen Jungen und einem zwölfjährigen Mädchen, während die Damen sich unterhielten.«
    »Hat er seinen Bruder getroffen?«
    »Das ist es ja gerade. Ich habe Charles Besson im Verdacht, dass er den Spaziergang nur vorgeschlagen hat, um in der Bar des Kasinos etwas trinken zu können. Er hebt offenbar ganz gerne einen, wenn man dem Gerede glauben darf. Dabei traf er Theo, von dessen Aufenthalt in Etretat er nichts wusste, und wollte ihn unbedingt nach La Bicoque mitnehmen. Theo willigte schließlich ein. Die Familie war also beim Abendessen vollzählig, es gab kaltes Büfett, bestehend aus Languste und Hasenkeule.«
    »Wurde niemand davon krank?«
    »Nein. Außer den Familienangehörigen hielt sich nur das Dienstmädchen im Haus auf. Charles Besson brach gegen halb zehn Uhr mit seiner Familie auf. Claude, der Fünfjährige, hatte bis dahin im Zimmer der alten Dame geschlafen; als sie einsteigen wollten, musste dem Kleinsten, der erst sechs Monate alt ist und schrie, die Flasche gegeben werden.«
    »Wie heißt die Frau von Charles Besson?«
    »Ich glaube, Emilienne, aber man nennt sie Mimi.«
    »Mimi«, sagte Maigret nachdenklich vor sich hin, als ob er eine Lektion wiederholen müsste.
    »Sie ist eine kräftige Brünette um die Vierzig.«
    »Kräftige Brünette, so! Sie sind also in ihrem Packard nach neun Uhr losgefahren?«
    »Richtig. Theo blieb dann noch ein paar Minuten, und dann waren nur noch die drei Frauen im Haus.«
    »Valentine, ihre Tochter Arlette und die Rose.«
    »Genau. Die Rose spülte in der Küche das Geschirr ab, während sich Mutter und Tochter im Salon unterhielten.«
    »Liegen die Zimmer alle auf einer Etage?«
    »Außer dem Gästezimmer, das, wie ich Ihnen schon gesagt habe, im Erdgeschoß liegt und dessen Fenster auf den Garten hinausgehen. Sie werden schon sehen. Es ist ein richtiges Puppenhaus mit ganz kleinen Zimmern.«
    »Ging Arlette nicht in das Zimmer ihrer Mutter hinauf?«
    »Gegen zehn Uhr
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