Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
hartgekochte Eier in Scheiben mit Zwiebeln?«
    Er führte ihn in die Markthallen und bestellte für ihn Eier à la Caen und Crêpes Suzette, die man ihnen auf hübschen Messingwärmern servierte.
    »So was nennen wir tote Tage.«
    »Wir auch.«
    Was mochte der Mann von Scotland Yard von ihm denken? Er war gekommen, um Maigrets Methoden zu studieren, und Maigret hatte gar keine Methode. Er fand nur einen dicken, ein wenig plumpen Mann vor, der ihm als der Prototyp des französischen Beamten erscheinen mußte. Wie lange würde er ihm noch wie sein Schatten folgen?
    Um zwei Uhr waren sie wieder am Quai des Orfèvres, und Caracci hockte dort noch immer in dem Glaskäfig, der als Warteraum dient. Das bedeutete, daß man noch nichts aus ihm herausbekommen hatte und ihn von neuem verhören würde.
    »Hat er gegessen?« fragte Mr. Pyke.
    »Ich weiß es nicht. Mag sein. Manchmal läßt man ihnen ein belegtes Brot holen.«
    »Und sonst?«
    »Sonst läßt man sie fasten, um ihrem Gedächtnis ein bißchen nachzuhelfen.«
    »Der Chef verlangt nach Ihnen, Herr Kommissar.«
    »Gestatten Sie, Mr. Pyke?«
    Das war immerhin eine kleine Erholungspause. In das Büro des Chefs würde ihm der andere nicht folgen.
    »Herein, Maigret. Ich habe eben einen Anruf aus Draguignan bekommen.«
    »Ich weiß schon Bescheid.«
    »Lechat hat sich mit uns in Verbindung gesetzt. Haben Sie im Augenblick viel Arbeit?«
    »Nicht allzuviel. Abgesehen von meinem Gast …«
    »Geht er Ihnen auf die Nerven?«
    »Er ist der korrekteste Mensch der Welt.«
    »Erinnern Sie sich an den Pacaud?«
    »Als ich seine Karteikarte durchsah, ist mir alles wieder eingefallen.«
    »Finden Sie nicht, daß das eine merkwürdige Geschichte ist?«
    »Ich weiß davon nur, was Lechat mir am Telefon gesagt hat, und er wollte mir alles so genau erklären, daß ich am Ende kaum etwas verstanden habe.«
    »Sein Vorgesetzter hat lange mit mir gesprochen. Er will durchaus, daß Sie dorthin kommen. Nach seiner Meinung ist Pacaud Ihretwegen ermordet worden.«
    »Meinetwegen?«
    »Anders kann er sich den Mord nicht erklären. Seit mehreren Jahren hat Pacaud, bekannter unter dem Namen Marcellin, auf seinem Boot in Porquerolles gelebt. Er war dort eine recht volkstümliche Figur. Soviel ich verstehen konnte, hat er mehr von einem Vagabunden als von einem Fischer gehabt. Im Winter tat er überhaupt nichts. Im Sommer führte er Touristen um die Insel herum. Niemand konnte ein Interesse daran haben, ihn umzubringen. Er hat sich mit keinem Menschen gestritten. Man hat ihm auch nichts gestohlen, aus dem einfachen Grunde, weil da gar nichts zu stehlen war.«
    »Wie ist er ermordet worden?«
    »Das ist gerade die Frage, die der dortigen Polizei Kopfzerbrechen macht.«
    Der Leiter der Kriminalpolizei sah einige Notizen durch, die er sich während des Telefongesprächs gemacht hatte.
    »Da ich den Ort nicht kenne, kann ich mir nur schwer ein genaues Bild davon machen. Vorgestern abend …«
    »Ich glaubte verstanden zu haben, es sei gestern abend gewesen …«
    »Nein, vorgestern. Eine Anzahl von Leuten war in der ›Arche Noah‹ versammelt. Das muß ein Gasthaus oder ein Café sein. Um diese Jahreszeit sieht man dort wohl nur Stammgäste. Alle kennen sich untereinander. Marcellin war auch da. Im Lauf eines ganz allgemeinen Gesprächs hat er Sie erwähnt.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich auch nicht. Man spricht ja gern von berühmten Leuten. Marcellin hat behauptet, Sie seien sein Freund. Vielleicht hatten einige Leute Zweifel an Ihren beruflichen Fähigkeiten geäußert. Jedenfalls hat er Sie ungewöhnlich heftig verteidigt.«
    »War er betrunken?«
    »Er war immer mehr oder weniger betrunken. Es wehte gerade ein starker Mistral. Ich weiß nicht, was der Mistral dort für Wirkungen hat, aber soweit ich verstanden habe, sind sie ziemlich beträchtlich. Vor allem wegen des Mistrals hat Marcellin, statt sich in seinem Boot, wie er es sonst tat, schlafen zu legen, eine Hütte aufgesucht, die sich dicht am Hafen befindet und wo die Fischer ihre Netze aufbewahren. Als man ihn am nächsten Morgen dort auffand, hatte er mehrere aus nächster Nähe abgegebene Schüsse im Kopf und einen in der Schulter. Der Mörder hat auf ihn sein ganzes Magazin abgefeuert, und nicht genug damit, er hat ihn auch noch mit einem schweren Gegenstand ins Gesicht geschlagen. Er scheint wie ein Berserker gewütet zu haben.«
    Maigret blickte durch den Regenvorhang auf die Seine draußen und dachte an die Sonne des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher