Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
Telefonistinnen von einer Stadt zur anderen rufen: »Hallo Paris … Paris … Hallo … Paris … Paris … Hallo Toulon … Ist da Toulon? Hallo Toulon …« Funktionierte das Telefon jenseits des Kanals besser? Mr. Pyke sah und hörte zu, ohne eine Miene zu verziehen, und Maigret spielte, um nicht aus der Haut zu fahren, mit einem Bleistift.
    »Hallo! Ob ich einen gewissen Marcellin kenne? Was für einen Marcellin? Wie? Ein Fischer? Sprechen Sie etwas deutlicher, Lechat. Ich verstehe nichts von dem, was Sie mir erzählen. Ein Mann, der auf einem Boot lebt? So … na und? Er behauptet, er sei mein Freund? Wie? Er hat das behauptet? Er ist tot? Er ist in der letzten Nacht ermordet worden? Das geht mich nichts an, mein lieber Lechat. Das fällt nicht in meinen Dienstbereich. Er hatte den ganzen Abend von mir gesprochen? Und Sie sagen, er sei meinetwegen umgebracht worden?«
    Er hatte den Bleistift hingelegt und versuchte mit seiner freien Hand die Pfeife wieder anzuzünden.
    »Ich notiere, ja … Marcel … also nicht mehr Marcellin. Wie Sie wollen. P wie Paul, A wie Arthur, C wie Cäsar, Ja. Pacaud. Sie haben die Fingerabdrücke geschickt? Ein Brief von mir? Sind Sie sicher? Ein Bogen mit einem Firmenaufdruck? Mit was für einem? Brasserie des Ternes? Das ist möglich. Und was habe ich geschrieben?«
    Wenn nur Mr. Pyke nicht dagewesen wäre und ihn so beharrlich beobachtet hätte!
    »Ich schreibe mit, ja … ›Ginette fährt morgen ins Sanatorium. Sie läßt Sie vielmals grüßen. Herzlichst …‹ Und die Unterschrift lautet Maigret? Aber nein, das ist nicht unbedingt eine Fälschung. Ich glaube mich an etwas zu erinnern. Ich werde zum Erkennungsdienst hinaufgehen. Dorthin kommen? Sie wissen doch, daß der Fall mich nicht betrifft.« Er wollte schon einhängen, mußte dann aber doch noch, auf die Gefahr hin, daß Mr. Pyke sich darüber wunderte, fragen:
    »Scheint bei Ihnen die Sonne? Mistral? Aber Sonne? Gut. Sobald ich etwas weiß, rufe ich Sie wieder an. Bestimmt.«
    Wenn Mr. Pyke auch kaum Fragen stellte, so hatte er doch eine Art, einen anzusehen, daß man sich zum Sprechen gezwungen fühlte.
    »Kennen Sie die Insel Porquerolles?« fragte Maigret, während er endlich seine Pfeife anstecken konnte. »Sie scheint sehr schön zu sein, wie Capri und die griechischen Inseln. In der letzten Nacht ist dort ein Mann ermordet worden, aber der Fall ist nicht Sache meiner Abteilung. Man hat in seinem Boot einen Brief von mir gefunden.«
    »Ist der Brief wirklich von Ihnen?«
    »Wahrscheinlich. Ja, der Name Ginette erinnert mich an irgend etwas. Gehen Sie mit hinauf?«
    Mr. Pyke kannte schon alle Räume im Hause, weil man ihn gleich überall herumgeführt hatte. Hintereinander stiegen sie zum Dachgeschoß hinauf, wo sich die Kartei befindet, in der alle Personen registriert sind, die einmal etwas mit der Justiz zu tun gehabt haben. Wegen des Engländers litt Maigret fast an einem Minderwertigkeitskomplex, und er schämte sich für den bejahrten Angestellten im grauen langen Kittel, der Veilchenbonbons lutschte.
    »Sagen Sie, Langlois, geht’s Madame übrigens wieder besser?«
    »Nicht meine Frau ist krank, Monsieur Maigret, sondern meine Schwiegermutter.«
    »Ach so, ja. Verzeihen Sie. Ist sie operiert worden?«
    »Sie ist gestern wieder nach Hause gekommen.«
    »Sehen Sie doch bitte einmal nach, ob Sie eine Karte mit dem Namen Marcel Pacaud haben. Mit einem d am Ende.«
    War das in London besser? Man hörte den Regen auf das Dach prasseln und in die Dachrinnen laufen.
    »Marcel?« fragte der Angestellte, der auf eine Leiter gestiegen war.
    »Ja, geben Sie mir seine Karte.«
    Außer den Fingerabdrücken befanden sich darauf ein Foto von vorn und eins im Profil, auf dem Marcel ohne Kragen und Krawatte und ohne jede mildernde Retusche zu sehen war.
    »Pacaud, Marcel-Joseph-Etienne, geboren in Le Havre, Schiffer.«
    Maigret blickte prüfend mit gerunzelter Stirn auf die Fotos und versuchte sich zu erinnern. Sie waren aufgenommen worden, als der Mann fünfunddreißig Jahre alt war. Er sah mager und krank aus. Eine blutunterlaufene Stelle über dem rechten Auge schien darauf hinzudeuten, daß man ihn, bevor man ihn dem Fotografen übergab, nicht gerade sanft verhört hatte.
    Es folgte eine ziemlich lange Liste seiner Strafen. Mit siebzehn Jahren war er in Le Havre wegen mehrerer Schlägereien verurteilt worden. In Bordeaux ein Jahr später wegen desselben Delikts und zusätzlich wegen öffentlicher Trunkenheit und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher