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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter
Autoren: Georges Simenon
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spreche im Auftrag eines Gastes, der mich gebeten hat, Sie anzurufen.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Vielleicht eine Viertelstunde. Ich hätte sofort anrufen sollen, aber um diese Zeit haben wir Hochbetrieb hier.«
    »Ein kleiner Mann mit Regenmantel?«
    »Ja … Na gut … Ich hatte schon Angst, dass er mir einen Streich spielen wollte … Er hatte es sehr eilig. Er hat die ganze Zeit auf die Straße geblickt … Warten Sie, ich muss noch mal genau überlegen … Er sagte, ich sollte Ihnen mitteilen, dass er versuchen würde, den Mann ins ›Canon de la Bastille‹ zu locken. Kennen Sie es? Es ist die Brasserie an der Ecke des Boulevard Henri-IV. Er möchte, dass Sie schnell jemanden hinschicken … Warten Sie, das ist noch nicht alles. Sie werden schon wissen, was es bedeutet. Er hat wörtlich gesagt: ›Es ist jetzt ein anderer, es ist der große Rothaarige, der Gemeinste von allen …‹«
     
    Maigret ging selbst hin. Er hatte ein Taxi genommen und bis zur Place de la Bastille nicht einmal zehn Minuten gebraucht. Es war ein großes, ruhiges Lokal, in dem vor allem Stammgäste verkehrten, die das Tagesgericht oder kalten Aufschnitt aßen. Er hielt nach einem Mann im Regenmantel Ausschau und inspizierte die Kleiderständer, in der Hoffnung, einen beigen Regenmantel zu entdecken.
    »Sagen Sie, Garçon …«
    Es waren sechs Kellner da, dazu die Kassiererin und der Wirt. Er befragte sie alle. Niemand hatte den Mann gesehen. Er setzte sich also in eine Ecke in der Nähe der Tür, bestellte ein kleines Bier, zündete sich eine Pfeife an und wartete. Eine halbe Stunde später bestellte er trotz der Sandwiches einen Teller Sauerkraut. Er beobachtete die Leute, die draußen vorübergingen. Bei jedem Regenmantel zuckte er zusammen, und es gab viele davon, weil schon der dritte Regenschauer an diesem Morgen niederging. Ein klarer, durchsichtiger Regen, einer von der harmlosen Sorte, der den Schein der Sonne nicht trübte.
    »Hallo? … Kriminalpolizei? … Hier Maigret. Ist Janvier zurück? … Geben Sie ihn mir … Bist du’s, Janvier? … Spring in ein Taxi, und komm zu mir ins ›Canon de la Bastille‹. Du hast recht, das scheint unser Kneipen-Tag zu sein. Ich warte auf dich … Nein, nichts Neues.«
    Möglich, dass der aufgeregte Mann ihn nur zum Besten hielt. Und wenn schon! Maigret ließ trotzdem den diensthabenden Inspektor im ›Canon de la Bastille‹ zurück, während er selbst ins Büro zurückfuhr.
    Es war kaum anzunehmen, dass Nines Mann seit halb eins ermordet worden war, denn er schien sich nicht in abgelegene Gegenden zu wagen. Er suchte sich im Gegenteil belebte Viertel und verkehrsreiche Straßen aus. Trotzdem setzte sich der Kommissar mit der polizeilichen Notrufzentrale in Verbindung, der innerhalb von Minuten alle Vorfälle in Paris gemeldet wurden.
    »Wenn man Ihnen meldet, dass ein Mann in Regenmantel einen Unfall gehabt hat, in einen Streit oder sonst was verwickelt war, rufen Sie mich bitte an.«
    Er gab auch Anweisung, dass einer der Wagen der Kriminalpolizei im Hof zu seiner Verfügung bleiben solle. Vielleicht war das lächerlich, aber er wollte nichts außer Acht lassen, was ihm vielleicht nützen konnte.
    Er empfing einige Leute, rauchte eine Pfeife nach der anderen, stocherte hin und wieder im Ofen, während das Fenster die ganze Zeit offen stand, und warf ab und zu einen strengen Blick auf das Telefon, das stumm blieb.
    »Sie haben meine Frau gekannt«, hatte der Mann gesagt.
    Er suchte in seinem Gedächtnis nach einer Nine. Es mussten ihm viele Nines begegnet sein. Vor einigen Jahren hatte er eine gekannt, die eine kleine Bar in Cannes betrieben hatte. Aber sie war schon damals eine alte Frau gewesen und inzwischen bestimmt gestorben. Und eine Nichte seiner Frau, die eigentlich Aline hieß, wurde von allen Nine genannt.
    »Hallo? Kommissar Maigret?«
    Es war vier Uhr. Obwohl es draußen noch ganz hell war, hatte Maigret schon die Lampe mit dem grünen Schirm auf dem Schreibtisch angeknipst.
    »Hier spricht der Vorsteher vom Postamt 28 in der Rue du Faubourg-Saint-Denis. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Wahrscheinlich handelt es sich um einen schlechten Scherz. Vor ein paar Minuten war hier jemand am Paketschalter und … Hallo? … Er sah aus, als hätte er es eilig, und machte einen verängstigten Eindruck. Das hat mir die Schalterbeamtin, Mademoiselle Denfer, gesagt. Er hat sich andauernd umgedreht, hat ihr dann ein Papier hingeschoben und gesagt: ›Fragen Sie nicht, was das zu
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