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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut
Autoren: Michael Ridpath
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in Texas.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe.«
    »Du hast harte Zeiten hinter dir«, sagte Magnus. »Wirklich harte Zeiten. Die meisten anderen Menschen wären schon längst daran zerbrochen.«
    Harpa lächelte schwach. »Ich bin auch nicht weit davon entfernt.«
    »Das glaube ich nicht. Denk einfach an Markús! Denk immer an deinen Sohn. Reiß dich für ihn zusammen.«
    »Ja«, sagte Harpa. »Ja.«
    Magnus leerte seine Tasse. »Trotz allem kann er von Glück sagen, eine Mutter wie dich zu haben. Wenn du dich zusammenreißt, wird ein toller Junge aus ihm werden. Davon bin ich überzeugt.«
    Harpa versuchte, nicht zu weinen. »Danke«, brachte sie so leise hervor, dass Magnus es kaum verstand.

    Langsam sank die Sonne auf das Meer im Westen zu, streifte die breite Schulter des Bjarnarhöfn-Bergs. Als Magnus zurück nach Reykjavík fuhr, war er froh, allein im Wagen zu sitzen. Er wollte
die zwei Stunden Ruhe zwischen dem Trubel auf der Wache in Stykkishólmur und dem Polizeipräsidium genießen.
    Sein Telefon klingelte. Magnus kannte die Nummer nicht, fast hätte er das Gespräch nicht angenommen. Nach dem dritten Klingeln beschloss er, es sei besser, sich doch zu melden.
    »Hier Magnús.«
    »Hallo, Magnús, hier ist Snorri.«
    Unbewusst richtete er sich auf dem Fahrersitz auf. Der Große Lachs persönlich.
    »Hallo, Snorri.«
    »Ich rufe an, um mich zu entschuldigen. Du hattest die ganze Zeit recht. Wir hätten auf dich hören sollen.«
    »War eine schwierige Entscheidung«, sagte Magnus. »Ich hatte ja keine Beweise.«
    »Es war eine gute Entscheidung. Ich nehme an, deshalb haben wir dich hier. Und wir möchten, dass du bleibst.«
    »Danke«, sagte Magnus. »Noch was, Snorri …«
    »Ja?«
    »Vergiss nicht: Diese Leute sind Kriminelle, keine Terroristen.«
    Snorri lachte. »Werde ich dran denken. Muss nur alle anderen davon überzeugen.«
    Lächelnd legte Magnus auf. Er wusste die Entschuldigung zu schätzen. Seiner Erfahrung nach baten Polizeibeamte nicht gern um Verzeihung, schon gar nicht die wichtigen.
    Er würde in Island bleiben. Nun denn.
    Doch was war mit Ingileif? Inzwischen hatte sie Svala längst angerufen. Und ihre Entscheidung getroffen. Vielleicht hätte er nur eine Minute länger mit ihr sprechen sollen. Hätte sie bitten sollen zu warten, wenigstens so lange, bis er Ólaf Tómasson gewarnt hatte.
    Zu spät.
    Oder nicht? Magnus wollte nicht, dass sie nach Deutschland ging. Sicher, sie musste selbst entscheiden, was sie mit ihrem Leben anfing. Natürlich war Deutschland eine gute Gelegenheit.
Vielleicht musste sie wirklich Abstand zu ihm und zu Island gewinnen. Dennoch wollte er nicht, dass sie ging.
    Er griff zu seinem Handy. Wählte ihre Nummer. Und wartete.
    Sie meldete sich nicht. Wahrscheinlich sah sie, wer anrief, und wollte nicht mit ihm reden.
    Ihre Mailbox sprang an. Es war schön, ihre Stimme zu hören. Die Pause, in der er eine Nachricht hinterlassen konnte, war lang. Eine schwere Stille, die er nicht zu unterbrechen vermochte.
    Magnus legte auf.
    Der Berg von Bjarnarhöfn kam näher, ebenso das Berserkjahraun. Übelkeit stieg in Magnus auf. Diese verdammte Gehirnerschütterung.
    Er fuhr an den Straßenrand und stieg aus, reckte sich und atmete mehrmals tief durch. Die frische Luft in Island war wirklich frisch. Der Wind drückte ihm Sauerstoff in die Lunge und massierte seine blassen Wangen.
    Nach einigen Minuten ging es ihm besser. Als er sich wieder in den Wagen setzte, fiel sein Blick auf den Obduktionsbefund des Benedikt-Jóhannesson-Falls, der auf dem Rücksitz lag.
    Magnus ließ die Fahrertür offen und begann, in dem Bericht zu blättern. Er ging davon aus, dass nichts darin stehen würde, von dem nicht schon in der übrigen Akte die Rede gewesen war, aber man wusste ja nie.
    Man wusste ja nie.
    Es stand gleich auf der ersten Seite, unter »Todesursache«. Eine Angabe, die er und niemand anders bedeutsam finden konnte.
    Benedikt war einmal in den Rücken und zweimal in die Brust gestochen worden, und zwar von einem wahrscheinlich rechtshändigen Täter.
    An einem Julitag elf Jahre später hatte Magnus’ Vater die Tür des Hauses geöffnet, das er den Sommer über in Duxbury gemietet hatte. Hatte jemanden hereingelassen. Sich von ihm abgewandt. War in den Rücken gestochen worden, dann noch zweimal in die Brust. Und war gestorben. Der Täter war Rechtshänder.

    Dieselbe Methode. Derselbe Täter. Zweifellos.
    Es erstaunte Magnus immer wieder, dass sich Verbrecher an eine
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