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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel
Autoren: Sabine Städing
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paar Sterne hervor. Ein Stück weiter entdeckte Magnolia, wer da mitten in der Nacht miteinander sprach. Die eine war eindeutig Runa. Ihre große hagere Gestalt hätte Magnolia unter Tausenden erkannt. Die andere Person stand in Runas Schatten, und Magnolia konnte sie kaum erkennen. Trotzdem wusste sie, wer es war. Im ersten Moment traute sie ihren Augen nicht, doch ein Zweifel war ausgeschlossen. Ganz deutlich konnte sie die Umrisse des Bootes erkennen, auf dem der nächtliche Besucher zur Hallig gelangt war. Es waren die Umrisse einer venezianischen Gondel. Es konnte also niemand anderer als Milauro sein. Das war seltsam. Bei Wind und Wetter starteten sie vom Strand aus und flogen auf ihren Besen hinüber zur Hallig, weil die Gondel nicht seetüchtig war. Sie war gebaut worden, um durch die Kanäle Venedigs zu gleiten oder durch die unterirdischen Wasserläufe Rauschwalds. Auf der Nordsee hatte sie nichts zu suchen. Und nun tauchte Milauro hier auf, und das ausgerechnet nach dem heftigen Sturm, der sie am Rückflug gehindert hatte. Magnolia stand eine ganze Weile im Schatten verborgen und versuchte herauszufinden, was die beiden miteinander besprachen. Da sie aber rein gar nichts hören konnte, kehrte sie schließlich fröstelnd auf ihr Lager vor dem Kamin zurück. Vielleicht ließ sich das Rätsel ja morgen früh lösen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ihre Zehen wieder warm wurden und Magnolia tatsächlich einschlief.
    Das zweite Mal wurde sie in dieser Nacht wach, weil sie der schrille Ton einer Trillerpfeife weckte und unheimliche Schatten über die Wände zuckten. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass es Zeit zum Aufstehen war und dass die schaurigen Schatten von der Petroleumlampe kamen, die Runa ihnen ins Zimmer gestellt hatte.
    »Acht Glasen, eine gute Zeit, dem neuen Rudergänger die Pinne indie Hand zu drücken und für euch das Tagewerk zu beginnen!«, trompetete Runa und erinnerte Magnolia dabei irgendwie an Tante Linette. Schimpfend und stöhnend erhoben sich die Mädchen von ihren Strohsäcken und rieben sich die kalten Hände.
    »Wie früh ist es?«, fragte Magnolia.
    »Vier Uhr«, piepste Ronda nach einem Blick auf die Uhr.
    »Ist sie noch ganz normal?« Magnolia ließ sich ächzend zurück auf ihren Strohsack fallen.
    Doch da tönte Runas Stimme bereits aus der Küche. »Essen fassen!«, rief sie und schlug mit dem Löffel gegen einen Kochtopf.
    »Hat sie zu viele Piratenfilme geguckt, oder was ist mit ihr los?«, maulte Jörna, während sie nacheinander in die Küche schlurften. Hier war es wenigstens warm. Nemo und Konrad saßen bereits am Tisch und kauten lustlos auf dem gleichen harten Stück Brot herum, an dem sie sich schon gestern Abend die Zähne ausgebissen hatten.
    »Schön wachbleiben!«, rief Runa. »Der frühe Vogel fängt den Wurm!«
    »Und die zweite Maus bekommt den Käse«, murmelte Jörna.
    »Wir haben nicht viel Zeit. Ich bringe euch persönlich aufs Festland und sorge dafür, dass ihr pünktlich in die Schule kommt.«
    »Da hätte Milauro ruhig noch etwas warten und uns mit zurücknehmen können«, nuschelte Magnolia mit vollem Mund.
    »Wie sollte das gehen?«, fragte Runa unwirsch. »Du weißt, dass die Gondel nicht über das Meer fahren kann.«
    Magnolia legte ihr Brot zur Seite. Sie wusste schließlich, was sie gesehen hatte. »Aber er war doch heute Nacht hier   …«, sagte sie.
    Runas Augen funkelten böse. »Du redest Unsinn. Am besten, du vergisst dieses Hirngespinst ganz schnell.«
    Eine Weile erwiderte Magnolia ihren Blick, dann senkte sie doch lieber den Kopf. Es war nicht klug, sich mit Runa anzulegen, obwohl sie genau wusste, was sie gesehen hatte.

Drittes Kapitel
Aufregende Neuigkeiten

    Linette Kater stand betrübt in ihrem Kräutergarten und schaute auf die schwarzen, teils gefrorenen Beete. Es war viel zu kalt für diese Jahreszeit. Zwar blühten Schneeglöckchen und Märzveilchen, vom Scharbockskraut, der Knoblauchrauke und dem Guten Heinrich waren bisher jedoch nur winzige, zarte Spitzen zu sehen. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie aus den Kräutern neue Salben und Tinkturen herstellen konnte, auf die Arnulf Langboom, der Apotheker, bereits ungeduldig wartete.
    Linette wollte gerade zurück ins Haus gehen, als sie hinter der Regentonne einen roten Schopf entdeckte, den sie nur zu gut kannte. Jeppe war gerade dabei, mit einem winzigen Spaten ein tiefes Loch zu graben. Und zwar direkt am Fuße ihres Goldregens, den sie so heiß und innig
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