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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel
Autoren: Sabine Städing
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hielt er die Pistole, in der anderen einen goldenen, mit Edelsteinen verzierten Pokal.
    »Tretet näher!«, verlangte der Gnom.
    Zögernd setzte der Professor einen Fuß vor den anderen.
    »Halt! Das ist nah genug!« Der Gnom reichte ihm das Gefäß. »Trinkt!«, befahl er.
    Der Professor wurde so grün wie der Inhalt des goldenen Pokals.

Erstes Kapitel
Bollwark

    Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte   …
    Missmutig streckte Magnolia ihren Kopf aus dem Fenster des Turms, in dem sie nun schon seit über einem Jahr wohnte, und rümpfte die Nase. Traurige Tatsache war, dass hier nichts flatterte, was in irgendeiner Weise mit dem Frühling zu tun hatte. Gewiss, Tante Linette hatte in grenzenlosem Optimismus ihre langen gerüschten Unterhosen im Garten zum Trocknen aufgehängt, aber das zählte nicht, fand Magnolia. Die Sache mit dem Top und den Flip-Flops konnte sie für die nächsten Wochen getrost vergessen, denn zu allem Überfluss wehte jetzt auch noch ein eiskalter Wind.
    Magnolia schloss schnell das Fenster und stopfte lustlos die magischen Schulbücher in ihren Rucksack. Heute war Dienstag, und das bedeutete Nachmittagsunterricht bei Runa Rickmoor. Irgendwo weit draußen auf einer Hallig mitten in der Nordsee. Sie blickte verächtlich auf das Buch in ihrer Hand. Hinter so lustigen Titeln wie »Feuerwerk der guten Laune«, »Rodeo für Hexen« oder »Die wunderbare Welt der Schimmelpilze« versteckten sich gar nicht so lustige Kapitel, wie »Bewegungsdiagramme von Kugelblitzen«, »Elementare Stoffe und deren chemische Verbindungen« oder »Verkehrsregeln für fliegende Hexen«. Nur die wunderbare Welt der Schimmelpilze hielt, was der Titel versprach. Magnolia schulterte seufzend ihren Rucksack, stieg die steile, enge Treppe hinab und machte sich auf die Suche nach Tante Linette.
    Linette Kater war eine Hexe im besten Sinne des Wortes. Sie war Heilkundige und weise Frau in einem. Die Bewohner Rauschwalds kamen zu ihr, wenn sie ein Pülverchen gegen Liebeskummer brauchten, einen kurzen Blick in die Zukunft werfen wollten oder wenn sie wieder mal das Rheuma plagte. Über mangelnde Beschäftigung konnte Linette sich nicht beklagen. Die Geschäfte liefen gut.
    Darüber hinaus genoss sie auch in der magischen Welt ein hohes Ansehen. Sie war Angehörige des Hexenrates und ein äußerst geachtetes Mitglied der nationalen und internationalen Hexenzunft.
    Wie so oft fand Magnolia ihre Tante in der Küche. Sie stand mit mehligen Händen vor einem riesigen Herd und war gerade dabei, einen knusprigen Laib Brot herauszuziehen. Sofort lief Magnolia das Wasser im Mund zusammen. Es gab auf der Welt nichts Leckereres als dieses Brot. Und dazu den Kräuter-Dip ihrer Tante, hergestellt aus Sauerrahm, Knoblauchrauke und anderen Kräutern aus ihrem Hexengarten.
    »Ich wünschte, ich könnte Runas Unterricht heute sausen lassen. Ist sie eigentlich niemals krank?«, fragte Magnolia mürrisch. Ihre Tante klatschte neuen Teig auf die bemehlte Tischplatte und drehte sich lächelnd zu ihrer Nichte um. »Nicht dass ich wüsste, Täubchen! Wäre ja auch noch schöner, wenn eine Watthexe bei jedem Lüftchen umknicken würde wie ein verwitterter Strohhalm.«
    Magnolia grinste schief. Natürlich, Runa hatte einen Kern aus Eisen. Das Reizklima und der raue Wind der Nordsee schienen für sie eine Art Frischzellenkur zu sein. Und damit ihre Schüler ebenfalls nicht verweichlichten, bestand sie darauf, die wöchentlichen Unterrichtsstunden bei sich zu Hause abzuhalten. Bei Wind und Wetter ließ sie die sechs Schüler auf ihrer Hallig Bollwark antanzen. Dass die Anreise lang und nicht ganz ungefährlich war, interessierte sie herzlich wenig.
    Vor dem Haus waren auf einmal Stimmen zu hören und kurz darauf wurde auch schon geläutet.
    »Das müssen Jörna und Ronda sein«, sagte Magnolia, während siezur Tür ging, um zu öffnen. »Bis heute Abend, Tante Linette. Ich bin dann mal weg.«
    »Viel Spaß und fleißig die Ohren spitzen!«, rief ihre Tante, während sie den Teig zu einem neuen Laib Brot formte.
    »Hi, kommt herein!« Magnolia hielt ihren Freundinnen Jörna und Ronda die Haustür auf. »Ihr seid spät dran.«
    »Kein Wunder«, antwortete Jörna und putzte sich die Nase. »Wir mussten die ganze Zeit gegen den Wind fliegen. Baldur wurde mit jedem Kilometer langsamer und langsamer.«
    »Dann freut euch schon mal auf das offene Meer«, sagte Ronda.
    Magnolia ging zu dem alten Bauernschrank, der in Tante Linettes
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