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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel
Autoren: Sabine Städing
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das Lächeln wieder fest auf ihrem Gesicht eingenistet.
    »Das ist ja eine tolle Geschichte«, sagte Magnolia. »Wie viel Gold ergeben die Stängel in deinem Garten denn?«
    »Besonders viel ist es nicht«, erwiderte ihre Tante, »aber ein, zwei Spindeln werden es schon sein.«
    »Super, soviel ich weiß, ist es bisher noch niemandem gelungen, künstlich Gold herzustellen.«
    »Stimmt genau. Jetzt müssen wir gut auf unseren Flachs aufpassen.«
    »Ist er denn überhaupt schon reif?«
    »Darüber mache dir mal keine Sorgen. Du kannst ihn nicht mit dem normalen Lein vergleichen.«
    Magnolia runzelte die Stirn. »Lein?«
    »Genau«, nickte ihre Tante. »Flachs wird auch Lein genannt. Du findest seine Fasern in Leinenhemden, Leinenhosen oder Beuteln.« Sie lächelte. »Der Flachs in meinem Garten ist über hundert Jahre alt. Damals sagte man noch Flachs, und damals ließ er sich auch noch zu Gold spinnen.«
    Sie nahm die Kakaokanne vom Tisch und hauchte ganz sacht etwas Feueratem darüber. Sofort war die Schokolade darin wieder heiß. Dann schenkte sie ihrer Nichte einen Becher ein und sah sie aufmerksam an. »Und nun erzähl mal, wie es euch auf Runas Hallig ergangen ist. Hat der ›blanke Hans‹ an die Tür geklopft?«
    Magnolia seufzte. »Hat er. Möchtest du die ganze Geschichte hören?«
    »Unbedingt«, erwiderte ihre Tante.
    »Okay, dann halte dich mal gut fest«, sagte Magnolia grimmig und nahm einen Schluck Kakao. Ihre Tante horchte auf.
    »Runa hat mich in den Kampf mit einer Wetterhexe geschickt! Was sagst du nun? Mich, als blutige Anfängerin! Dreimal darfst du raten, was meine einzige Waffe war   – ein gammeliger ausgelatschter Pantoffel!«
    »Sie hat was?«
    »Ja, du hast richtig gehört. Ich musste eine wild gewordene Wetterhexe aus einem Wirbelsturm schubsen. Krass, oder?«
    »Ihr wurdet angegriffen?«
    »Runa wurde angegriffen, weil Libussa, so hieß die Hexe, noch eine Rechnung mit ihr offen hatte!«
    »Ach, Libussa   … Libussa ist ein Miststück«, schimpfte ihre Tante.
    Magnolia traute ihren Ohren nicht. »Äm, müsste es nicht heißen, Runa ist ein Miststück?«, wollte sie wissen.
    Aber schon blitzte Tante Linette sie böse an. »Ich verbiete dir, in solch einem Ton von deiner Lehrerin zu sprechen! Runa ist Vorsitzende   …«
    »Ich weiß! Sie ist Vorsitzende des Hexenrates und Trägerin des goldenen Pferdefußes. Aber stell dir vor! Mich hätte ihre offene Rechnung beinah den Hintern gekostet!«, brauste Magnolia auf. »Was glaubst du, wie es sich anfühlt, auf den Besen zu steigen und diesem grässlichen Wirbel entgegenzufliegen? Ich hatte Angst, und Huckebein ging es genauso!«
    Nun sah ihre Tante sie mitleidig an. »Beruhige dich, Lämmchen, du kannst es nicht wissen. Es war deine Feuertaufe, irgendwann musste es so kommen. Runa hat dich in den Sturm geschickt, weil niemand besser dafür geeignet ist als eine Windsbraut. Und ich will ehrlich sein, die Gefahr, der sie dich ausgesetzt hat, war nicht besonders groß! Mir ist aus den letzten fünf Jahren kein Fall bekannt, der tödlich geendet hätte.«
    Na, das war ja sehr beruhigend. Typisch Tante Linette. Wo andere Tanten wutentbrannt die Messer gewetzt hätten, fand sie die Sache halb so schlimm, weil es keine Toten gegeben hatte. Eingeschnappt nippte Magnolia an ihrem Becher Kakao.
    »Und wie habt ihr die Nacht verbracht?«, brachte Linette die Unterhaltung auf das Thema zurück.
    »Auf einem Strohsack, mit einer dünnen Decke, während die Wellen das Haus umspülten. Aber das findest du sicher auch ungeheuer gemütlich.«
    Tante Linette seufzte. »Sei nicht so zickig! Und stell dir vor, ich finde es nicht gemütlich.« Sie erhob sich aus ihrem Sessel. »Ich werde jetzteinen Bannkreis um den Flachs ziehen. Denn wer weiß, wem der geschwätzige Kobold davon schon erzählt hat.«
    »Wusstest du, dass die schwarze Gondel über das Meer fahren kann?«, fragte Magnolia schnell, bevor ihre Tante aus der Tür war.
    »Wer hat dir denn diesen Unsinn erzählt?«, sagte Linette und sah ihre Nichte spöttisch an.
    »Niemand, ich hab’s gesehen.« Jetzt verschwand das spöttische Lächeln aus Linettes Gesicht. »Was hast du gesehen?«
    Und Magnolia erzählte, wie sie nachts wach geworden war und Runa und Milauro im Gespräch beobachtet hatte.
    »Sicher hast du dich getäuscht.«
    Magnolia schüttelte den Kopf. »Ich bin mir ganz sicher. Das Hochwasser hat die Gondel bis fast vor die Haustür getragen.«
    »Seltsam«, murmelte ihre Tante. »Runa
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