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Magma

Magma

Titel: Magma
Autoren: Thomas Thiemeyer
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untergingen. Der Hubschrauber, den sie vorhin nur aus der Ferne gesehen hatte, setzte mit einem ohrenbetäubenden Donnern zur Landung an. Durch die geöffnete Seitentür konnte Ella einzelne Mitglieder der Besatzung erkennen. Der Helikopter setzte auf, und die Turbinen erstarben. Während die Rotoren immer langsamer zu kreisen begannen, stiegen mehrere Personen aus.
    »Wahrscheinlich noch mehr Reporter«, konstatierte Sarah, als es wieder leiser geworden war. »So leid es mir tut, Ella, aber Sie sind jetzt eine Person des öffentlichen Interesses. Mit all den Privilegien und Pflichten, die das so mit sich bringt.«
    Ella winkte ab. »Das ist schon in Ordnung. Hauptsache, ich habe meinen alten Job wieder.«
    »Dann werden Sie also weiter an der George-Washington-Universität unterrichten?«
    »Solange nichts anderes dazwischenkommt, ja. Das Direktorium hat die Sperre gegen mich aufgehoben.«
    »Das freut mich für Sie. Dann ist das Schiedskomitee bezüglich des
Shinkai
-Desasters also zu einer Entscheidung gekommen?«
    »Ja. Und sie haben sich einstimmig zu meinen Gunsten entschieden. Besonders nach dem positiven Ergebnis, das wir Ihnen präsentieren konnten.« Ella zögerte. Eigentlich hatte sie noch etwas sagen wollen, aber die Worte hatten sich in Nichts aufgelöst. Ihr war mit einem Mal so seltsam zumute. Konrad war verschwunden, Esteban hatte sich auf ihre Mails nicht gemeldet, und jetzt würden auch die restlichen Teammitglieder getrennte Wege gehen. Obwohl sich die Aufmerksamkeit der gesamten Menschheit in diesem Moment auf sie richtete, fühlte sie sich einsam. Wenigstens war ihr noch Bob Iverson, ihr Assistent, geblieben. Er hatte ihr bereits geschrieben, dass er sich riesig auf ihre Rückkehr freue. Am Montag würde es wieder losgehen. Doch selbst der Gedanke an den gefüllten Hörsaal konnte das Gefühl der inneren Leere nicht vertreiben.
    Sarah schien ihre geistige Abwesenheit zu bemerken. Als erfahrene Reporterin lenkte sie das Gespräch auf ein anderes Thema. Mit einem Fingerzeig nach oben fragte sie: »Was werden die dort oben jetzt wohl tun, nachdem unsere Welt für sie unbewohnbar bleiben wird?«
    Um Ellas Mund zeichnete sich ein Lächeln ab. »Sie werden sich wohl oder übel einen anderen Planeten suchen müssen. Mit ihrer Gründlichkeit und ihrem Einfallsreichtum dürfte das kein großes Problem sein. Und wenn doch, dann ist es mir egal. Diesen Planeten bekommen sie jedenfalls nicht.«
    »Besser hätte ich es selbst nicht formulieren können. Für das, was Sie getan haben, sind wir Ihnen zu tiefem Dank verpflichtet. Ah! Dies ist, so scheint mir, der perfekte Augenblick für eine kleine Überraschung.« Sarah Connelly hob den Kopf und winkte in Richtung des hinteren Decks, aus dessen Richtung sich einige Personen näherten. Augenscheinlich Passagiere des soeben gelandeten Hubschraubers.
    Ella blickte ebenfalls in die Richtung, konnte aber nicht erkennen, um wen es sich handelte. »Eine Überraschung?«
    »Ich glaube, Sie bekommen Besuch«, sagte Sarah, und ihre Augen glitzerten geheimnisvoll. »Keine Reporter, wie ich vermutet habe. Es ist wohl das Beste, wenn ich Sie jetzt für ein paar Augenblicke allein lasse. Herzlichen Dank für das Gespräch, Ella. Es hat mich sehr gefreut. Wir sehen uns in wenigen Minuten wieder.« Und mit einem Lächeln in die Kamera fügte sie hinzu: »Das war Sarah Connelly live von der
Yokosuka
für CNN .«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, hakte sie sich bei Helène unter, und die beiden Frauen entschwanden aus dem Bild. Ella stand jetzt ganz allein vor den Kameras. Sie schob ihre Brille zurecht und fixierte die Neuankömmlinge. Zwei Gestalten näherten sich. Die eine groß, die andere klein.
    Auf einmal fühlte Ella, wie ihr Herz einen Sprung machte. Vergessen waren die Kameras und die vielen Augen, die auf sie gerichtet waren. Sie kannte diesen Mann. Es war Esteban. Unschwer zu erkennen an den schwarzen Haaren, den lebhaften Augen und dem ansteckenden Lächeln im Gesicht. Wie es schien, war seine Genesung gut vorangeschritten. Er winkte ihr fröhlich zu, während er näher kam. Mit Erstaunen bemerkte sie, dass er mit beiden Armen winkte. Der fehlende Arm war offenbar durch eine Prothese ersetzt worden. So geschickt, wie er ihn bewegte, handelte es sich um eines dieser mechanischen Wunderwerke, die einem echten Arm zwar nicht ebenbürtig waren, ihn jedoch einigermaßen ersetzen konnten.
    Die zweite Person war jetzt nicht mehr zu erkennen. Sie hielt sich auffällig hinter
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