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Magma

Magma

Titel: Magma
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sagte der Radiologe. »Was wäre geschehen, wenn ich nicht dazwischengetreten wäre? Wären Sie dann noch mit ihm ins Bett gegangen?«
    »Was ist denn hier los?«
    Alle Köpfe wandten sich zur Eingangstür. Helène stand dort, die Augen vor Erstaunen weit aufgerissen. So verwundert war sie über das, was sich vor ihren Augen abspielte, dass sie eine Sekunde zögerte, das Wort zu ergreifen. Im Nu war Weizmann bei ihr, packte sie am Arm und zog sie herein. Mit einer unsanften Bewegung stieß er sie zu den anderen, dann schloss er die Tür. Er tippte eine Reihe von Zahlen in ein Panel rechts von der stählernen Tür, worauf diese sich unwiderruflich schloss. Weizmann wischte sich mit dem Ärmel seines Overalls übers Gesicht. »Jetzt hätte ich doch fast vergessen, die Tür zu versiegeln«, sagte er und in seine Stimme mischte sich ein Ausdruck von Triumph. »Mein Glück, dass du es warst, Helène, und nicht irgendein Sicherheitstrupp. Wirklich unachtsam von mir. Nun ja, der Fehler ist korrigiert. Von jetzt an dürfte es für jemanden ohne Mastercode äußerst schwierig sein, hier hereinzukommen.« Er breitete die Arme in einer Geste gespielter Herzlichkeit aus. »Willkommen in unserer kleinen Runde, Helène. Ich freue mich, dass du Zeit für uns fandest.«
    »Was soll der Unsinn, Eli? Was tust du hier?«
    »Das, was ich schon die ganze Zeit hätte tun sollen.« Er deutete auf die geöffnete Kugel. »Colin hat mir den letzten Puzzlestein zu diesem Rätsel direkt in die Hände gespielt. Ohne seine Hilfe stünde ich jetzt nicht hier. Schade, dass er mir nicht noch weiter helfen wollte.«
    »Damit wirst du nicht durchkommen«, zischte Helène. »Es wird dir nicht gelingen, den Sicherheitscode zu knacken, geschweige denn eine von deinen verdammten Bomben in die Sphäre zu implantieren.«
    »Das ist alles schon geschehen.« Weizmanns Lächeln wurde breiter. »Als ich hier eintraf, war die Tür der Sicherheitsabsperrung nur angelehnt. Ihr alle hattet euch in den Konferenzsaal zurückgezogen, um die Liveübertragung im Fernsehen zu verfolgen. Das Herz war die ganze Zeit unbeaufsichtigt. Zeit genug für mich, um den Sprengkörper anzubringen. Glaub mir, Helène, diesmal werde ich nicht scheitern.«
    Helène zögerte einen Moment. Dann sagte sie: »Aber wenn du von der Fernsehübertragung weißt, dann muss dir doch klar sein, dass deine Aktion nichts bringen wird. Es wird zu einer Katastrophe kommen, genau wie in Kalifornien. Bitte, Eli, lass es uns auf die sanfte Weise versuchen. Ella hier hat einen Weg gefunden, die Kugeln auszuschalten, ohne sie zu zerstören.«
    »Dieses Märchen kannst du deinen Lakaien erzählen, diesen Speichelleckern, die ohnehin alles glauben, was du sagt. Mein Vertrauen hast du schon vor langer Zeit verspielt. Und nicht nur meines. Der gesamte Vorstand zweifelt mittlerweile an deinen Entscheidungen. Ich bin hier, um dich abzulösen, Helène. Dein Vertrauen in diese beiden da zu setzen …«, er deutete mit der Pistole auf Ella und Konrad, »das war der letzte Fehler, den du begangen hast. Steenwell und die anderen sind der Meinung, dass es Zeit für einen Führungswechsel ist.«
    »Und dazu ist euch jedes Mittel recht, nicht wahr?« Helènes Stimme bebte vor Wut. Ella hatte sie noch nie so aufgebracht erlebt. »Was hast du vor, Eli? Willst du uns alle erschießen? Glaubst du, dass ein solch feiger Mord ohne Folgen bleibt? Es wird alles ans Licht kommen, und dann kannst du dir deine Chancen auf den Chefsessel abschminken!«
    »Wer sagt denn etwas von erschießen?« Weizmanns Gesicht wurde plötzlich wieder kalt. »Oh nein.« Er blicke kurz auf die Waffe. »Die hier ist nur so eine Art Versicherung. Ich habe etwas anderes im Sinn. Es wird alles aussehen wie ein Unfall. Wenn ihr euch jetzt bitte in die Kammer begeben würdet …«
    Ella wurde schlagartig klar, was er vorhatte. Ein eiskalter Schauer erfasste sie. Mit einem Mal kam ihr Weizmanns Plan keineswegs so absurd vor, wie es zunächst scheinen mochte. Die Kugel würde alle Spuren beseitigen. Es würde aussehen wie bei dem Unfall von Schmitt. Er würde behaupten, hinzugekommen zu sein, als das Unglück schon geschehen war. Danach hätte er auf eigene Faust gehandelt und die Kugel gesprengt. Diese Tat würde Weizmann weitere Pluspunkte im Vorstand einbringen und ihm freie Handlungsmöglichkeiten garantieren. Dass der Ablauf der Geschichte ein ganz anderer war, würde sich nach der Sprengung wohl kaum noch beweisen lassen. Das darauffolgende
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