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Magier unter Verdacht

Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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auf der die Berliner spazieren gingen, mit ihren Kindern und Hunden spielten oder auf den ehemaligen Start- und Landebahnen Rad fuhren und skateten.
    Tatsächlich reihte sich in der Flughafenstraße ein Trödelladen an den nächsten. Vor den meisten standen alte Stühle, über denen abgetragene Klamotten hingen. Es gab Lampen in seltsamen Formen und Schirmständer voller Spazierstöcke. Auch Musiktruhen, in denen man früher Plattenspieler aufgestellt hatte, schienen auf dem Trödelmarkt gerade in Mode zu sein. Im Inneren der Läden stellten die Händler ihre Kostbarkeiten zur Schau. Bronzefiguren, Bilder und buntes Glas. In einem Laden gab es nur Uhren und Figuren aus Überraschungseiern. Vor der Tür stand ein einbeiniger Pirat mit einer Augenklappe.
    Staunend schlenderten Jenny, Addi und Ağan zwischen Schränken mit Spiegeltüren, Schneiderpuppen und Körben voller alter Schuhe umher.
    Kaum hatte Goffi einen großen alten Katzenbaum entdeckt, der in einem riesigen Papierkorb mit Micky-Maus-Ohren stand, sprang er auch schon auf diesen und schwang sich schnatternd daran herum.

    Der Ladenbesitzer, ein kräftiger Mann in einer dicken Strickweste, trat sogleich zu ihnen.
    „Na, das ist ja mal eine Überraschung! Ein Affe als Kunde“, meinte er vergnügt. „Wollt ihr den Kletterbaum für euren Kumpel erwerben?“
    „Nein, Goffi hat zu Hause einen ganzen Garten“, gab Addi unumwunden zu.
    „Wie bitte?“ Der Trödler musterte Addis immer noch leicht verschmiertes Gesicht. „Ihr seht eher aus, als ob ihr in einem Kohlenkeller wohnt!“
    „Das ist nur Verkleidung“, sagte Addi. „Wir wollen als Schornsteinfeger auf unser Schulfest. Und deswegen suchen wir den Trödler Plischka. Bei dem soll es Zylinder für ganz wenig Geld geben.“
    „Plischka?“ Der Mann strich nachdenklich über seinen Schnauzbart. „Den Namen habe ich noch nie gehört.“
    Ağan schob die Unterlippe vor. „Er fährt mit seinem Laster rum und sammelt alles vom Straßenrand ein.“
    Der Händler verzog den Mund. „Ach, Sperrmüll-Jochen meint ihr. Ja, den kenne ich. Der gabelt schon immer seine Ware auf der Straße auf. Hat auch ganz gut davon gelebt, als es noch Sperrmüll gab. Da ist er oft tagelang durch Berlin gefahren und hat sich aus den Bergen gesucht, was er haben wollte.“
    „War das wirklich so?“, fragte Jenny.
    „Na klar! Das war das alte West-Berlin. Da waren sogar noch die Amis hier, die amerikanischen Soldaten. Die waren unsere besten Kunden. Die wollten alle immer Kuckucksuhren haben. Und Sperrmüll-Jochen war damals ganz vorne dabei. Der hat die alten Uhren in seiner Werkstatt wieder aufgearbeitet und dann verkauft. Ein guter Handwerker ist er. Aber als dann alle anfingen, jeden Ramsch nur noch selbst zu verscherbeln, da ist Jochen nicht mehr mitgekommen. Den Plunder erst zu bezahlen und dann noch viele Stunden Arbeit reinzustecken, das war zu viel. Das hat ihm das Genick gebrochen.“
    Der Trödler ließ den Blick über seine ausgestellten Waren schweifen. „Heute wollen die Leute ja schon für ’nen kaputten Kühlschrank zwanzig Mücken. Aber wie gesagt, den Sperrmüll-Jochen, den kenne ich. Dem tut ihr was Gutes, wenn ihr ihm einen Zylinder abkauft. Der nagt am Hungertuch. Ist gar nicht so weit von hier. Immer geradeaus und die zweite links, da hat er seine Werkstatt im Hinterhof. Ist nur ein kleiner Laden, nur ’ne Tür in den Keller. Könnt ihr gar nicht verfehlen. Viel Glück dann, und vergesst euren Affen nicht!“
    „Danke für die Auskunft“, sagte Addi und ging mit seinen Freunden weiter.
    „Mist“, flüsterte Jenny, während sie die Straße hinabgingen.„Unser Dieb ist ja ein richtig armes Schwein! Dem geht es wohl echt schlecht!“
    Ağan nickte besorgt. „Dennoch hat er uns den Sessel weggenommen. Und wir müssen Oma Osti ihre Ersparnisse zurückbringen.“
    „Aber was wird aus Sperrmüll-Jochen?“, wiederholte Jenny. „Er hat es auch ganz schön schwer.“
    „Allen kann man es nun mal nicht recht machen …“, erklärte Addi.
    „Trotzdem!“ Jenny hielt plötzlich inne. „Mir tut der Dieb leid! Mensch, Mensch, Mensch!“
    „Es kann einem nicht jeder Dieb leidtun“, rief Ağan.
    Die Unsichtbar-Affen waren an einer belebten Straßenkreuzung stehen geblieben.
    „Erinnert ihr euch nicht mehr, wie dieser Mann uns behandelt hat, als er uns den Sessel wegnahm?“, fuhr Ağan fort. „Und wie es Oma Osti ging, als sie feststellte, dass ihr gesamtes Erbe verschwunden ist?“
    Jenny spielte
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