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Magier unter Verdacht

Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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dem Tresen stand und Bier in Gläser füllte.
    „Guten Tag, unsere Mutter schickt uns, wir sollen unserem Vater seine Brieftasche bringen. Sie meinte, er wäre bestimmt hier!“
    „Euer Vater?“ Die Wirtin musterte Jenny, Addi und Ağan genau. „Euch habe ich hier aber noch nie gesehen.“
    „Wir Sie ja auch nicht“, sagte Addi schnell. „Aber unsere Mutter hat gesagt, dass Vati hier verabredet ist, das ist doch der Lumpenfisch ?“
    Die große Blonde nickte kühl und sah auf die Brieftasche, die Jenny in Händen hielt. „Wenn er in einer halben Stunde nicht da ist, verzieht ihr euch wieder. So lange könnt ihr hier warten!“ Sie deutete mit einem Nicken auf einen runden Tisch, der unweit der Theke stand. „Und fürs Warten bestellt ihr jeder eine Cola. Und die bezahlt euer Vater!“
    „Ich trinke aber nur Tee“, entfuhr es Ağan. „Meine Mutter will nicht, dass ich Cola trinke.“
    „Dann trinkt ihr eben alle Tee, das ist mir völlig egal. Aber bestellt wird! Und wenn euer Affe Ärger macht, dann gibt es eine große Portion Stunk extra. Was ist denn euer Vater? Leierkastenmann?“
    „Er ist Müllmann“, sagte Jenny schnell. „Und er will was verkaufen.“
    „Ach ja?“ Die Wirtin winkte ab. „Das wollen sie doch alle. Jetzt hockt euch erst mal hin. Ich bringe euch gleich euren Tee.“
    „Seid ihr bescheuert?“, begehrte Addi auf, als sie zu dem Ecktisch gingen. „Tee? Ich will eine Cola!“
    „Drei Tee, kleiner Bruder, wie Mutti es sagt!“, schnitt ihm Jenny das Wort ab und stieß Addi vor die Brust. „Setz dich da hin!“
    Mit wütender Miene pflanzte sich Addi an den Tisch. Jenny und Ağan setzten sich ebenfalls.
    „Du hättest uns fast verraten!“, flüsterte Addi Ağan zu. „Wer trinkt denn schon Tee? Und dann noch in so einer Kneipe?“
    „Du aber erst recht“, gab Ağan zurück. „Ist doch wohl logisch, wenn wir Geschwister sind, dass deine Mutter dasselbe sagt wie meine.“
    „Ja, ja!“ Addi musterte den Schankraum.
    Fast alle Gäste tranken Bier. Einige spielten Karten, einer flipperte und an einem Tisch beugten sich vier jüngere Männer über etwas, das wie eine Bauzeichnung aussah.
    „Die machen aber nicht den Eindruck, als seien sie Architekten oder Bauarbeiter“, meinte Jenny.
    Addi nickte. „Die planen bestimmt einen Einbruch!“
    Goffi fixierte ebenfalls die Männer und fauchte leise.
    „Seht ihr, Goffi ist auch meiner Meinung.“
    „Pass bloß auf, dass er keinen Quatsch macht“, ordnete Jenny an. Sie gab dem Äffchen die Brieftasche zum Spielen und Goffi zog sofort die Geldscheine hervor.
    In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und ein kleiner, vierschrötiger Mann kam herein. Er ging direkt an den Tresen.
    „Eine Molle und einen Cognac, blonde Lilo. Und sag mal, ist der Eiermann da?“
    „Lange nicht da gewesen, vielleicht ist er im Bau“, gab die Wirtin zurück. Sie nahm drei Gläser, warf in jedes einen Teebeutel und goss heißes Wasser dazu. „Was willst du denn von ihm, Lauscher?“
    Der Mann sah sich um. Dann flüsterte er: „Der hatte doch diesen Professor, der olle Schinken sammelt und diesen Jugendstilkram.“
    „Jugendstil sammeln die Alten doch alle. Du weißt doch, je oller, je doller!“ Die Wirtin lachte.
    „Jugendstil, blonde Lilo, ist ’ne Kunstrichtung von vor dem Krieg, kein junges Gemüse. Menschenskinder! Jedenfalls, der olle Professor, für den hätte ich was! Ein einmaliges Stück. Ein Sesselchen vom Feinsten. Rot wie die Liebe und reiner Jugendstil!“
    „Trotzdem ist der Eiermann nicht da!“ Die blonde Lilo stellte dem Lauscher ein Bier und einen Cognac hin und machte sich wieder ans Zapfen.
    „Ja“, nickte der Lauscher und schlürfte den Schaum vom Bier. „Aber wenn er kommt, dann schick ihn zu mir.“
    Die blonde Lilo hielt inne. „Zu dir? Du vertickst doch keine Möbel.“
    Der Lauscher sah sie scharf an. „Geht dich das was an? Hauptsache, ich krieg meinen Anteil.“
    Die Wirtin lehnte sich über den Tresen „Aber ich weiß schon, um wen es geht! Du steckst doch immer mit dem Plischka zusammen. Der wird das sein.“
    Der Lauscher fuhr auf. „Du hältst den Mund! Wenn der Eiermann kommt, soll er sich bei mir melden und sonst ist Ruhe im Karton. Ist das klar?“ Er trank sein Bier in einem Zug aus, kippte den Cognac hinterher und stand auf. „Ist das klar?“, zischte er drohend.
    Die blonde Lilo nickte. „Schon klar, Lauscherchen. Spiel dich mal nicht so auf! Der Plischka hat was zu verticken und du willst
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