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Magie der Worte

Magie der Worte

Titel: Magie der Worte
Autoren: Verena Basilissa
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Vaterunser einmal.
Diesen gleichen Spruch kann man singen gegen einen eindringenden Wurm
singe oft in die Wunden, und mit deinem Speichel beschmiere sie
und nehme grünes Tausendgüldenkraut, zerstoße es, lege es auf die Wunde und bestreiche es mit warmem Kuhdung.
    Interessant an diesem Arkanspruch ist die unterschiedliche Behandlung von männlichen und weiblichen Tieren. Uns ist diese Formel heute unverständlich. Fest steht lediglich: Die erste Zeile ist wohl der altirischen Sprache entnommen, die restlichen Wörter bleiben uns jedoch verschlossen.
    Der dritte Arkanspruch: „Gegen eine Blutvergiftung“
    Dieser in Runen geschriebene Spruch befindet sich in einer Sammelhandschrift des 11. Jh. Er ist auch unter dem Namen Canterbury Charm bekannt. Nach Inhalt, Sprache, Form und letztlich Runenschrift ist dieser dritte Arkanspruch wohl heidnisch-nordischen Ursprungs. Möglicherweise stammt er aus Dänemark: Hier waren im 11. Jahrhundert auch Abgesandte aus Cambridge maßgeblich an der Missionierung beteiligt.
    Kuril, Wunden-Verursacher,
gehe du nun, gefunden bist du.
Thor segne (vernichte) dich, Herr der Thurs (= Krankheitsdämon),
Kuril Wunden-Verursacher.
Gegen vereiterte Adern.
    Zaubersprüche wurden gesungen
    Aus der Zeit des 9. bis 11. Jahrhunderts kennt man eine ganze Reihe Sammlungen, die wegen ihres magisch-beschwörenden Inhalts unter dem Begriff Zauberspruch zusammengefasst werden. Früher nannte man diese Sprüche auch galdor – dieses altenglische Wort bedeutet auch soviel bedeutet wie „singen“. Heute noch ist es im englischen Vogelnamen nightingale für Nachtigall erhalten. Sprachwissenschaftler schließen daraus, dass Zaubersprüche oft wie ein Gesang vorgetragen wurden. Darauf weist auch eine Predigt des 8. Jh. aus dem Kloster Einsiedeln hin. In ihr findet sich folgende Warnung: „Nicht Christ, sondern Heide ist, wer Lieder und Zaubersprüche spricht, wer Tiere oder Menschen beschwört und wer behauptet, dass dieses etwas nütze oder schade.“ Lieder und Zaubersprüche scheinen also eng verbunden gewesen zu sein.
    Zauberformeln sammelte man seit dem Mittelalter
    Dass Zaubersprüche im Mittelalter sehr geläufig waren, belegt eine Vielzahl von weltlichen und geistlichen Gesetzestexten. In ihnen ist der Gebrauch von Zauberformeln entweder rigoros verboten oder zumindest einschränkend geregelt. In einem angelsächsischen Bußkatalog ist z.B. festgehalten, dass Kräuter nur in Verbindung mit einem Vaterunser oder sonst einem gottgefälligen Gebet zur Anwendung kommen sollten.
    Hier wird ganz klar, mit welchen Problemen die Kirche damals zu kämpfen hatte: Zum einen waren Zaubersprüche und magische Handlungen aus heidnischer Tradition überliefert – und diese wurde heftig bekämpft. Zum anderen jedoch durfte altbewährtes Wissen wie z.B. die Heilkunst nicht untergehen. Die schmale Gratwanderung zwischen heidnischem Handeln und wichtigem Naturwissen war sicher niemals leicht zu bewerkstelligen – und führte in den dunklen Jahren des Mittelalters dazu, dass Hexerei und Magie zu Unrecht verteufelt wurden.
    Was Wortzauber bewirkt
    Selbst wenn Sie genau wissen, dass ein Zauberer auf der Bühne mit Tricks arbeitet: Das Wort Abrakadabra ist dennoch faszinierend. Es war schon im dritten Jahrhundert in Rom ein bekanntes Zauberwort. Es erinnert an Abraxas, den Namen der höchsten, alle 365 Himmel umfassenden Gottheit der Gnostiker und soll eine Ableitung von Abbada kedabra sein, „Nimm ab wie dieses Wort”, so wie das Wort Abrakadabra selbst abnimmt, wenn man jeweils einen Buchstaben entfernt:
    A B R A K A D A B R A
    A B R A K A D A B R
    A B R A K A D A B
    A B R A K A D A
    A B R A K A D
    A B R A K A
    A B R A K
    A B R A
    A B R
    A B
    A
    Dieses Schwindeschema führt dazu, dass das Wort Abrakadabra in obigem Bild 1024 Mal lesbar sein soll. Übrigens: Die Quersumme der Zahl 1024 ist Sieben – nicht nur eine beliebte Glückszahl, sondern eine seit alters her mächtige magische Zahl. Ausgesprochen werden soll das Wort nach alter Tradition Abrákadabra , wobei die Betonung auf bra liegt.
    Zaubersprüche in der Kirche?
    Die Kenntnis von bestimmten Worten oder auch Namen ist in der katholischen Kirche übrigens heute noch eine wichtige Angelegenheit: Bei der Austreibung von Teufeln und Dämonen z.B. spricht der Exorzist den Namen aus und vertreibt damit den bösen Geist. Für Hexen und Magier, die Namenszauber ausübten, galt schon in alter Zeit: Bereits das Aussprechen des Namens kann einen Dämon herbeirufen
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