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Magie der Worte

Magie der Worte

Titel: Magie der Worte
Autoren: Verena Basilissa
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kodierte
    Um Zaubersprüche für Unkundige unlesbar zu machen, gab es zahlreiche Arten der Verschlüsselung.
Beim Akrostichon werden aus den Anfangsbuchstaben der eigentlich gemeinten Wörter neue Wörter gebildet. Das in Zauberformeln häufig erscheinende unverständliche „AGLA“ etwa ist das Akrostichon einer hebräischen Gebetsformel, die übersetzt lautet: „Du bist gewaltig in Ewigkeit, Herr“. Durch das Einfügen eines falschen Buchstabens, die Verminderung eines – meist heiligen – Wortes auf dessen ersten und letzten Buchstaben oder auch die schlichte Silbenvertauschung wurde die Bedeutung auf den ersten Blick ebenfalls nicht klar. Die ungewöhnliche Art der Schreibweise war oft eine Art Chiffre. Damit sollte außerdem ihr magischer Wert erhöht werden. Sehr beliebt war etwa das schon erwähnte magische Quadrat wie bei der Satorformel oder in Goethes Hexeneinmaleins (siehe Lexikon).
Beim so genannten Schwindeschema wurde das Wort erst vollständig geschrieben und dann darunter ohne den letzten Buchstaben und so immer weiter „vermindert“ wurde, bis zuletzt nur noch der Anfangsbuchstabe übrig blieb (siehe unten).
Große Wirkung schrieb man außerdem der Wiederholung von Vokalen oder Konsonanten. Jedes Kind kennt die Formel Hokus pokus fidibus . Ebenfalls geläufig waren früher jedem katholischen Christen die Worte Pax max fax . Sie wurden gegen Fieber auf drei Hostien geschrieben.
Schließlich hielt man auch viel von Palindromen , also Wörtern oder Sätzen, die, wie etwa die oben erwähnte Sator-Arepo-Formel, vorwärts wie rückwärts gelesen gleich lauten.
Zu guter Letzt möchte ich hier noch Einschübe aus Einzelwörtern erwähnen. Sie sind – teils aus der hebräischen, griechischen, lateinischen oder gälischen Sprache – gerade bei Zauberformeln sehr geläufig. Schon in antiken Sprüchen finden sich obskure Namen und Symbole. Sie hatten den Zweck, dem Zauber zum einen mystisch-okkulten Status zu verleihen, zum anderen sollten sie die Wirkungskraft durch geheimnisvoll anmutende Wörter verstärken.
    Nur mit speziellem Wissen anwendbar: die Arkansprüche
    Unter dem Sammelbegriff Arkansprüche (von lat. arcanus = Geheimnis) fasst man Zauberformeln zusammen, die nur jene anwenden konnten, die ein ganz spezielles und geheimes Wissen ihr Eigen nannten. Drei dieser Sprüche mögen als Beispiel dienen.
Der erste Spruch Gegen einen Teufel bedient sich einer Alphabetkodierung , welche den gesamten Text unleserlich macht.
Im zweiten Spruch Gegen einen Wurm ist die eigentliche Beschwörung in unverständlichen Worten verfasst, von denen die ersten aber als irisch identifizierbar sind.
Der letzte Spruch Gegen Blutvergiftung ist in Runen geschrieben, setzt also die Kenntnis dieser Schriftzeichen voraus.
    Der erste Arkanspruch: „Gegen den Teufel“
    Jetzt will ich bitten den mächtigen Christus,
der jedes Menschen Rettung ist,
der den Teufel in Fesseln schlug.
In seinem Namen will ich gehen.
Jetzt will ich den Abtrünnigen
erschlagen mit dem Knüppel.
    Der Schreiber dieses Spruches bediente sich einer im Mittelalter verbreiteten Geheimschrift, um den Text unkenntlich zu machen. Dazu wird jeder Vokal durch den im lateinischen Alphabet folgenden Konsonant ersetzt. Zunächst ist unklar, warum der Spruch überhaupt verschlüsselt wurde. Doch dieses Rätsel löst sich schnell, wenn man erkennt, dass der Spruch als Einleitung zu einer exorzistischen Handlung gedacht ist: Um dem Teufel nämlich Einhalt zu gebieten, wird Christus selbst um Hilfe gebeten. Man kann deshalb davon ausgehen, dass dieser Spruch als äußerst machtvoll eingestuft wurde – ein Grund mehr, ihn nur als Chiffre niederzuschreiben.
    Der zweite Arkanspruch: „Gegen einen Wurm“
    Dieser Spruch ist bis heute nur teilweise entschlüsselt worden. Würmer galten als Erreger zahlreicher Krankheiten und sind daher Thema etlicher Rezepte und Sprüche. Unter einem Wurm verstand man früher nicht nur Würmer im biologischen Sinn, sondern auch Insekten wie Maden, Flöhe und Spinnen. Und außerdem konnte das Wort Wurm auch Drachen und Schlangen bezeichnen. Diese Formel soll Mensch und Vieh bei unbeabsichtigt verschluckten Insekten heilen:
    Falls ein Mensch oder Vieh einen Wurm schluckt:
wenn es männlich ist, singe dieses Lied in das rechte Ohr,
das Lied, welches nachfolgend geschrieben ist;
wenn es weiblich ist, singe in das linke Ohr:
Ich verwunde das Tier, ich schlage das Tier, ich töte das Tier
...
singe neun Mal in das Ohr diesen Spruch
und
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