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Magie der Worte

Magie der Worte

Titel: Magie der Worte
Autoren: Verena Basilissa
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haben sich möglicherweise im Laufe der Jahrhunderte langen Überlieferung Fehler eingeschlichenen. Und man kann außerdem nicht ausschließen, dass etliche Fehler bewusst eingefügt wurden: Dadurch wollte man vermeiden, dass Uneingeweihte, denen der Zaubertext möglicherweise in die Hände fiel, etwas damit anfangen konnten. Nur der „wahre Magier“ konnte ihn entschlüsseln und anwenden.
    In seinem „Buch der verbotenen Künste“ schreibt der herzoglich-bayerische Leibarzt und Hofdichter Johannes Hartlieb (um 1400-1468): „Ich habe zeitlebens eifrig nach solchen Worten geforscht und habe viele Leute, auch Juden, befragt; aber sie verstanden diese Worte nicht. Ich habe Griechen, Tataren, Türken, ihre Ärzte und Sternseher gefragt, auch die Jüdinnen, aber ich konnte nie erfahren, was die Worte bedeuten."
    Warum man wenig über die alten Rituale weiß
    Bei der Überlieferung mittelalterlicher Zaubersprüche darf man zwei Besonderheiten nicht außer Acht lassen. Zunächst einmal: Alle magischen Rituale wurden mündlich überliefert und wurden erst im Mittelalter nach und nach niedergeschrieben. Das führte dazu, dass sich eine ganz neue Gestaltung der magischen Handlung herausbildete. Die traditionelle, mündlich-rituellen Weitergabe der alten Überlieferungen musste in eine Form gebracht werden – und dafür gab es naturgemäß keine Muster oder Vorlagen. Deshalb findet man nur wenige Angaben über die magische Handlung selbst und noch weniger über die Personen, die diese Rituale ausführen. Häufig findet sich bei der Niederschrift nur der Wortlaut, der eigentliche Spruch. Dies ist übrigens damals der Normalfall gewesen, denn auch in kirchlichen, liturgischen Schriften wird die Handlung selbst nicht eigens aufgeführt. Nur das Mündliche wurde festgehalten und der genaue Ablauf der Zeremonie als bekannt vorausgesetzt.
    Schreibkunst im Kloster – für Zauber und Magie
    Damit kommt die zweite Besonderheit zum Tragen: Die Schreiber der Zaubersprüche gehörten fast ausschließlich der Kirche, also dem Klerus an. Nur in den Klöstern nämlich wurde die Schreibkunst gepflegt und weitergegeben. Man kann heute nachweisen, dass einige der Zaubersprüche Kopien darstellen, also aus anderen Handschriften heraus in nahezu originalgetreuer Wortform übernommen wurden. Es kann dabei durchaus zu Schreibfehlern gekommen sein, selbst wenn die Mehrzahl der überlieferten Sprüche keine zusätzlichen Varianten aufweist. Weil aber so viele Elemente thematisch immer wieder erwähnt werden, liegt die Vermutung nahe, dass es eine einheitliche traditionelle Überlieferung gab. Deshalb nimmt man an, dass es für all jene gesammelten Zaubersprüche gemeinsame germanische Quellen gibt, die sowohl auf den britischen Inseln wie dem Kontinent heimisch und gültig waren.
    Die berühmte Satorformel
    Bei einigen überlieferten Zaubersprüchen ergeben sich verschiedene Deutungs- und Entschlüsselungsmöglichkeiten. Eines der bekanntesten Beispiele ist die stets im Quadrat untereinander geschriebene Formel „SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS“. Die wörtliche Übersetzung lautet:
    S A T O R – Der Sämann
    A R E PO – Arepo
    T E N E T – hält
    O P E R A – mit Mühe
    R O T A S – die Räder
    sator übersetzt man auch mit Urheber oder Schöpfer.
    opera bedeutet auch Hilfe und Unterstützung.
    Für rotas kann man auch die Begriffe Kreis, Wechsel oder Unbeständigkeit übersetzen. Man verwendete die Satorformel als Schutz gegen alles Mögliche: Pest und Tollwut, Gift und Feuersbrunst, aber auch als Mittel zur Heilung.
    Im magischen Quadrat ergeben sich andere Lesarten
    Die Sator-Arepo-Formel ist so in einem magischen Quadrat angeordnet, dass man sie vertikal, horizontal und diagonal sowie spiegelverkehrt lesen kann. Liest man die einzelnen Zeilen auf unterschiedliche Art und Weise – also von rechts nach links oder von unten nach oben –, erhält man mehrere völlig andere lateinische Sprüche. Die Deutungsversuche sind vielfältig: von Zahlenersatz bis hin zur Buchstabenmischung (als Anagramm). Wählt man z.B. geometrisch relevante Positionen im Quadrat aus und interpretiert die darin befindlichen Buchstaben als Zahlenwerte nach griechischer bzw. semitischer Schreibweise, so lässt sich mit einigen arithmetischen Grundoperationen die astronomische Präzessionsmethode, das Platonische Jahr ableiten. Als Anagramm lassen sich die Buchstaben zu einer Satansbeschwörung oder zu einem Paternoster-Kreuz zusammensetzen.
    Wie man Zaubersprüche
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