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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery
Autoren: Sven Regener
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und die Musik war laut und kompakt und wummerte wie ein monströses Tier, das hinter den Sichtblenden lag und Schläge in alle Richtungen austeilte, und Raimund stürmte zu den Hosti Bros und den Security-Leuten und brüllte herum und zeigte auf seine Uhr, und dann kam einer dazu, den umarmte Raimund und redete dann auf ihn ein und der andere nickte und zeigte auf seine Uhr und Raimund nickte und zeigte auf seine Uhr und ich stand die ganze Zeit zwei Meter entfernt und verstand kein Wort, neben mir Anja, ratlos mit ihrem Saxofonkoffer in der Hand, sie schaute nach oben in die Ränge und auf Raimund und die Leute und auf die Bühne und sie war bleich im Gesicht, das konnte man selbst bei dem bunten Licht und den Strobos genau erkennen, sie war leichenblass, und dann sah sie mich an und schüttelte den Kopf, aber dann kam Raimund und er hielt Dubi am Arm und gab uns ein Zeichen, ihm zu folgen, und so gingen wir mit ihm nach draußen vor die Tür.
    »Was ist los, Raimund?«, fragte ich.
    »Pass auf«, sagte Raimund, »ich muss gleich wieder rein und mich um die Hostis kümmern, die sind total besoffen, die wollen die da nicht hochlassen, ich muss die irgendwie wieder nüchtern kriegen, die müssen doch auflegen! Du musst Anja und Dubi jetzt mal in Halle 4 bringen, da ist die Elektro-Stage, sieh zu, dass du sie da ablieferst, Scheiße, diese blöden Mauken, jetzt haben sie einen Hit und performen nicht!«
    »Du kriegst das schon hin, Raimund«, sagte ich.
    »Hoffentlich. Hier ist ein Plan!« Raimund drückte mir einen Zettel in die Hand. »Da ist der Weg zu Halle 4 drauf. Du bringst sie da persönlich hin, die sind um neun Uhr dran, ihr habt nur noch zwanzig Minuten.«
    »So weit kann die doch nicht weg sein!«
    »Hast du eine Ahnung!«, sagte Raimund. Dann ging er in die Halle zurück.
    Ich studierte den Plan und es dauerte einige Zeit, bis ich ihn verstanden hatte. Dann sagte ich Anja und Dubi, dass sie mir folgen sollten und ging ich mit ihnen immer an der Betoninnenwand des Laufrings entlang gegen den Uhrzeigersinn um die Halle herum bis Eingang 2.4 und dort mit ihnen in die Halle und dann gleich rechts herum immer an der Wand lang, bis wir an eine Treppe kamen, die nach unten zu einem Durchgang führte und den liefen wir hinunter und entlang und am Ende wieder hoch, und da war dann Halle 4, wo nicht viel los war, genauer gesagt fast nichts, einige Leute saßen auf dem Fußboden, einige lehnten an der Wand und zwanzig Leute taumelten ein bisschen herum, während auf einer kleinen Bühne einer einen Computer bediente und dazu sang, ich wollte es erst nicht glauben, er sang so lala und brummbrumm und ich dachte schon, dass das vielleicht auch aus seinem Computer kam, aber dann sah ich, dass er wirklich sang, nur ohne Text, es war eher so Vokalkunst oder wie man das nun nennen soll, und dann bemerkte ich, dass er noch einen Kumpel im Hintergrund hatte, der auch noch auf Simmons-Drums, die ich eigentlich für ausgestorben gehalten hatte, haute und damit den Beat bereicherte, und das alles erinnerte mich ganz schön an Glitterschnitter, die Band von Ferdi, Raimund und mir, und zwar an die Phase, als wir Gabi aus Neukölln als Sängerin dabeigehabt hatten, auch Gabi hatte keinen Text gebraucht, um singen zu können, und Raimund immer schön alle viere auf der Bassdrum, der alte Technopionier, aber für sentimentale Erinnerungen war nicht viel Zeit, es war fünf Minuten vor neun und ich musste Kontakt aufnehmen, also ging ich zu einem Mann mit Springtime-Shirt, der links von der Bühne an einem Gitter stand, und zeigte meinen Ausweis und auf Dubi und Anja, die die ganze Zeit an mir drangeblieben waren wie der Teufel an der armen Seele, es fehlte nur, dass einer von ihnen meine Hand nahm.
    »Die sind gleich dran«, rief ich gegen das Gesinge an, »das sind Odo und Rama Noise!«
    Der Springtime-Mann nickte, schaute auf einen Zettel, nickte wieder und öffnete das Gitter für uns. Wir schlüpften durch und waren hinter der Bühne. Der Mann folgte uns und stiefelte eine Treppe zur Bühne hoch, bis er halb oben war und über den Rand gucken konnte. Dort machte er dem Simmons-Drums-Trommler ein Zeichen, bei dem er sich mit der Hand die Kehle durchschnitt und dabei den Unterkiefer vorschob, und dann winkte er einem, der am Bühnenrand an einem DJ-Mischpult stand, und der nickte und legte schon mal eine Platte auf, und als die Gruppe, die »Haiku Express« hieß, wie ich einem Ablaufplan entnahm, der vor meiner Nase an eine
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