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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery
Autoren: Sven Regener
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Fall, und als ich ihn gebeten hatte, sich doch bitte auch mal an meinem Hals festzuhalten, hatte er mir vorwurfsvoll entgegengehalten, dass er den linken Arm nicht bewegen könne, das tue so weh, wenn er den bewege. Vor dem Sanitätszimmer stand ein Sanitäter und rauchte.
    »Was hat er denn?«, fragte er.
    »Verdacht auf Herzinfarkt«, sagte Werner und schwenkte dazu seinen Rot-Kreuz-Ausweis.
    »Wie alt?«
    »Fünfzig«, sagte Ferdi.
    »Na dann …!«, sagte der Sanitäter und trat seine Zigarette aus. »Dann wollen wir mal.«
    Ich trug Ferdi auf sein Geheiß in das Zimmer und legte ihn dort auf eine Liege. Ein Mann, auf dessen T-Shirt »Notarzt« stand, stand von einem Stuhl, auf dem er geschlafen hatte, auf und blinzelte ihn an.
    »Was hat er denn?«
    »Verdacht auf Herzinfarkt«, sagte der Sanitäter.
    »Wo fehlt’s denn?«, sagte der Arzt zu Ferdi.
    »Mir ist schlecht und ich habe Beklemmungen und ich kann den linken Arm nicht heben.«
    »Na, dann wollen wir mal«, sagte der Notarzt. »Können mal bitte alle rausgehen, die nicht direkt mit ihm verwandt sind? Oder ihn liebhaben? Also einer oder eine kann hierbleiben, der Rest muss raus!«
    »Raimund bleibt da«, sagte ich. »Oder willst du, Sigi?«
    »Ich? Nee, lieber nicht!«, sagte Sigi.
    »Ich lieber auch nicht!«, sagte Raimund.
    »Die sollen alle abhauen«, sagte Ferdi.
    Wir gingen alle raus und warteten und rauchten erstmal eine. Nach ein paar Minuten ging die Tür auf und Ferdi kam raus.
    »Wie sieht’s aus, Ferdi?«
    »Geht mir schon wieder besser.«
    »War kein Herzinfarkt?«
    »Der meint nein. Mir geht’s auch schon wieder besser.«
    »Und das mit dem linken Arm?«
    »Ja, der wollte mich abhören und da hab ich das Hemd ausgezogen und da ist voll der blaue Fleck an der Schulter hier!« Ferdi zeigte auf seine linke Schulter. »Wegen wie ich da von der steilen Treppe gefallen bin, als ich vom Set kam. Hatte ich ganz vergessen. Voll die Prellung. Das tut total weh!«
    »Gott sei Dank«, sagte Raimund.
    »Das kannst du wohl sagen«, sagte Ferdi. »Ganz schöner Schreck!«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Sigi.
    »Okay«, sagte ich. »Wird Zeit, dass wir nach Hause fahren.«
    »Ja«, sagte Shorty von Magnetic. »Macht’s gut, Leute. War schön, dass ihr da wart!«
    »Wir fanden’s auch gut, Shorty«, sagte Raimund.
    »Immer wieder gern«, sagte Shorty. »Auf euch ist Verlass, Leute!«
    »Klar, Shorty«, sagte Ferdi, »das war ‘ne super Springtime!«
    »Ohne euch wäre das alles doch bloß Gummistiefelscheiß«, sagte Shorty.
    »Da sagst du was«, sagte Raimund.
    »Okay«, wiederholte ich. »Wird Zeit, dass wir nach Hause fahren, Leute.«
    »Mach’s gut, Karl.«
    »Mach’s gut, Werner. Ich komm nochmal vorbei.«
    »Mach’s gut Ferdi! Mach’s gut, Raimund. Und du auch«, sagte Shorty.
    »Sigi. Ich heiße Sigi!«
    »Mach’s gut, Shorty, schön war’s!« sagte Raimund.
    »Wollen wir dann mal gehen?«, sagte ich.
    »Echt ‘ne super Springtime! Ihr Magnetic-Leute habt’s echt drauf!«, sagte Raimund.
    »Halle 4 war scheiße!«, sagte Sigi.
    »Nicht jetzt, Sigi! Jetzt machen wir hier gerade Friede, Freude, Eierkuchen!«
    »Na gut, Halle 4 war super!«
    »Ich trink noch ein Bier«, sagte Shorty.
    »Ich bin dabei«, sagte Werner.
    Die beiden gingen zusammen weg.
    »Das ist das Problem mit den Magnetic-Leuten«, sagte Raimund. »Die sind so ehrgeizig! Die wollen immer die Letzten sein!«

79. Magical Mystery
    Das wurde dann noch ein langer Tag. Irgendwann waren alle im Auto und sicher festgeschnallt oder im Komabrett verstaut und wir fuhren los und dann war natürlich überall Stau und dann gehörte uns natürlich auch jede Raststätte zwischen dem Kamener Kreuz und Dreilinden. Als wir in Berlin einrauschten, war es schon dunkel und alle außer mir schliefen. Wir kamen über den Westen rein, Avus, Funkturm, ICC, das gute alte Bulettenberlin, und als wir die Kantstraße Richtung Savignyplatz und Zoo hinunterbretterten, kriegte ich einen akuten Anfall von schlechter Laune, das war schon nah am dunklen Gefühl, ich hatte überhaupt keine Lust auf Berlin, das deprimierte mich alles plötzlich so sehr, es kann doch nicht sein, dachte ich, dass man nach fünf Jahren einfach wieder in dieselbe Stadt zurückzieht, als ob nichts gewesen wäre, man kann, dachte ich, doch sowieso überhaupt nicht in dieselbe Stadt zurückziehen, das geht nicht, dachte ich, wenn man einmal weggegangen ist, dann gibt es keinen Weg mehr zurück, und mir wurde ganz kribbelig und
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