Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
der Supervision, die Leute klein zu machen, Werner?!«
    Werner stand wortlos auf, ging zu Ferdi und der Bierzapfanlage, die ja mitten im Raum stand, warum auch immer, ich meine, warum hatten sie ihre blöde Zapfanlage nicht hier am Tresen, aber egal, Werner ging jedenfalls seelenruhig zu Ferdi und der Zapfanlage und ließ sich dort von Ferdi ein Bier geben, Ferdi teilte noch immer das Bier höchstpersönlich aus, während Holger jetzt zapfte und Raimund irgendwelchen Leuten was in die Ohren schrie, die Lounge füllte sich immer mehr, die Party kam in Fahrt, zur Halle hin waren alle Fenster aufgeschoben und Basti und Dubi reichten irgendwelchen Leuten, die da draußen auf den Rängen der Halle saßen, Bierbecher raus. Ferdi wechselte mit Werner noch ein paar Worte, dann sahen die beiden zu mir herüber und lachten. Ich wendete mich ab und füllte meinen Becher mit noch mehr Kaffee.
    »Ich sag dir mal was!« Werner kam zurück und kletterte wieder auf den Hocker. »Ich sag dir mal was!« Er nahm einen tiefen Schluck. »Ah, das tut gut. Ja, da guckst du, Karl Schmidt. Dass der gute alte Werner dir hier auf der Springtime was vortrinkt. Nicht schlecht, was? Weißt du, ich sag dir mal was …«
    »Nun sag’s aber auch, Werner, nicht immer diese Ankündigungen und dann diese Kunstpausen und Abschweifungen, das nervt, das ist irgendwie Laberflash, das ist nicht der Werner, den ich kenne!«
    »Du kennst überhaupt keinen Werner, Karl Schmidt. Wen du kennst, das ist Werner Maier, der Clean Cut aufgebaut hat und da Leute wie dich betreut, den kennst du. Und ich sag dir mal was!«
    »Ja, Werner. Aber jetzt sag’s auch!«
    »Okay, also: Ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich ein Drogenproblem hast, Karl Schmidt. Verstehst du? Das kann niemand wissen, nicht mal du selbst. Manchmal glaube ich, dass deine Mutter das nur so wollte und dass diese blöde Frau Doktor da, Doktor Selge, also dass die das so hingebogen haben, damit du bei Clean Cut reinkommst. Bei den Unterlagen von Ochsenzoll steht was von ›möglicherweise auch ursächlich: Drogenabusus‹, aber genau so sieht’s aus: Möglicherweise, Karl Schmidt.«
    Wir schwiegen eine Weile.
    »Und nun, Karl Schmidt? Was nun?«, sagte Werner schließlich und lächelte grimmig. »Was wirst du damit anfangen, dass ich dir das gesagt habe? Wirst du es riskieren? Ich meine, guck dich doch um, Karl, alle amüsieren sich, alle trinken ein Bierchen oder auch zwei, wahrscheinlich sind bei den meisten schon ein paar Pillen im Spiel, ein Näschen Koks hier, ein bisschen Speed da, warum sollst du da immer nur Kaffee trinken? Du bist vor fünf Jahren einmal irre geworden, na und?!«
    »Leck mich, Werner, meinst du, ich bin doof? Meinst du, ich falle auf den Scheiß rein? Meinst du, ich habe Angst, dass ich jetzt ans Saufen komme, oder was? Wenn du meinst, dass ich dich nicht kenne: Hast du dir dann mal überlegt, dass du mich vielleicht genauso wenig kennst?«
    Werner starrte mich an. Dann schlaffte er plötzlich ab. »Ist ja auch egal«, sagte er. »Ich finde das aber scheiße, Karl. Irgendwie feige. Ich meine, wenn du nicht mehr bei uns wohnen willst, warum kommst du dann nicht aufs Plenum und sagst es allen? Was ist mit Astrid, Klaus-Dieter und Henning? Meinst du, denen ist das egal? Haben wir nicht fast fünf Jahre mit dir zusammengewohnt? Hätten wir dann nicht wenigstens ein Recht auf eine Erklärung? Wie hast du dir das gedacht? Willst du dir deine Restklamotten mit der Post schicken lassen oder wie?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß ja noch nicht, wohin«, sagte ich.
    »Und was ist eigentlich mit deiner Mutter? Was sagt die eigentlich dazu? Hat die nicht das Aufenthaltsbestimmungsrecht für dich?«
    »Nein. Ich wurde nie entmündigt. Ich hab ja, als ich irre war, nie Ärger gemacht. Ich hab alles gemacht, was man von mir wollte, Ochsenzoll, Eppendorf, Clean Cut, ich hab mich ja nie gewehrt.«
    »Ganz schön schlau«, sagte Werner.
    »Wie man’s nimmt«, sagte ich. »War nicht schlau gemeint. War nur so.«
    »Du wirst nie in Sicherheit sein«, sagte Werner. »Das sollte dir klar sein.«
    »Wer ist das schon? Das gilt für jeden, Werner, auch für dich. Und in Clean Cut 1 war ich auch nicht in Sicherheit!
    »Nein, aber sicherer als hier, das steht ja wohl mal fest. Und als du uns brauchtest, waren wir für dich da, Karl Schmidt, und das war dir recht, da kannst du über Clean Cut 1 lästern, wie du willst, als du uns brauchtest, waren wir da. Deshalb solltest du, wenn du kein totaler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher