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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Autoren: Alex Kava
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urinbefleckte Laken herauf. Doch von jetzt an würde Kaffeegeruch ihn stets auch an die Schmerzensschreie einer trauernden Mutter erinnern, die den verstümmelten Körper ihres einzigen Sohnes identifizieren musste. Zweifellos kein wünschenswerter Ersatz.
    Nick dachte an die erste Begegnung mit Laura Alverez Sonntagnacht - großer Gott, das war kaum eine Woche her. Danny war seit zwölf Stunden vermisst gewesen, als er einen Angelausflug abgebrochen hatte, um die Mutter persönlich zu befragen. Zuerst hatte auch er angenommen, es handele sich um einen typischen Sorgerechtsstreit, bei dem die Frau ihren Sohn benutzte, den Ex-Mann entweder zu strafen oder zurückzugewinnen. Dann war er Laura Alverez begegnet.
    Sie war eine große Frau, leicht untersetzt, mit einer üppigen Figur. Das lange schwarze Haar und die rauchgrauen Augen ließen sie jedoch jünger wirken als fünfundvierzig. Sie hatte etwas Statuenhaftes, dass man automatisch an einen Fels in der Brandung dachte.
    Trotz ihrer Größe graziös, war Laura Alverez an jenem Abend zwischen dem Spülbecken in der Küche und dem Schrank ständig hin und her gegangen. Sie hatte seine Fragen ruhig und gelassen beantwortet. Viel zu ruhig. Er hatte zehn, vielleicht fünfzehn Minuten gebraucht, ehe ihm auffiel, dass sie für jeden Teller, den sie abgewaschen in den Schrank stellte, einen neuen, sauberen mit an das Spülbecken nahm. Dann bemerkte er das Schild am Kragen ihres Pullovers, den sie offenbar falsch herum angezogen hatte, und die beiden nicht zueinander passenden Schuhe. Sie befand sich offensichtlich in seelischem Ausnahmezustand, den sie hinter einer Ruhe verbarg, die Nick unheimlich wurde.
    Diese Ruhe hatte sie während der Woche beibehalten. Sie war die Unerschütterliche gewesen und hatte den Männern, die jeden Tag ihr Haus füllten, Kaffee gekocht und Brötchen gebacken. Wenn sie nur ein wenig Emotionen gezeigt hätte, wäre es für ihn nicht so schwierig gewesen, mit anzusehen, wie diese stattliche Frau vor wenigen Augenblicken kollabiert und auf den harten Boden der Pathologie gesackt war. Ihr Schreien war durch die stillen, sterilen Flure gehallt wie das schrille verzweifelte Jammern eines verwundeten Tieres. Keine Frau sollte so etwas allein durchstehen müssen. Er wünschte jetzt, sie hätten ihren Ex-Mann gefunden, damit er ihn verprügeln konnte.
    „Morrelli.“ Bob Weston betrat Nicks Büro, ohne anzuklopfen oder eine Aufforderung zum Eintreten abzuwarten. Er ließ sich Nick gegenüber in den Sessel fallen. „Sie sollten heimgehen, duschen und sich umziehen. Sie stinken.“
    Er beobachtete Weston, der versuchte, sich die Müdigkeit aus den Augen zu reiben, und erkannte, dass er lediglich Fakten feststellte und nicht beleidigend sein wollte.
    „Was ist mit dem Ex-Mann?“
    Weston hob den Blick und schüttelte den Kopf. „Ich bin Vater, Nick. Gleichgültig, wie sauer er auf seine Frau war, ich glaube einfach nicht, dass ein Vater seinem Kind so etwas antun könnte.“
    „Also, wo fangen wir an?“ Ich muss erledigt sein, dachte Nick, wenn ich tatsächlich anfange, Weston um Rat zu bitten.
    „Ich würde mit einer Liste bekannter Sexualstraftäter anfangen, Pädophile, Männer, die mit Kinderpornografie zu tun haben.“
    „Das könnte eine lange Liste werden.“
    „Entschuldige, Nick“ , unterbrach Lucy Burton sie von der Tür her. „Ich wollte dir nur mitteilen, dass alle vier Fernsehstationen von Omaha und die beiden von Lincoln mit Kamerateams unten sind. Außerdem ist die Halle voll mit Radio- und Zeitungsreportern. Alle fragen nach einer Erklärung oder Pressekonferenz.“
    „Scheiße!“ schimpfte Nick halblaut. „Danke, Lucy.“ Er beobachtete, wie Weston sich in seinem Stuhl verrenkte, um Lucys lange Beine zu sehen, als sie davonging. Da sie in den Medien erscheinen würden, sollte er vielleicht ein Wort mit ihr über die kurzen Röcke und die hohen Absätze reden. Schade. Sie hatte hübsche Beine, was vom einstudierten Gang noch betont wurde.
    „Wir haben die Medien bisher gemieden“ , sagte Nick zu Bob Weston. „Wir müssen mit denen reden.“
    „Ganz meine Meinung. Sie müssen mit denen reden.“
    „Ich? Warum ich? Ich denke, Sie sind hier der Super-Experte.“
    „Solange es um eine Entführung ging. Jetzt ist es ein Tötungsdelikt, Morrelli. Tut mir Leid, Sie sind am Ball.“
    Nick ließ sich gegen die Sessellehne sinken, legte den Kopf ans Leder und schwang sich von einer Seite zur anderen. Das konnte doch nicht wahr
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