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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Autoren: Alex Kava
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Waschraum. Wie achtlos von ihr, nicht den Wäschekorb zu treffen.
    Am offenen Kühlschrank bestätigte ein Blick, wie sehr es ihnen an häuslichen Fähigkeiten mangelte: eine Tüte mit Resten eines chinesischen Gerichtes, ein halber Bagel in Cellophan, eine Schachtel aus Styrolschaum mit unidentifizierbarem Inhalt. Sie nahm sich eine Flasche Wasser und schlug die Tür wieder zu. Inzwischen fröstelte sie in ihren Laufshorts, dem schweißnassen T-Shirt und dem Sport-BH, der an ihr klebte wie eine zweite Haut.
    Das Telefon klingelte. Sie ließ den Blick suchend über die blitzsauberen Arbeitsflächen wandern und nahm es vor dem vierten Klingeln von der unbenutzten Mikrowelle.
    „Hallo?“
    „O‘Dell, hier ist Cunningham.“
    Sie fuhr sich mit den Fingern durch das kurze schwarze Haar und nahm beim Klang seiner Stimme automatisch Haltung an.
    „Hallo. Was ist los?“
    „Ich habe gerade einen Anruf vom Außenbüro in Omaha bekommen. Die haben dort ein Mordopfer, einen kleinen Jungen. Einige seiner Wunden sind charakteristisch für einen Serienkiller, der vor sechs Jahren in der Gegend sein Unwesen trieb.“
    „Ist er wieder aktiv geworden?“ Sie begann auf und ab zu gehen.
    „Nein, der Serientäter war Ronald Jeffreys. Ich weiß nicht, ob Sie sich an den Fall erinnern? Er hat drei Jungen umgebracht ...“
    „Ja, ich erinnere mich“ , unterbrach sie ihn, da sie wusste, dass er lange Erklärungen hasste. „Wurde er nicht im Juni oder Juli hingerichtet?“
    „Ja ... ja, im Juli, glaube ich.“ Seine Stimme klang müde. Obwohl es Samstagnachmittag war, stellte Maggie ihn sich hinter seinen Aktenstapeln am Schreibtisch vor. Sie hörte, wie er mit Papieren raschelte. Wie sie Direktor Kyle Cunningham kannte, hatte er Jeffreys’ gesamte Akte bereits vor sich ausgebreitet. Lange bevor sie in seiner Abteilung für wissenschaftliche Verhaltensstudien zu arbeiten begann, hatte man ihm bereits den liebevollen Spitznamen Falke gegeben, weil ihm nichts entging. In letzter Zeit schien sein Scharfblick jedoch mit geschwollenen Augen erkauft zu werden, die von zu wenig Schlaf zeugten.
    „Dann ist das vielleicht ein Nachahmungstäter.“ Maggie blieb stehen und öffnete auf der Suche nach Block und Stift für Notizen mehrere Schubläden. Sie fand nur sorgfältig zusammengelegte Küchentücher und sterile Küchenutensilien in ärgerlich ordentlichen Reihen. Sogar alltägliche Dinge wie Korkenzieher und Dosenöffner lagen akkurat ausgerichtet nebeneinander in der Ecke. Sie nahm einen glänzenden Servierlöffel, drehte ihn um und legte ihn quer über alles andere. Zufrieden schob sie die Schublade zu und ging weiter.
    „Es könnte ein Nachahmungstäter sein“ , bestätigte Cunningham etwas zerstreut. Offenbar las er die Akte, während er sprach, eine Konzentrationsfalte zwischen den Brauen, die Brille weit unten auf der Nase. „Es könnte ein einmaliges Ereignis sein. Die Sache ist die, man hat einen Profiler angefordert. Genauer gesagt, Bob Weston hat Sie angefordert.“
    „Dann bin ich also auch in Nebraska eine Berühmtheit?“ Sie ignorierte die leichte Verärgerung in seinem Tonfall. Vor einem Monat hätte er noch nicht so reagiert. Vor einem Monat hätte es ihn stolz gemacht, dass einer seiner Proteges angefordert wurde. „Wann fahre ich los?“
    „Nicht so hastig, O‘Dell.“ Sie hielt das Telefon fester und wartete auf die Lektion. „Ich bin sicher, Westons Stapel glühender Erfolgsberichte über Sie enthielt nichts über Ihren letzten Auftrag.“
    Maggie blieb stehen und lehnte sich gegen den Küchentresen. Sie presste eine Hand auf den Magen, wartete und wappnete sich vor der Übelkeit. „Ich will doch hoffen, dass Sie mir nicht jedes Mal die Stucky-Sache vorhalten, wenn ich zu einem Fall rausfahren will.“ Das Beben ihrer Stimme klang nach Verärgerung. Das war gut. Zorn war besser als Schwäche.
    „Sie wissen, dass ich das nicht tue, Maggie.“
    O Gott, er hatte sie beim Vornamen genannt. Das wurde eine ernste Lektion. Sie griff nach einem Handtuch.
    „Ich bin einfach besorgt“ , fuhr er fort. „Sie haben sich nach der Stucky-Geschichte keine Pause gegönnt. Sie haben nicht mal mit dem Psychologen unseres Hauses gesprochen.“
    „Kyle, ich bin okay“ , log sie, irritiert durch das plötzliche Zittern ihrer Hand. „Es war doch nicht das erste Mal. Ich habe in den letzten acht Jahren viel Blut und Eingeweide gesehen. Es gibt nicht mehr viel, was mich schockieren kann.“
    „Genau darüber mache ich
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