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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Autoren: Alex Kava
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sich klein. Er wusste, dass er Mist gebaut hatte, angefangen von der Zerstörung von Spuren am Tatort, über die mangelhafte Absicherung eines ausreichend großen Gebietes, bis zum Alarmieren zu vieler Beamter. Somit verdiente er Westons abschätzige Sticheleien. Er fragte sich sogar, ob Weston ihm absichtlich die zu kleine Jacke gegeben hatte.
    Nick sah, wie sich George Tillie einen Weg durch die Menge bahnte, und war erleichtert, ein vertrautes Gesicht zu entdecken. George schien gerade aus dem Bett gestiegen zu sein. Seine Sportjacke war verknittert und hing falsch geknöpft über einem pinkfarbenen Männernachthemd. Sein graues Haar stand in alle Richtungen ab. Das traurige Gesicht war von tiefen Linien durchzogen, und auf den Wangen sprießten graue Bartstoppeln. Seine kleine schwarze Tasche an die Brust gepresst, stapfte er vorsichtig in Fellpantoffeln durch den Schlamm. Wenn er sich nicht irrte, hatten die Hausschuhe kleine Ohren und Hundeschnauzen. Lächelnd fragte Nick sich, wie George es an den FBI-Aufpassern vorbei geschafft hatte.
    „George!“ rief er und musste lachen, als der wegen seines unangemessenen Aufzugs die Brauen hochzog. „Der Junge ist hier drüben.“ Er führte den alten Leichenbeschauer am Ellbogen und gestattete ihm, sich auf ihn zu stützen, während sie im Schlamm durch die Menge staksten.
    Ein Beamter schoss mit einer Polaroidkamera ein letztes Bild vom Tatort, ehe er ihnen Platz machte. Ein Blick auf den Jungen, und George erstarrte. Die hängenden Schultern strafften sich, sein Gesicht wurde weiß.
    „O lieber Gott, nicht schon wieder.“

5. KAPITEL
    Aus einer Meile Entfernung war die Weide beleuchtet wie ein Fußballstadion während eines Spiels. Christine trat aufs Gas, und der Wagen schleuderte über den Schotter.
    Hier ging etwas Großes vor. Vor gespannter Erwartung flatterte ihr der Magen, ihr Puls schlug schneller. Die Handflächen wurden ihr feucht. Das war aufregender als Sex, jedenfalls soweit sie sich erinnern konnte.
    Die Informationen der Polizeieinsatzleitung waren wenig ergiebig gewesen: „Beamter erbittet sofortige Hilfe und Unterstützung.“
    Das konnte alles Mögliche bedeuten. Während sie auf den glitschigen Weg schlitterte, wuchs ihre Anspannung. Rettungsfahrzeuge, zwei TV-Vans, fünf Sherifflimousinen und eine Menge unauffälliger Wagen parkten verstreut kreuz und quer im Schlamm. Drei Deputy-Sheriffs bewachten den Tatort, der mit gelbem Band abgesperrt war. Gelbes Band, die Absperrung für den Tatort eines Verbrechens - das war ernst. Hier ging es eindeutig nicht um angetrunkene Teenager.
    Sie erinnerte sich an die Entführung - der Zeitungsjunge, dessen Gesicht seit Anfang der Woche in jeder Nachrichtensendung und auf jeder Zeitung erschienen war. War eine Lösegeldforderung eingegangen? Da waren Rettungsteams. Vielleicht war eine Befreiungsaktion im Gang?
    Sie sprang aus dem Wagen, der rollte weiter, sie merkte es und stieg wieder ein.
    „Sei nicht dumm, Christine“ , sagte sie leise vor sich hin, stellte die Automatikschaltung in Parkstellung und zog die Handbremse an. „Sei ruhig, sei gelassen“ , belehrte sie sich, nahm ihren Notizblock und stieg aus.
    Sofort schluckte der Schlamm ihre Lederpumps. Sie schüttelte sie ab, hob sie auf und warf sie hinten ins Auto. In Strümpfen ging sie auf die Leute der Nachrichtenmedien zu.
    Die Deputys standen aufrecht und unbeirrbar da, obwohl sie mit Fragen bombardiert wurden. Hinter den Bäumen beleuchteten Suchscheinwerfer ein Gebiet unten am Fluss. Hohes Gras und eine Menge Uniformierter versperrten den Blick auf das, was dort vor sich ging.
    Kanal Fünf hatte eine seiner Abendmoderatorinnen geschickt. Darcy McManus sah tadellos aus, bereit für den Auftritt vor der Kamera. Das rote Kostüm war gut gebügelt, das seidige schwarze Haar und das Make-up perfekt. Ja, sie hatte sogar ihre Schuhe an. Für eine Live-Reportage war es jedoch schon zu spät, und die Kamera blieb aus.
    Christine erkannte Deputy Eddie Gillick in der Reihe der Wachtposten, näherte sich ihm langsam und sorgte dafür, dass er sie sah. Sie wusste, ein falsches Wort, und alles war aus.
    „Deputy Gillick? Hallo, ich bin Christine Hamilton. Erinnern Sie sich?“
    „Mrs. Hamilton. Natürlich erinnere ich mich. Sie sind Tonys Tochter. Was führt Sie her?“
    „Ich arbeite jetzt für das Omaha Journal.“
    „Aha.“ Sofort wurde er wachsam.
    Sie musste schnell handeln oder sie verlor. Ihr fiel Gillicks glatt zurückgekämmtes Haar auf,
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