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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Autoren: Alex Kava
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Haare, Brille und arthritischen Händen hätte er als Einziger die Zeitung praktisch allein herausbringen können, weil er jede Abteilung durchlaufen hatte.
    „Riesenschreibblockade“ , erklärte Christine lächelnd und versuchte zu erklären, warum jemand aus der „Leben heute“ -Abteilung noch so spät arbeitete. Sie war froh, dass Pete Dienst hatte und nicht Charles Schneider, der andere Nachtredakteur, der seine Leute kommandierte wie ein Feldwebel.
    „Bailey hat sich krank gemeldet. Russell beendet den Artikel über Congressman Neales Sex-Skandal, und ich habe Sanchez gerade zu einem großen Unfall auf Highway 50 losgeschickt, in den drei Autos verwickelt sind. Da ist irgendwas los unten am Fluss, an der Old Church Road in Sarpy County. Ernie hat aus dem Funkverkehr nicht viel mitbekommen, aber es ist eine ganze Armada von Einsatzwagen unterwegs. Vielleicht sind es wieder nur ein paar betrunkene Kids, die mit den Geländewagen ihrer Daddys spielen. Ich weiß, Sie gehören nicht zum Nachrichtenteam, Hamilton, aber hätten Sie was dagegen, die Sache zu übernehmen?“
    Christine versuchte, ihre Begeisterung nicht zu zeigen. Sie verbarg ihr Lächeln, indem sie sich wieder ihrem halbgaren Artikel am Computer zuwandte. Endlich die Chance, eine echte Nachricht zu schreiben, und wenn es auch nur um ein paar betrunkene Teenager ging.
    „Ich decke Sie bei Whitman, egal, an was Sie gerade arbeiten“ , fügte Pete hinzu und missverstand ihr Zögern.
    „Okay. Ich denke, ich kann das für Sie übernehmen.“ Sie wählte ihre Worte mit Bedacht, um zu betonen, dass sie ihm einen Gefallen tat. Obwohl sie erst seit einem Jahr zum Team gehörte, wusste sie, dass Journalisten nicht selten wegen erwiesener Gefallen befördert wurden, weniger auf Grund von Leistung.
    „Nehmen Sie die Interstate. Highway 50 ist wegen des Unfalls wahrscheinlich zu. Nehmen Sie die Ausfahrt 372 zum Highway 66. Die Old Church Road ist etwa 6 Meilen südlich, an der 66.“
    Fast hätte sie ihn unterbrochen. Als Teenager war sie oft genug zum Knutschen an der Old Church Road gewesen. Wenn sie sich verplapperte, verriet sie jedoch ihre Herkunft vom Lande, was sie vermeiden wollte. Also schwieg sie und schrieb die Wegbeschreibung auf.
    „Sie sollten gegen eins zurück sein, damit wir noch ein paar Zeilen in die Morgenausgabe bringen können.“
    „Mach ich.“ Christine schlang sich den Riemen der Handtasche über die Schulter und musste sich beherrschen, um nicht vor Freude den Korridor hinunterzuhüpfen.
    „Und wenn ich dann noch Russell dazu bringe, halb so schnell zu schreiben, wie er spricht, bin ich ein glücklicher Mann“ , hörte sie Pete grummeln, als sie die Tür hinter sich schloss.
    Unbeobachtet auf dem dunklen Parkplatz, drehte sie sich einmal um die eigene Achse und rief der Betonwand ein begeistertes „Ja!“ zu. Das war ihre Chance, hinter die Tür der Nachrichtenredaktion zu gelangen und von Rezepten und Haushaltsanekdoten zu echten Nachrichten zu wechseln. Was immer dort unten am Fluss geschah, sie würde das Drama peinlich genau einfangen. Und wenn es kein Drama gab ... na, dann konnte ein guter Reporter ja wohl eines erfinden.

3. KAPITEL
    Er brach durch das Geäst, das Knacken des Holzes klang wie Explosionen in der Stille der schwarzen Nacht. Folgten sie ihm? Waren sie nah dran? Er wagte nicht zurückzublicken. Plötzlich glitt er auf dem Schlamm aus, verlor das Gleichgewicht und schlitterte hinunter zum Flussufer. Platschend stürzte er ins knietiefe eiskalte Wasser, strampelte in Panik mit Armen und Beinen und schlug klatschend auf das Wasser, dass es klang wie Donnerschläge. Er fiel auf die Knie, begrub seinen schweißnassen Körper im Wasser und sank in den Schlick ein, bis er kinntief im wogenden Fluss steckte. Die Strömung erfasste ihn, zerrte und drohte ihn dorthin zurückzuspulen, woher er soeben geflohen war.
    Das kalte Wasser betäubte seine Krämpfe. Wenn er doch bloß atmen könnte. Das Keuchen schmerzte in der Brust und stach ihm in die Seiten. Atme! befahl er sich, als seine Lungen nach Luft schrien. Er stieß auf und schluckte eisiges Flusswasser, keuchte und brachte würgend das meiste wieder heraus.
    Er sah die Scheinwerfer nicht mehr. Vielleicht war er weit genug gelaufen. Er lauschte angestrengt, um mehr als das eigene Keuchen zu hören.
    Keine schnellen Schritte, keine hechelnden Bluthunde, keine rasenden Motoren. Es war knapp gewesen - der Typ mit der Taschenlampe, hatte der ihn wirklich nicht im
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