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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch
Autoren: Jutta Mehler
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Holzhandel, ist hervorragend geschult im Ein- und Verkauf.«
    »Günther ist momentan Leiter einer Obi-Filiale«, vernahm Fanni ein leises Murmeln von Martha, das an Gisela gerichtet war.
    »Und Gisela haben wir ja auch zurück«, fügte Toni hinzu.
    Fanni konnte nicht anders. Sie musste Gisela einen fragenden Blick zuwerfen, den die offenbar richtig deutete.
    »Ich beziehe die Wohnung über den Büroräumen, die wir vor zwei Jahren für Fritz hergerichtet haben«, sagte sie. »Günther wird bei Toni wohnen.«
    »Man wird über die Stolzers klatschen wie nie zuvor«, meinte Martha missmutig.
    »Kostenlose Werbung noch und noch«, konterte Toni. »Die halbe Stadt wird aus lauter Neugier bei uns auftauchen, und wir werden das Geschäft unseres Lebens machen.«
    »Hannes und seine Giulietta werden aufheulen vor Wut«, sagte Gisela.
    »Alfa Romeo Giulietta«, murmelte Fanni vor sich hin. Dann sagte sie laut: »Seltsam, dass dieser Johann, dieser – ähm –Filmproduzent auch so einen Wagen besitzt.«
    Gisela setzte sich auf den Stuhl, den Marco frei gemacht hatte. »Johann Brunner besitzt eine rote Giulietta, einen Alfa Spider und einen Alfa Brera. Johann steht auf Alfa.«
    »Johann Brunner«, wiederholte Fanni den Namen. »Magermilch ist noch immer mit ihm befreundet.«
    »Fritz ist von Johann abhängig«, korrigierte sie Gisela. »Wie du ja offenbar selbst herausgefunden hast, ist Fritz ein Spieler. Er hat bei Johann mehr Schulden, als er je zurückzahlen kann. Johann kommt das zupass, denn Fritz ist tüchtig. Ohne seine Spielsucht hätte er es weit bringen können. Mit ihr ist er darauf angewiesen, Geld und Vermögen zu ergaunern, zu lügen, zu betrügen.« Sie wirkte einen Moment nachdenklich. Dann sagte sie: »Vermutlich wollte er nach Willis Tod das gesamte Vermögen der Stolzers einsacken.«
    »Unsere Firma?«, fragte Martha verblüfft. »Aber wie …?«
    Sie verstummte, weil Gisela mit der Hand wedelte und sich bequemer zurechtsetzte. »Mit den Unterschlagungen fing es an. Besonders in den Niederlassungen brachten sie ihm mehr als ein Jahr lang gutes Geld ein. Unterdessen bekam er heraus, wie er mich ködern konnte. Er machte mich mit Johann bekannt, und der versprach mir Rollen noch und noch. Ich fuhr zu Probeaufnahmen in sein Studio nach Mainz. Johann setzte einen Vertrag auf, in dem er sich verpflichtete, mir drei Filmrollen jährlich anzubieten.«
    Gisela schluckte, dann sagte sie betreten: »Alles machte einen so echten, einen so vertrauenswürdigen Eindruck, und Johann selbst wirkte so – glamourös. Ich bin auf ihn hereingefallen. Habe alle Brücken hinter mir abgebrochen.«
    »Ein paar Wochen lang«, fuhr sie nach einer Pause fort, »hat sich Johann sehr um mich bemüht. Wir reisten durch Italien und Ungarn, er machte mich mit Filmproduzenten bekannt. Ich durfte in Werbespots mitspielen. Als wir zurückkamen, bot er mir seine Wohnung an, bis wir was Geeignetes für mich gefunden hätten. Dann kam die erste Filmrolle.«
    »Dieser Kerl dreht Pornofilme«, kam es entrüstet von Toni.
    Gisela seufzte. »›Erotikkino‹ sagt Johann dazu.«
    »Ich versteh noch immer nicht …«, setzte Martha an.
    Wieder brachte Gisela ihre Schwägerin mit einer Geste zum Schweigen. »Ursprünglich hatte Fritz vielleicht nur vor, Johann meinen Unterhalt zu verschaffen und mich als Darstellerin obendrein. Die Unterhaltszahlungen, redete mir Johann ein, sollten über ein Konto seiner Filmgesellschaft laufen, das wäre gescheiter, solange ich noch keinen festen Wohnsitz hätte, und steuerlich sowieso viel günstiger für mich. Ich habe ihm vertraut. Zugleich bat er mich, nichts über meinen Einstieg ins Filmgeschäft verlauten zu lassen. Mir kam das entgegen. Wozu den ganzen Deggendorfer Landkreis in Aufruhr versetzen?«
    Sie sah Martha offen an. »Ja, ich war blauäugig, naiv und dumm.« Dann hob sie den Zeigefinger. »Ich vermute, dass Fritz seinen Plan geändert und seine Ansprüche aufgestockt hat, als Willi in Wörgl selbst nach dem Rechten sehen wollte. In diesem Augenblick muss Fritz klar gewesen sein, dass er bald auffliegen würde. Fritz hatte zwei Möglichkeiten: entweder zu verschwinden oder Willi auszuschalten. Er hat sich für Letzteres entschieden. Und weißt du, warum?«
    Martha schüttelte den Kopf.
    »Weil dann nur noch Toni zwischen ihm und der Firma Stolzer stand.«
    Marthas Augen weiteten sich ungläubig.
    Gisela schmunzelte. »Du hast Fritz Maurer gemocht, du hast große Stücke auf ihn gehalten –
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