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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch
Autoren: Jutta Mehler
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gerechnet, dass ich so schnell wieder zuschlage.«
    »Vor allem hätte ich damit rechnen müssen«, sagte Fanni traurig, »dass du Toni daran hindern würdest, nach Wörgl zu fahren – so wie du Willi daran gehindert hast. Mich glaubte ich ja gar nicht in Gefahr. Am Wochenende war ich sowieso außer Reichweite und heute …«
    »Du weißt von den Unterschlagungen?«, unterbrach sie Maurer erstaunt.
    »Falls Magermilch Willis Mörder war, musste er ja ein Motiv für die Tat gehabt haben.« Fanni sah kurz zu ihm hinüber. »Bei einem Spieler, der schon in jungen Jahren Opferstöcke aufgebrochen hat, um das Geld daraus zu verzocken, war das Motiv nicht schwer zu finden. Toni hatte dich sowieso schon lange in Verdacht, ein Gauner zu sein.«
    »Aber er hat nie was rausgefunden«, sagte Maurer herablassend.
    »Nein«, stimmte ihm Fanni zu. »Der Erste, der hinter deine Nebengeschäfte gekommen wäre, war Willi. Er hatte vor, in Wörgl nach dem Rechten zu sehen. Deshalb musste er sterben. Deshalb mussten falsche Spuren gelegt, Unschuldige belastet werden.«
    »Geniale Idee, die Sache mit der präparierten Anseilschlaufe. Das hat sie alle in Verdacht gebracht, die ganze Mannschaft, sogar Gisela, weil sie die Laschen mit den eingestickten Namen hat nähen lassen.«
    »Auf deinen Vorschlag hin, nehme ich an«, sagte Fanni müde. »Du hast frühzeitig vorgesorgt für den Fall, dass du eines Tages zuschlagen musst.«
    »Gisela war begeistert«, erwiderte Maurer selbstgefällig. »Sie hat mir die Gurte quasi auf dem Präsentierteller serviert.«
    »Von dem stümperhaften Ergebnis dürfte sie allerdings weniger begeistert gewesen sein«, meinte Fanni. »Aber mit den arthritischen Händen deiner Mutter war es wohl nicht einfach, so eine Kniffelarbeit auszuführen.«
    Maurer schnalzte unwillig mit den Fingern.
    Hör auf, den Kerl zu verärgern!
    »Wie hast du es geschafft, zum richtigen Zeitpunkt ungesehen an Willis Gurt zu kommen?«, fragte Fanni schnell. »Hast du es riskiert, den Nachschlüssel zu benutzen?«
    Er lachte eitel. Vor lauter Entzücken schimmerten seine Augen klarer als Quellwasser. »Das war auch ohne kinderleicht. Ich musste nur einen Kurzschluss verursachen, als die Chefs mal auswärts waren. Schon durfte ich überall die Sicherungen kontrollieren, auch im Wohnhaus.«
    Fanni hörte nicht mehr hin. Sie versuchte, sich und Sprudel in eine etwas bequemere Lage zu bringen, merkte aber gleich, dass sie Sprudel damit nur noch mehr Schmerzen bereitete.
    »Willst du, dass ich ihm ein paar Tritte verpasse?«
    Fanni schreckte auf. »Was …«
    »Ob du Beweise für die Unterschlagungen gefunden hast, habe ich gefragt.«
    Fanni schüttelte den Kopf.
    »Aber du wusstest, dass meine Privatgeschäfte über die Niederlassungen laufen.«
    Fanni nickte.
    »Wenn ich aufstehe …«
    »Wörgl«, antwortete Fanni hastig. »Rudolf hat auf dem Rückweg von Hinterbichl bei Wörgl die Autobahn verlassen und ist ins Gewerbegebiet gefahren, um zu tanken. Die Tankstelle liegt direkt neben dem Gelände der Stolzer’schen Holzhandlung. Es hat allerdings Tage gedauert, bis mir aufging, was es für eine Bedeutung hatte, dass an einem Sonntagabend ein halb beladener Lkw in dem hell erleuchteten Betriebshof stand, in dem auch ein grauer Wagen parkte, ähnlich dem, mit dem du nach Hinterbichl gekommen bist. Ich –«
    »Was?«
    »Ich konnte gar nicht glauben, dass die Stolzers so blauäugig …«
    Maurer lachte. »Die Niederlassungen waren meine Domäne. Ich habe sie eingerichtet. Tschechien und die Oberpfalz laufen hervorragend. Willi hat mir voll vertraut. Nicht einmal Toni, der mich von Anfang an auf dem Kieker hatte, kam auf meinen Dreh mit den Niederlassungen. Er hat bloß immer in den Abrechnungen herumgewühlt.«
    »Du hast dich so sicher gefühlt«, murmelte Fanni, »dass du Wörgl komplett für deine Geschäfte nutzen wolltest.«
    »Eine Zeit lang jedenfalls«, gab Maurer zu.
    »Du hast es überreizt«, sagte Fanni. »Dabei hatte Willi noch nicht mal Verdacht geschöpft. Er wollte dich nur unterstützen.«
    »Aber dir«, entgegnete Maurer, »ist der Gedanke gekommen, dass ich die Niederlassungen für meine Zwecke verwende.« Er sah Fanni auf eine Weise an, die es ihr ratsam erscheinen ließ, zu antworten.
    »Zuerst konnte ich mir nicht vorstellen, wie. Doch dann haben Martha und Toni die überhandnehmenden Reklamationen erwähnt. Du selbst hattest zuvor auch schon davon gesprochen, wobei du versucht hast, Toni als den Schuldigen
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