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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch
Autoren: Jutta Mehler
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amüsiert, »und gründlich nachgedacht. Aber wie bist du nur auf mich gekommen? Mir ist nämlich ziemlich bald so ein abwägender Blick an dir aufgefallen, wenn du mich angesehen hast.«
    »Es war anfangs nur ein sehr, sehr vager Verdacht«, entgegnete Fanni.
    »Muss ich nachhelfen?«, bellte Maurer, weil Fanni nicht weitersprach.
    Sie zuckte zusammen und sagte schnell: »Viele Hinweise deuteten in Richtung Hannes. Nachdem ich sie ein paarmal durchgegangen war, fiel mir auf, dass die meisten aus einer einzigen Quelle stammten. Du hattest mir von der Auseinandersetzung zwischen Hannes und Willi berichtet und eine Menge Gründe für Hannes’ Wut auf Willi mitgeliefert. Du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, dass du Hannes für Willis Mörder hältst und auch für den Angreifer in der Lagerhalle. Und du warst es, der mich erst darauf gebracht hat, dass ich Hannes’ Wagen auf dem Kundenparkplatz gesehen hatte. Du hast Hannes angeschwärzt, sooft sich Gelegenheit bot –«
    »Diese Gelegenheiten habe ich herbeigeführt, meine Liebe«, unterbrach sie Maurer.
    »Du hast diesen roten Wagen mit den Aufklebern absichtlich auf dem Kundenparkplatz abgestellt, um den Verdacht auf Hannes zu lenken«, fuhr Fanni fort. »Irgendjemandem wird das Fahrzeug schon auffallen, hast du gedacht.«
    »Und so war es ja auch«, sagte Maurer selbstgefällig.
    »Du wolltest Hannes den Überfall auf dich anhängen, weil du dachtest, das würde ihn als Willis Mörder noch überzeugender machen. So ungefähr nach dem Motto: ›Böser Konkurrent ermordet Firmeninhaber und versucht, auch dessen Geschäftsführer zu erschlagen‹.«
    »Und wer hat diesen Überfall wirklich ausgeführt?«, fragte Maurer augenzwinkernd.
    »Du selbst natürlich«, antwortete Fanni prompt.
    »Ein toller Schachzug«, prahlte Maurer. »Damit war ich so gut wie aus dem Kreis der Mordverdächtigen ausgeschlossen.«
    Fanni wandte für eine Sekunde den Blick von Sprudels Gesicht und sah zu ihm hinüber. »Wie hast du dir die Kopfwunde eigentlich beigebracht?«
    »Vorsichtiger Schnitt mit einer scharfen Messerklinge, damit es schön blutet. Das Blut dann gründlich verrieben, damit das Ganze wie eine breitflächige Verletzung aussieht«, antwortete Maurer.
    »Darum hast du dich auch geweigert, sofort Anzeige zu erstatten, denn das hätte vermutlich eine genauere Untersuchung der Wunde zur Folge gehabt«, sagte Fanni.
    Es war einen Moment still im Hütterl. Fanni streichelte wieder Sprudels Wange.
    »Ich bin dir also ins Visier geraten«, sagte Maurer schließlich. »Das hab ich dir angesehen.«
    »Es war mehr eine Ahnung als ein Verdacht«, erwiderte Fanni.
    »Aber du wolltest ihr nachgehen.«
    Fanni nickte leicht. »Ich sah plötzlich Zusammenhänge zwischen dem verkorksten Jungen aus Stockheim, den alle Magermilch nannten, und dir.«
    »Welche da wären?«
    »Dein sportliches Geschick, von dem man in Stockheim heute noch spricht. Die Ähnlichkeit mit deinem Vater. Es war doch dein Vater, der damals zur Scheune ging, um den Hund zu beruhigen. Er hatte deine Figur und deine blasse Haut –«
    »Alles noch immer recht nebulös«, unterbrach sie Maurer.
    »Fand ich auch«, sagte Fanni. »Deshalb habe ich auf dem Weg zum Defreggerhaus eine Unterhaltung mit dir angefangen.«
    »Und dabei ist dir unverkennbar ein Licht aufgegangen. Du wärst eine schlechte Pokerspielerin, Fanni Rot.«
    »Wärst du ein besserer, müsstest du nicht Geld unterschlagen, um deine Spielschulden zu bezahlen«, konterte Fanni.
    Maurer warf ihr einen bösen Blick zu. »Welche Erkenntnis zeigte sich dir denn nun in diesem Lichtblitz am Berghang?«
    »Die Einsicht«, antwortete Fanni, »dass dir als Einzigem klar zu sein schien, an welcher Stelle Willis Klettergurt präpariert worden war. Toni zum Beispiel glaubte, der Verschluss wäre manipuliert worden. Hannes und Martha begnügten sich offenbar damit, sich zerfranstes Gewebe vorzustellen, und machten sich keine weiteren Gedanken darüber, wo genau sich der wunde Punkt befand. Auch die anderen hatten keine Ahnung, dass es die Gurtschlaufe war, die riss. Es kam nämlich nie zur Sprache.«
    »Aber weil ich es auch einfach hätte erraten können, zählte das nicht wirklich als Beweis«, sagte Maurer.
    »Nein, nicht wirklich«, gab Fanni zu. »Allerdings häuften sich bei unserem Gespräch die Indizien, die dich mit Magermilch, dem Zocker, in Verbindung brachten.«
    Fragend zog Maurer, im Polsterstuhl lümmelnd, eine Augenbraue hoch.
    »Mir fiel dein
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