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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch
Autoren: Jutta Mehler
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zugegeben, tüchtig ist er –, hättest du seinen Heiratsantrag abgelehnt?«
    Martha schnappte nach Luft. »Warum hast du uns nicht viel früher gewarnt?«
    Gisela stand auf und nahm sie in die Arme. »Weil ich, als mir über Johanns Filmgesellschaft allmählich die Augen aufgingen, noch keine Ahnung hatte, dass Maurer drauf und dran war, die Stolzers zu ruinieren. Bis ich von Willis Tod hörte, nahm ich ja an, Fritz hätte es nur auf mich abgesehen – leichte Beute für Johanns Ensemble.« Sie drückte Martha einen Kuss auf die Wange und setzte sich wieder neben Fanni.
    Es war auf einmal still im Krankenzimmer. Jeder hing seinen Gedanken nach, bis Fanni sagte: »Magermilch hat uns alle an der Nase herumgeführt.«
    »Aber letztendlich hat er zu hoch gepokert«, sagte Toni.
    »Er hat wohl nicht mit einem Gegner wie Frau Rot gerechnet«, ließ sich Günther hören.
    Von Sprudel kam ein leises Glucksen. »Nein, Fanni Rot lässt sich nicht so leicht bluffen.«
    Fanni zog ein Gesicht und sagte traurig: »Maurer konnte genug Unheil anrichten.« Nach einer Pause fügte sie an: »Und nebenbei hat er es noch geschafft, Hannes in Verdacht zu bringen.«
    »Daran«, sagte Toni, »ist Hannes selbst nicht ganz unschuldig mit seinen Bosheiten, Vorwürfen und Anklagen. Er lässt ja nie vernünftig mit sich reden.«
    Wieder wurde es still im überfüllten Krankenzimmer. Fanni streichelte Sprudels Hand. Martha blickte versonnen vor sich hin. Plötzlich sah sie Fanni an.
    »Wieso«, fragte sie, »konnte dir Fritz bis zu dieser abgelegenen Berghütte oberhalb von Birkenweiler folgen, ohne dass du es bemerkt hast? Die Stolzer’schen Lieferwägen sind doch unverkennbar.«
    Niemand antwortete. Fanni hatte den Kopf bis fast auf die Bettdecke gesenkt. Günther und Toni sahen so angestrengt zum Fenster hinaus, als müssten sie ein bestimmtes Blatt an der Birke dahinter finden. Marco studierte den Inhalt der Obstschale neben Sprudels Bett. Gisela kramte in ihrer Handtasche nach …
    Nach dem Lippenstift vermutlich!
    Und Sprudel? Ja, Sprudel grinste so breit, wie es sein Kopfverband zuließ.
    Hans Rot würde jetzt sagen: Wenn mein Fannilein am Steuer sitzt, kann eine ganze Panzerdivision hinter ihr herfahren, sie würde es nicht merken!

16

    Sprudel erholte sich schnell.
    Schon bald redete er davon, aus dem Krankenhaus entlassen werden zu wollen, aber die Ärzte hörten ihm zwei Wochen lang nicht zu.
    Darüber beklagte er sich bitter, wozu er eine Menge Gelegenheit hatte, denn der Platz an seinem Bett war selten leer.
    Fanni besuchte ihn jeden Tag, fand sogar am Wochenende Vorwände, die es ihr möglich machten, Stunde um Stunde im Krankenhaus zu verbringen.
    Die Stolzers wechselten sich mit regelmäßigen Gastspielen am Krankenbett ab. Sogar Hannes Gruber und Elvira ließen sich sehen. Marco schaute schier täglich vorbei. Am zweiten Wochenende brachte er Leni mit.
    Marco und insbesondere Fanni hatten versucht, vor Leni zu verbergen, wie groß die Gefahr gewesen war, in der sie und Sprudel geschwebt hatten. Aber Leni hatte ein feines Ohr, und sie hatte Augen im Kopf. Deshalb bekam sie haarklein heraus, was auf der Hütte vor sich gegangen war.
    Sie besitzt eine Sonde, dachte Fanni. Eine spezielle Sonde, die es ihr ermöglicht, in die, die ihr nahestehen, hineinzuhorchen, hineinzufühlen, hineinzuschauen.
    Mit einer engen Verwandten dieser Sonde triezte Leni ihre Mutter, bis sie von ihr das Versprechen bekam, in Zukunft die Verbrecherjagd Marco zu überlassen. Fanni gab es einerseits bereitwillig, denn sie hatte sich fest vorgenommen, nie wieder jemanden in Gefahr zu bringen.
    Andererseits …

Danke

    Wie immer danke ich meinem Mann und meinen Kindern für die Antworten auf Dutzende von Fragen, die oft wie Sturmböen über sie herfallen.
    Speziell bei diesem Buch danke ich Hans Kürschner vom DAV Deggendorf für die Durchsicht des Manuskripts mit Augenmerk auf Bergsport und Anseiltechnik.
    Für Infos über die Milchkuh danke ich Familie Aigner vom Hof am Gunst.
    Zu guter Letzt danke ich ganz herzlich dem Emons-Team, besonders meiner Lektorin Stefanie Rahnfeld (die mit harter Hand durchgriff) und Matthias Auer von der Aulo Literaturagentur.

    Jutta Mehler
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