Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch
Autoren: Jutta Mehler
Vom Netzwerk:
stießen wir auf einen grauen Lieferwagen mit der Aufschrift ›Stolzer & Stolzer‹ an der Fahrertür.«
    »Das hat dich gewarnt«, sagte Fanni.
    »Es hat mich zu größter Vorsicht bewogen«, stimmte ihr Marco zu.
    Sprudel regte sich. »Bin ich eigentlich der Einzige, der noch immer nicht sämtliche Zusammenhänge kennt?«
    »Magst du uns die ganze Geschichte erzählen, Fanni?«, fragte Marco. »Es würde mich wirklich interessieren, was du alles herausgefunden hast.«
    Fanni setzte sich zurecht. In Sprudels rechte Handfläche, worin noch kurz zuvor ihr tränennasses Gesicht gebettet gewesen war, legte sie nun ihre linke Hand.
    »Ich sollte wohl von vorn beginnen«, meinte sie und fing beherzt an.
    »Eine Zeit lang glaubte ich, Magermilch und Hannes wären ein und dieselbe Person«, sagte sie. »Dann wieder kam mir der Gedanke, Hannes könnte Johann sein, dieser ungeratene Neffe der Brunners.«
    Schau, Sprudel ist ganz Ohr! Der denkt jetzt bestimmt kein bisschen an seine Verletzungen!
    »Aber irgendwie passte Hannes nicht ins Rheingau. Verwendet man da Ausdrücke wie: Kiberer, Burschi, Goschen oder Schmalzdackel? Dem Dialekt nach hatte Hannes seine Kindheit in Österreich verbracht. Ja, und die Aufkleber auf den roten Autos waren halt auch nicht identisch.«
    »Warst du dir da schon sicher, dass es nicht der Wagen von Hannes Gruber gewesen ist, der auf dem Kundenparkplatz stand, als Fritz Maurer überfallen wurde?«, fragte Marco.
    »Nein«, erwiderte Fanni, »ganz und gar nicht.« Und sie erzählte weiter, wie sie Steinchen für Steinchen zusammengetragen hatte.
    »Wie ist dir denn klar geworden, welche Rolle Gisela in der ganzen Geschichte spielt?«, wollte Marco wissen, nachdem sie ihren Bericht beendet hatte.
    Fanni zuckte die Schultern. »Hinsichtlich Gisela habe ich nur eine vage Theorie zu bieten.«
    »Lass hören«, sagte Marco.
    »Es gab zwei Dinge, die zusammenpassten«, erklärte Fanni. »Einerseits war da Giselas Lebenstraum, Schauspielerin zu werden, andererseits hatte ich die Information, dass Giselas Unterhalt unter dem Kennwort ›Alfa Filmwelt‹ auf ein Konto in Stockheim überwiesen wird. Mehr konnte ich allerdings nicht in Erfahrung bringen.«
    Marco schmunzelte. »Die Bank gibt keine Auskünfte, und bei Alfa Filmwelt hieß es, der Chef sei auf Reisen, und eine Gisela Stolzer sei dort nicht bekannt. Frankl kam auch nicht weiter.«
    »Ich nahm an«, fuhr Fanni fort, »Gisela hätte ein Angebot bekommen, das ihr ihren Traum erfüllte. Und vor ein paar Tagen konnte ich Fritz Maurer mit diesem Angebot in Verbindung bringen. Ich bekam nämlich zufällig mit, dass er meiner Nachbarin eine Filmrolle angetragen hat. Die Nachbarin beschrieb Maurer ihrer Freundin und erwähnte dabei ein gewisses Kettchen, das er immer um den Hals trägt.«
    Marco nickte anerkennend. Bevor er jedoch etwas dazu sagen konnte, klopfte es an der Tür. Überraschenderweise trat weder eine Krankenschwester ein noch der Zivi mit dem Fieberthermometer.
    Herein kam Toni Stolzer am Arm eines gut aussehenden Mittvierzigers.
    »Günther, mein Lebensgefährte«, stellte er seinen Begleiter vor. Dann beugte er sich über das Krankenbett und tätschelte Sprudels Arm. »Sie erholen sich, hört man reden. Das Glück war wohl mehr auf unserer Seite. Fritz Maurer hat verspielt – endgültig.«
    »Rien ne va plus«, fügte Günther lächelnd hinzu.
    »Das Glück war oft auf unserer Seite«, sagte Marco. »Sonst wäre auch Ihr Unfall nicht so harmlos verlaufen.«
    Toni wiegte den Kopf. »Maurer hatte vermutlich nicht die Zeit, mein Ableben richtig zu planen. Vorerst lag ihm nur daran, mich an der Fahrt nach Wörgl zu hindern. Aber irgendwann wäre ich wohl fällig gewesen.«
    Günther legte den Arm um Tonis Schultern.
    Im selben Augenblick klopfte es wieder. In der Tür erschienen Gisela und Martha. Plötzlich war es unangenehm voll in Sprudels Krankenzimmer.
    Marco gab seinen Sitzplatz auf und lehnte sich wieder ans Fenster. Toni und Günther drückten sich neben ihn an die Wand. So wurde für Martha und Gisela der Weg ans Krankenbett frei.
    »Fanni, Fanni«, sagte Martha kopfschüttelnd, nachdem sie Sprudel begrüßt hatte. »Ich war immer so zufrieden mit unserem Geschäftsführer, und du entlarvst ihn als Mörder meines Mannes.«
    Fanni schaute so zerknirscht, dass es ringsum leise glucksendes Gelächter gab.
    »Keine Sorge«, sagte Toni. »Maurers Posten ist bereits bestens besetzt: Günther wird bei uns einsteigen. Er kennt sich aus im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher