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Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg
Autoren: V.A.
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weiter, der einfach nicht aufhören und stillstehen wollte, bis sie in ihrer Verzweiflung aufstand und sämtliche Schubladen durchwühlte. In einer fand sie ein mildes Beruhigungsmittel, das sie sich wegen gelegentlicher Schlafstörungen hatte verschreiben lassen. Sie schluckte zwei Pillen, ging hoffnungsvoll wieder ins Bett – und lag eine Stunde später noch immer wach.
    Während sie die Schatten anstarrte, merkte sie plötzlich, daß jemand – oder etwas – lautlos ins Zimmer gekommen war. Ihr erstes Erstaunen verwandelte sich in Entsetzen, denn trotz ihrer beträchtlichen Erfahrung im Umgang mit Geistern hatte sie noch nie einen Geist gesehen . Aber hier in ihrem Zimmer war etwas; sie hatte das deutliche Gefühl, eine überwältigende Gegenwart zu spüren, die zu sehen sein mußte, wenn sie nur den Kopf zur Seite drehte. Sie konzentrierte sich ganz auf die Schatten am Fenster, um den Geist nicht sehen zu müssen, aber dann konnte sie dem fast körperlichen Drang, der sie dazu brachte, in diese Richtung zu sehen, wo der Geist stand, nicht länger Widerstand leisten.
    Noch bevor sie die schemenhafte Gestalt ganz erfaßte, wußte sie bereits, daß dort Timothy in der Mitte des Raums stand. Seine charakteristische Haltung – etwas nach vorn gebeugt leicht hochgezogene Schultern, verschränkte Arme, das Kinn nachdenklich in die rechte Hand gestützt – war unverkennbar. Dort stand Timothy, obwohl er jetzt natürlich ziemlich durchsichtig war. Und mit dieser Gewißheit verschwand Amandas Entsetzen zum größten Teil. Sie wollte eine Hand nach ihm ausstrecken und ihm etwas zurufen, aber er machte eine ungeduldige Handbewegung, als wolle er jeden Versuch dieser Art im Keim ersticken, und deutete mit einer schemenhaften Hand in den Wohnraum der Suite hinüber. Sein Gesichtsausdruck war drängend und befehlend.
    Amanda richtete sich im Bett auf und runzelte fragend die Stirn, weil sie sich diese Geste nicht erklären konnte. Aber dann begriff ihr übermüdeter Verstand plötzlich, daß Timothy durch die offene Tür auf den großen Sessel deutete, auf dessen Armlehne ihr Schreibblock lag. Nun war Amanda klar, daß er sich auf gewohnte Weise mit ihr verständigen wollte, weil es für ihn keine andere Möglichkeit gab, sich auszudrücken. Sie warf rasch die Bettdecke zurück, stand auf und eilte in den Wohnraum. Dort setzte sie sich in den Sessel, nahm ihr Schreibzeug zur Hand und hielt sich bereit. Unterdessen war Timothy so lautlos verschwunden, wie er gekommen war. Amanda machte Licht und wartete geduldig.
    Sie brauchte nicht lange zu warten. Schon kurze Zeit später durchzuckte ein wahrer Energiestoß ihre Hand, und der Kugelschreiber schrieb wie von selbst: Fürchten Sie sich nicht, liebe Amanda, alles wird wieder gut ... Dann folgte eine lange Pause, während sie sich bereits fragte, ob dieser karge Trost alles war, was Timothy zu bieten hatte. Aber dann bewegte der Kugelschreiber sich erneut: Wir sind die Wächter ... wir sind zahlreich, und wir beobachten die Unzulänglichkeiten der Menschen ... wir sind auch in anderen Dimensionen keineswegs machtlos und zur Untätigkeit verurteilt ... bis zum nächsten Vollmond wird der Störenfried nicht mehr auf der Erde wandeln ... Sonnenwanderer ...
    Amanda hatte plötzlich Angst. So hätte Timothy sich nie ausgedrückt; sie kannte ihn zu gut, um seine vertraute Ausdrucksweise mit irgendeiner anderen zu verwechseln. Wer sprach hier mit ihr? Wer führte ihre Hand, so daß sie diese in altmodische Worte gekleidete Drohung niederschrieb, die aus dem Mund eines Orakels hätte kommen können?
    Dann atmete sie unwillkürlich erleichtert auf. Ihre ängstlichen Fragen schienen gewirkt zu haben, denn sie spürte jetzt wieder die Bewegungen ihrer Hand und wußte instinktiv, daß Timothy sie erneut kontrollierte. Nur Geduld, Amanda ... Sie brauchen keine Angst zu haben ... unsere Freunde werden uns helfen ... sie sind weise Verbündete, deren Macht alles übersteigt, was irdische Sterbliche sich vorstellen können ... Sie müssen mir und ihnen vertrauen ...
    Damit war die Botschaft aus dem Jenseits zu Ende, und obwohl Amanda noch etwas wartete, folgte nichts mehr. Sie ließ erschöpft die Hand sinken. Wie konnte sie jemand vertrauen, der sich Sonnenwanderer nannte und sich so merkwürdig ausdrückte? Und hatte er nicht sogar behauptet, Wellington werde sterben? Dabei fiel ihr etwas anderes ein: Was konnte sie dagegen tun, wenn diese überirdischen Mächte sie als ihr Werkzeug
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