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Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg
Autoren: V.A.
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niemand. Deshalb habe ich immer und überall meine Ausweise bei mir. Sogar in diesem Augenblick.« Er deutete auf seine rechte Hüfttasche.
    Jolson schlug ihn mit der bleibeschwerten Reitpeitsche nieder, fesselte ihn mit seinem Trainingsanzug und sperrte ihn in den Kleiderschrank des nächsten Ateliers. Dort fand er einen dunklen, konservativen Anzug und zog sich um. Dann lehnte er an der Schranktür und konzentrierte sich. Seine Gesichtszüge verschwammen und änderten sich auf erstaunliche Weise. Er verließ das Gebäude als Honey Sousa-Meller. Auf dem Weg zum Kloster wurde er nur noch einmal getroffen.
     
    Der Mann in der sandfarbenen Kutte zündete sich eine Zigarre an und stützte dabei den Ellbogen auf eine Schale, in der Weihrauch brannte. Die Schale kippte nach vorn, so daß einige glühende Körner herausfallen und den Ärmel der Kutte versengen konnten, der zu rauchen begann. »Oha«, sagte der Mann, der sich als Bruder Sheldon vorgestellt hatte.
    Der Verkaufsraum war mit Teppichen und Wandbehängen aus unbrennbarem Plastikmaterial ausgestattet, deshalb rollte Jolson den Wahrscheinlichkeitsbruder an der nächsten Wand hin und her, bis der Ärmel nicht mehr rauchte. »Wo sind meine Freunde gleich wieder, Bruder Sheldon?«
    Der große, breitschultrige Mann bückte sich, um die Weihrauchkörner aufzusammeln. »Unten im Weinkeller sechs bei Bruder William. Er zeigt ihnen die neuen Abfüllandroiden, die wir angeschafft haben.« Er schüttelte den Kopf. »Diese ganzen Weindämpfe machen mich richtig beschwipst, Mists Sousa-Meller. Ich bin oft ganz benommen. Tut mir leid, tut mir ehrlich leid.«
    Jolson griff nach dem versengten Arm des Bruders und zog ihn hoch. »Aber alles für einen guten Zweck, wie mein Dad oft sagt, wenn er von Ihrem Unternehmen spricht, Bruder Sheldon.«
    »Wirklich? Das hört man gern«, antwortete der Kuttenträger. »Wir bemühen uns natürlich, unsere Erzeugnisse ständig zu verbessern. Wo ist meine Zigarre geblieben?«
    »In der Weihrauchschale.«
    »Hmm, tatsächlich«, sagte Bruder Sheldon. »Ich bin hier noch ziemlich neu, Mister Sousa-Meller. Früher war ich in unserem Lazarett im Getto 25 als Spezialist für Kopfwunden. Sie haben übrigens eine beachtliche Beule über dem linken Ohr. Halten Sie meine Zigarre fest, dann kann ich mich gleich darum kümmern.«
    »Danke, das ist nicht nötig, Bruder Sheldon«, wehrte Jolson ab. »Solche Kleinigkeiten heilen bei mir sehr schnell wieder. Zeigen Sie mir nur den richtigen Keller, wenn ich bitten darf.«
    »Ich dürfte eigentlich gar keine Zigarren rauchen – nicht mit meinem Magen. Das ist eine Tangzigarre aus Barafunda.« Er setzte sich auf eine Geschenkkiste Wein. »Burgunder ist am schlimmsten. Wenn ich an Burgunderfässern vorbeigehe, habe ich fast das Gefühl, einen Schlagstock aufs Ohr zu bekommen. Wir haben hier in der Nähe eine Brauerei, in die ich mich versetzen lassen wollte. Aber dort war leider nichts frei, deshalb muß ich mich wohl mit meinem Los abfinden. Sie brauchen nur die Wendeltreppe dort drüben hinunterzugehen. Der Keller sechs ist gar nicht zu verfehlen. Die Keller sind alle numeriert.«
    Jolson blieb in dem langen Gang unter dem Verkaufsraum stehen und horchte. Aus dem ersten Quergang rechts drang eine vertraute Stimme.
    »Das Bukett ist faszinierend, wirklich faszinierend, mein lieber Bruder William«, sagte der echte Dr. Seacroft.
    »Ich möchte Sie allerdings warnen, Doktor Seacroft«, antwortete eine nasale Stimme. »Wir halten unseren Rose für einen ausgezeichneten Wein, aber ich würde Ihnen nicht raten, ihn zu Cremeschnitten zu trinken.«
    »Nur Weinsnobs«, behauptete Seacroft mit vollem Mund, »brauchen sich so streng an die Regeln zu halten, Bruder William.«
    Jolson sah vor sich an der Wand drei weinbefleckte Kutten hängen. Er warf eine davon über, schwankte in den Keller 6 hinein und murmelte: »Verzeihung, aber ich bin noch immer etwas benommen.« Er glich jetzt Bruder Sheldon wie ein Ei dem anderen.
    »Kommen Sie, leisten Sie uns Gesellschaft«, forderte Dr. Seacroft ihn auf. Er hatte Schokoladenkrümel im Bart und eine Flasche Rosé in der rechten Hand.
    Vor einem großen Eiskübel standen die beiden Colonels, die hübsche Negerin und ein Wahrscheinlichkeitsbruder. »Bedaure, aber ich muß leider ablehnen«, sagte Jolson. »Im Augenblick bin ich keiner Weinprobe gewachsen.« Er lächelte dem Nervengasmädchen zu, stolperte und stieß den Eiskübel um. Er versuchte das Gleichgewicht zu bewahren,
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