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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
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der jetzt den Befehl hatte, war dagegen und hielt mich noch eine Stunde lang unter Beobachtung. Dann kletterte ich in die Tauchkapsel und verriegelte das Luk.
    Obwohl der Wind jetzt neunzig bis hundert Stundenkilometer erreichte, schwankte die Kapsel kaum; sie wurde jedoch mehrmals ruckartig auf- und abgeworfen, bevor sie endlich untertauchte. Um mich herum wurde es dunkel, und ich spürte keine Bewegung mehr, bis die Kapsel in der unteren Schleusenkammer aufsetzte. Ein dröhnender Schlag zeigte mir, daß die Schleuse geschlossen worden war. Wenig später leuchtete das grüne Licht auf: die Kammer war leergepumpt. Das Luk wurde von außen geöffnet, und ich konnte mich erstmals hier unten umsehen.
    Oder ich hätte mich umsehen können, wenn es nicht so dunkel gewesen wäre.
    Jemand griff nach meinem Arm und stützte mich, während ich festen Boden unter den Füßen suchte und mich davon überzeugte, daß meine Knie nicht nachgaben. Schließlich mußte ich mit einer gewissen Reaktion rechnen. Ich versuchte den Mann im Halbdunkel zu erkennen.
    »Carlsen?«
    »Richtig, Sir. Ich mache gleich Licht. Wir brauchen es nicht, aber es stört uns auch nicht.« Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein, und ich sah mich um. Fünfzehn mal fünf ist überraschend geräumig, wenn man selbst darin steht – obwohl das untere Drittel fehlte, damit ein ebener Fußboden entstand. Diese Kammer, in der Material entladen und zeitweise gelagert werden sollte, wurde meistens nicht benützt und war im Augenblick fast leer. Carlsen ging auf den Verbindungstunnel zu und schaltete unterwegs weitere Lampen ein. Damit begann unser Rundgang, den er lakonisch kommentierte.
    »Physiklabor«, erklärte Carlsen mir, »Biologielabor, Metabolismus, organische Synthesen, Lagerraum für Proben, Nachrichtenzentrale, Elektroniklabor, Küche und Messe, Bücherei, Konferenz- und Leseraum. Schlafzimmer und Toiletten in der nächsten Kammer. Wollen Sie noch dorthin?«
    »Nicht jetzt. Wo sind die anderen?«
    »Draußen. Ich kann sie hereinholen, wenn Sie mit ihnen sprechen wollen, aber sie kommen ohnehin bald zurück, weil sie wissen, daß Sie uns besuchen.«
    »Ich erinnere mich an einen Befehl, daß nie mehr als zwei Mitglieder der Gruppe die Kammern verlassen dürfen.«
    »Richtig, Sir«, stimmte Carlsen gelassen zu. »Anscheinend haben wir alle Vorschriften über Bord geworfen, nicht wahr?«
    Ich begann vor Kälte zu zittern. Die Wassertemperatur betrug in dieser Tiefe natürlich nur wenige Grad, und die komprimierte Atmosphäre leitete die Körperwärme rasch ab. Die Kammern waren ursprünglich auf dreißig Grad Innentemperatur gebracht worden, aber wir wußten, daß die Mitglieder der Gruppe diese Temperatur gesenkt hatten, je mehr ihre Hauttemperatur zurückging. Ich trug einen warm gefütterten Overall; Gerd Carlsen war nur mit einer winzigen Badehose bekleidet. Unter diesen Umständen konnte ich ihn schlecht bitten, die Kammer zu heizen.
    Gerds Aussehen hatte sich erheblich verändert. Er war groß gewachsen, blond und breitschultrig; soviel ich mich erinnerte war er auffällig behaart gewesen und hatte einen wahren Pelz auf Brust, Rücken, Armen und Beinen gehabt. Diese Haare waren verschwunden. Er hatte noch Haar auf dem Kopf und seine Augenbrauen, aber das war alles.
    Susan hatte gesagt, sie seien alle wie von der Sonne braungebrannt, aber das war nicht der richtige Ausdruck für Gerds Hautfarbe. Seine Haut war eigenartig goldbraun, wie man es gelegentlich bei Kreolen in Westindien sieht.
    »Erzählen Sie mir, was mit Ihrer Haut passiert ist, Gerd«, forderte ich ihn auf. »Nein, warten Sie noch. Am besten gehen wir in den Aufenthaltsraum; dort ist es gemütlicher.« Ich wollte vor allem aus dieser verdammten Feuchtigkeit heraus, und in der Nachrichtenzentrale, die gleichzeitig als Aufenthaltsraum diente, war es hoffentlich trockener.
    »Okay, Sir, ich bin gleich wieder da.« Mit diesen Worten öffnete er eine Klappe im Fußboden und glitt mit den Füßen voraus ins Wasser – ohne Maske, ohne Anzug, nur mit seiner Badehose in diesem Eiswasser. Als er nach kaum einer Minute wieder zum Vorschein kam, glänzte seine Haut wie geölt.
    »Jetzt fühle ich mich wohler«, erklärte er mir. »Wenn die Haut längere Zeit trocken bleibt, beginnt sie zu jucken. Die anderen sind in der Nähe und kommen gleich herein.«
    Tim Saybolt tauchte wie auf ein Zeichen hin in der Luke auf. Er trug eine winzige Badehose wie Gerd und Schwimmflossen, aber weder Gesichtsmaske
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