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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm
Autoren: V.A.
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winzigen Maschinen durch den engen Lüftungsschacht nach unten rutschte. Nachdem ich den Raumanzug angelegt hatte, schwebte ich zu dem Bullauge hinüber und starrte hinaus.
    Die Nachtseite des Mars war tiefschwarz, weil jegliches reflektiertes Licht fehlte. Befindet man sich in einer Kreisbahn um die Erde, sieht man wenigstens die Großstädte leuchten oder man nimmt den schwachen Lichtschein wahr, wenn die Meere das Mondlicht zurückwerfen. Ich fühlte mich plötzlich sehr allein und völlig verlassen.
    Wir befanden uns in einer Kreisbahn um den Mars, wobei unsere Geschwindigkeit mit dem Marstag synchronisiert war, damit wir im Schatten des Planeten blieben. Roger hatte mich zu einer Schlafpause überredet, während er einen Teil des Wasservorrats an Bord in die Kombüse pumpte.
    »Die Pflanze reagiert nicht«, meldete Roger jetzt. »Die Probe weist ein um dreihundert Prozent höheres Zellvolumen auf.«
    »Danke. Schiff auspumpen und äußere Schleuse öffnen. Wenn ich fertig bin, muß die Kombüsentür auf Handbedienung umgestellt werden.«
    Ich schwebte durch den Kontrollraum und schaltete einen der Elektromagneten an der Rückwand ab. Daraufhin lockerte sich ein schmaler Metallstreifen. Er hatte scharfe Kanten, die für den vorgesehenen Zweck hervorragend geeignet waren. Zehn Minuten später – nachdem ich einen Teil des Metallstreifens mit Isolierband umwickelt hatte – hielt ich ein primitives Schwert in der Hand.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, daß die Luftschleuse nach außen aufschwang. Jetzt brauchte ich nicht länger zu warten.
    Ich gab Roger ein Zeichen. Dann umklammerte ich das Schwert mit der rechten Hand, während ich mit der linken die Kombüsentür öffnete.
    Das Gewächs türmte sich vor mir auf; sein Faserngeflecht füllte die gesamte Türöffnung. Ich zögerte. Meine Handflächen waren schweißnaß. Dann versuchte ich es mit einem vorsichtigen Hieb, weil ich nicht wußte, wie das Gewächs reagieren würde.
    Die Außenhaut wirkte hart und zäh, aber dann öffnete sie sich langsam wie die Schale einer überreifen Wassermelone.
    An meinem Schwert hingen dicke Wassertropfen. Ich hätte am liebsten laut gelacht.
    Jetzt brauchte ich keine Angst mehr zu haben, daß die Pflanze sich bewegen könnte. Die Zellen waren durch die übermäßige Flüssigkeitsaufnahme so geschwollen und prall, daß jede Lageveränderung unmöglich geworden war.
    Ich trennte ein Stück ab, das mindestens so groß wie ich war, und schob es durch die offene Luftschleuse hinaus. Ich hatte eine lange Arbeit vor mir.
    Strahlung war des Rätsels Lösung, denn durch sie wurden die metabolischen Prozesse im Inneren der Pflanze in Gang gebracht. Wenn dazu noch die sommerliche Hitze kam, verfügte sie plötzlich über genügend Energie, um wie ein Bär aus dem Winterschlaf zu erwachen. So ließen sich auch die periodisch auftretenden grünen Flecken auf der Oberfläche des Planeten erklären.
    Als ich die erste Probe in die Isolierkabine legte, zerdrückte sie die Plastikflaschen mit Chemikalien, die dort gelagert waren, und benutzte die Flüssigkeit, um zusätzliches Gewebe zu bilden. Untertags wurde die Strahlung stärker, obwohl die Isolierung des Schiffes den größten Teil abschirmte. Das Gewächs wuchs weiter und hätte schließlich auch noch die verstärkten Außenwände der Kombüse gesprengt.
    Die zweite Probe war auf ähnliche Weise gewachsen, obwohl sie nur die Feuchtigkeitsspuren zur Verfügung hatte, die an den Instrumenten hafteten, mit denen ich die Untersuchung durchgeführt hatte. Aber dieses geringere Wachstum hatte genügt, um mich auf einen guten Gedanken zu bringen.
    Ich trennte einen größeren Klumpen ab und stieß ihn vor mir her auf die Luftschleuse zu. Dann stemmte ich die Füße gegen das Deck, gab ihm einen kräftigen Stoß und sah ihn in Richtung Orion verschwinden.
    Der Rand des Planeten unter mir glühte dunkelrot, weil das Sonnenlicht von der Atmosphäre reflektiert wurde. Diese Atmosphäre war so dünn, daß sie genügend Strahlung durchließ, auf die das Gewächs angewiesen war.
    Aber der Mars besitzt keinen Kern aus Eisen – und folglich auch kein Magnetfeld –, so daß die Partikel von der Sonne nicht über ein Magnetfeld an die Rückseite des Planeten gelangen konnten. Nur dort war ich vor der Strahlung sicher, mit deren Hilfe die Pflanze sich innerhalb weniger Tage so vergrößert hätte, daß sie die Wände gesprengt hätte, von denen sie eingeschlossen war.
    Hier fehlten die Voraussetzungen
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