Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
sie mich doch alle an die Eierköpfe, denen sie ihre Existenz verdanken. Und mit Elektronikingenieuren habe ich mich noch nie besonders gut verstanden.
    Ich holte ein Skalpell aus der Seitentasche meines Raumanzugs und führte damit einen sauberen Schnitt aus. Das Moosgeflecht versuchte zurückzuweichen, aber ich war schneller und trennte ein handtellergroßes Stück ab. Als ich es in der sterilisierten Botanisiertrommel verstaute, hörte ich Roger leise vor sich hinmurmeln, während er eine Eintragung in das Logbuch machte.
    Ich beobachtete die langsame Bewegung des Moosteppichs noch einige Minuten lang, weil ich wußte, daß Roger die besten Aufnahmen auswählen und zur Erde senden würde.
    Das war also die erste außerirdische Lebensform – und ich hatte sie entdeckt. Selbstverständlich interessierte sie mich, aber irgendwie stellte sie nicht ganz die große Sensation dar, die ich eigentlich erwartet hatte. Wahrscheinlich vor allem deshalb, weil ich wußte, daß Roger mich daran hindern würde, mich länger als unbedingt notwendig mit der Pflanze zu beschäftigen – selbst wenn sich herausstellen sollte, daß sie Bridge spielen und Shakespeare zitieren konnte. Außerdem ist es nicht leicht, sich über etwas aufzuregen, das bei schlechterer Beleuchtung als Wohnzimmerteppich gelten kann.
    Ich verbrachte die wenigen Minuten damit, daß ich Theorien über die Entstehung dieser eigenartigen Pflanze aufstellte und wieder verwarf. Dann kletterte ich den Rand der kleinen Senke hinauf, in der sich das Moospolster erstreckte.
    Mir wird es immer ein Rätsel bleiben, warum ein Planet deutliche Erosionsspuren aufweisen kann, obwohl seine Atmosphäre mehr als hundertmal dünner als die der Erde ist. Trotzdem fand ich an einigen Stellen eine dünne Staubschicht, während sonst überall der blanke Fels zutage trat. Die Steine wiesen ohne Ausnahme Haarrisse auf, die dadurch entstanden sein mußten, daß winzige Mengen Feuchtigkeit in ihre glatte Oberfläche eingedrungen und dort gefroren waren.
    Ich kletterte die letzten Meter der niedrigen Erhöhung hinauf, von der aus ich einen guten Blick über die nähere Umgebung hatte. Roger stieß einen leisen Pfiff aus.
    Normalerweise regt es mich auf, wenn Komputer menschliche Geräusche nachahmen, aber in diesem Fall hätte ich vermutlich an seiner Stelle das gleiche getan. Die Ebene vor meinen Augen war völlig mit dem braunen Moosgeflecht bedeckt, das wie ein See zwischen den Hügeln lag, die sich ringsum erhoben.
    »Die Sonden haben eben Bericht erstattet«, sagte Roger. »Das Gewächs bedeckt die Oberfläche bis zu einem Radius von fünfzig Kilometern.«
    Ich kehrte auf einem anderen Weg zurück, der weniger steil abfiel. Nach den Aufnahmen, die wir aus größerer Höhe gemacht hatten, hätte ich die Wahrheit bereits vermuten können, aber irgendwie war ich immer der Meinung gewesen, daß es sich dabei nicht um eine einzelne Pflanze, sondern um unzählige handeln müsse. Das Moosgeflecht schien eher eine Erfindung aus einem drittklassigen Weltraum-Thriller zu sein.
    »Laut Zeitplan sind jetzt ...«
    »Ich weiß«, unterbrach ich Roger. »Verteidigungsanlagen und Alarmsystem einrichten.« Roger schien sich nicht allzu sehr für die Pflanze zu interessieren. Aber andererseits war es nicht seine Aufgabe, aus eigenem Antrieb neugierig zu sein. Vielleicht war es nicht einmal meine.
    Ich trabte zu dem Schiff zurück, öffnete die Frachtluke und begann die ortsgebundenen Ausrüstungsgegenstände auszuladen; angesichts der hier herrschenden Schwerkraft war das keine besonders schwere Arbeit. Jeder Handgriff war auf dem Zeitplan verzeichnet; die NASA ging kein Risiko mit dem wenigen Material ein, das ihr zur Verfügung stand.
    Das konnte sie sich auch nicht leisten. Der größte Teil meiner Ausrüstung war gegen Mitte der siebziger Jahre entwickelt und hergestellt worden, um auf dem Mond getestet zu werden. Falls die Geräte zufriedenstellend funktionierten, sollten sie in Serie gebaut und an Bord der Schiffe der Marsflotte verwendet werden. Aber leider war dieser schöne Plan unterdessen endgültig ins Wasser gefallen.
    Schließlich leben wir im Jahrhundert der unerwarteten Entwicklungen. Auch der »Große Krieg« wurde erst zum Ersten Weltkrieg, als der zweite bereits einige Zeit begonnen hatte. Als die Große Depression im Jahre 1978 begann, mußte sie ziemlich lange auf einen passenden Namen warten – und das Raumfahrtprogramm lag unterdessen flach auf dem Rücken und schien kaum noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher