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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm
Autoren: V.A.
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zu atmen.
    Die Experten behaupteten, daß die schlimmste Zeit vorüber sei – jetzt, im Jahre 1985. Aber die Steuerzahler murrten noch immer, und die NASA hatte nicht allzu viel von dem neuen Aufschwung, den die Industrie- und Handelskammer zu proklamieren versuchte. Die Luftwaffe stellte ab und zu ein paar hundert Millionen Dollar zur Verfügung, die eben ausreichten, um diesen einen Flug zu finanzieren.
    Wissenschaftler ohne Geld sind unberechenbar, deshalb war ich als Versuchskaninchen ausgesucht worden. Ein schneller Einmannflug sollte genügen, wobei der Pilot ständig narkotisiert blieb, damit er nicht merkte, daß er ein halbes Jahr in einer Streichholzschachtel zubringen mußte. Er sollte einige Informationen zurückbringen – nicht einmal notwendigerweise die allerbesten, versteht sich, sondern nur irgend etwas, das eindrucksvoll wirkte und die Ausgaben gerechtfertigt erscheinen ließ.
    Dann konnte man die Lorbeeren einheimsen, die seit jeher von der Presse so freigebig ausgeteilt werden. Selbst der Reporter der Farm and Dairy News mußte Gelegenheit erhalten, den Astronauten zu interviewen (»Werden Sie während des Fluges frische Eier zu sich nehmen, Sir?«), die Fernsehkameras würden surren (»Mit welchen Gefühlen gehen Sie auf diesen historischen Flug?«), die Abgeordneten durften ihn ohne Hemmungen mit dummen Sprüchen belästigen (»Ihr Prestige ist für unser Land einfach unbezahlbar, mein Junge!«), und die übrigen Zeitungsschmierer würden sich alle Mühe geben, jede Einzelheit aus seinem früheren Leben ausführlichst zu berichten, bis der Astronaut am Ende wie ein zweiter Oliver Twist wirkte. Gleichzeitig mußten allerdings die Techniker zum Schweigen gebracht werden, damit niemand merkte, wie wenig Zeit tatsächlich auf dem Mars verbracht werden sollte.
    Trotzdem diente der Flug wissenschaftlichen Zwecken.
    »Sonnenuntergang in einer Stunde«, kündigte Roger an. Ich beeilte mich und schloß die elektrischen Kabel so rasch wie möglich an, weil ich noch einmal zu der Pflanze zurück wollte. Dann hatte ich aber doch keine Zeit mehr dazu.
    Ein leichter Wind kam auf und trieb den Sand vor sich her, während gleichzeitig die Sonne blutrot versank und dann plötzlich erlosch. Am Horizont hielt sich noch einige Minuten lang ein rosa Streifen, der aber rasch dunkler wurde. Dante hätte sich vielleicht für diesen Anblick begeistern können.
    Ich kletterte wieder in mein Schiff und verriegelte die Luftschleuse. Für die Untersuchung der zurückgebrachten Proben, der Luftaufnahmen und übrigen Meßwerte der Sonden blieb mir kaum eine Stunde Zeit. Das Stück Moosgeflecht, das ich in dem sterilisierten Behälter mit an Bord gebracht hatte, lag unterdessen in der kleinen Isolierkabine neben der Kombüse. Im Innern der Kabine herrschten die gleichen Umweltbedingungen wie auf der Oberfläche des Planeten. Die gründliche Untersuchung der Pflanze hatte bis zum nächsten Morgen Zeit.
    Während des Abendessens las ich die von Roger in Schreibmaschinenschrift übertragenen Berichte der Sonden. Sie waren keineswegs aufregend und verzeichneten eigentlich nur, daß nirgendwo größere Lebewesen gesichtet worden waren – nicht einmal ein paar Pilze. Vielleicht war die Konkurrenz einfach zu groß, denn überall schien das Moosgeflecht vorzuherrschen. Die Oberfläche des Mars war also reichlich eintönig.
    Das Abendessen enthielt ein Schlafmittel, aber ich hatte nichts anderes erwartet. Wenn die NASA will, daß man schläft, schläft man auf jeden Fall.
    Am nächsten Morgen hatte der braune Teppich mein Schiff fast erreicht, blieb aber unterhalb des Felsens, auf dem ich gelandet war. Die Blitzlichtaufnahmen, die Roger nachts gemacht hatte, zeigten deutlich, daß die Pflanze sich nach Einbruch der Dunkelheit rascher bewegte.
    Ich kaute unlustig auf meinem Frühstück herum und sah dabei aus dem Bullauge. Die erste Untersuchung durch die Sonden hatte ergeben, daß der Boden verhältnismäßig große Mikroorganismen enthielt, von denen die Pflanze vermutlich lebte. Wenn die spärlichen Niederschläge während des Sommers zu Wasser wurden, nachdem sie sich einen Winter lang als Eis angesammelt hatten, entstand ein nahrhafter Brei, den die Pflanze ohne große Schwierigkeiten aufnehmen konnte.
    Jetzt ließ sie das Schiff links liegen – wie eine Dame der Bostoner Gesellschaft einen italienischen Einwanderer. Es stand auf einem erhöhten Felsplateau, auf dem ohnehin nichts zu erwarten war, denn Wasser konnte sich nur in
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