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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
Autoren: V.A.
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Vorhänge auf, damit die Sonne ihr Licht in das Zimmer werfen kann.«
    Es gab Leute, die behaupteten, daß Miß Mattie nicht mehr ganz richtig im Kopf sei, seit sie ständig unter Schmerzen litt, aber ich wußte es besser. Sie drückte sich eben so gewählt aus, weil sie so viele Bücher gelesen hatte, und gebrauchte Wörter, von denen die meisten Leute in Elk Crossing noch nicht einmal gehört hatten.
    »Ich wollte Holz hacken und Wasser holen«, sagte ich zu ihr, nachdem ich die Vorhänge geöffnet hatte. »Und ich habe gesehen, daß das Gartentor schief in den Angeln hängt. Wenn ich ein paar Nägel finde, ist es bald wieder in Ordnung.«
    »Danke, Billy Jay«, sagte sie mit einer Stimme, der deutlich anzumerken war, daß Miß Mattie an etwas anderes dachte. Ich half ihr, damit sie sich aufsetzen konnte, und legte ihr ein Kissen hinter den Rücken. Sie lächelte mir zu, und ich erwiderte das Lächeln und vergaß dabei fast die Geschichte mit Laura Lee Frisby und ihrer Mama.
    Wir lächelten uns noch immer an, als Mr. Tod in der Tür des Zimmers erschien. Er trug einen Kneifer, der ihm immer wieder über die Nase rutschte, so daß er ihn öfters hinaufschieben mußte. Sein Anzug hätte dringend gebügelt werden müssen, die Taschen steckten voller Zettel und kurzer Bleistifte, mit denen er seine Notizen machte, und seine Krawatte hing schief.
    »Darf ich hereinkommen, Miß Mattie?« fragte er. »Ich bin pünktlich, glaube ich«, sagte er, nahm eine große goldene Taschenuhr heraus und warf einen Blick darauf. Er schüttelte sie heftig. »Steht schon wieder«, sagte er dann. »Ich muß sie reparieren lassen, wenn ich Gelegenheit dazu habe. Schließlich kann man keine Termine einhalten, wenn das dumme Ding nie die richtige Zeit anzeigt.«
    Miß Mattie sah ihn sich von Kopf bis Fuß an, verzog aber keine Miene. »Kommen Sie nur herein, bitte schön«, sagte sie, als habe sie ihn schon vor langer Zeit erwartet. »Der Sessel dort drüben am Fenster ist am bequemsten.«
    Er ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer darin nieder, als wolle er sich erst einmal eine Weile ausruhen. Dann erst schien er mich bemerkt zu haben, denn er stellte fest: »Der Junge kann mich sehen.« Er warf Miß Mattie einen Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust. »Glauben Sie, daß er mich kennt?« fragte er Miß Mattie.
    »Mein Gott, nein!« versicherte ihm Miß Mattie. »Er ist eben erst sechzehn geworden. In diesem Alter glaubt man noch nicht an Sie.«
    Aber Miß Mattie irrte sich gründlich. »Ich habe Sie bereits kennengelernt, Sir«, sagte ich und bemühte mich, nicht vorlaut zu erscheinen. »Sie waren doch ...«
    »Sprechen wir nicht darüber, Billy Jay«, sagte Miß Mattie rasch und unterbrach mich, obwohl sie sonst immer sehr höflich war. Dann fuhr sie fort: »Ich werde dich bestimmt vermissen, Billy Jay.«
    Ich brachte kein Wort heraus, denn meine Zunge schien am Gaumen zu kleben. Ich war immer sehr verlegen, wenn ich andere Leute außer Miß Mattie vor mir hatte. Deshalb fuhr ich mir nur mit der Hand durch die Haare und hörte schweigend zu, wie die beiden sich über alle möglichen Dinge unterhielten. Ich stand in der Ecke und fragte mich, ob Miß Mattie wirklich mit ihm fortgehen wollte.
    Plötzlich sagte Mr. Tod: »O'Grady müßte eigentlich jede Minute kommen.«
    Einen Augenblick lang dachte ich, Miß Mattie würde trotz ihrer Schmerzen aus dem Bett springen. Sie sah Mr. Tod nachdenklich an, bevor sie sagte: »Sie machen sich doch nicht über mich lustig? Ich habe schon so lange gewartet.«
    »Jeder wird Ihnen bestätigen, daß ich nicht gerade als Spaßmacher bekannt bin«, antwortete er. »Allerdings gibt es Leute, die meinen Ruf absichtlich untergraben.«
    Miß Mattie richtete sich im Bett auf und sah plötzlich um Jahre jünger aus. »O'Grady war nie besonders pünktlich«, sagte sie. »Ich habe fast zu lange auf ihn gewartet.«
    »Er wußte nicht bestimmt, ob er wirklich kommen sollte«, flüsterte Mr. Tod, als spräche er zu sich selbst.
    Miß Mattie faltete die Hände, um zu verbergen, daß sie zitterten. »Ob er kommen sollte? Das ist ja Unsinn! O'Grady war schon immer ein wenig seltsam und versponnen. Vielleicht habe ich ihn deshalb so geliebt. Und jetzt weiß er nicht, ob er kommen soll!«
    Ich erzähle alles so, wie ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Manche Leute werden mich vielleicht auslachen, aber Miß Mattie war wirklich wie ein junges Mädchen rot geworden.
    Und dann erschien der andere Mann auf der
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