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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
Autoren: V.A.
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Schwelle, blieb dort unbeweglich stehen und starrte Miß Mattie ins Gesicht. Er hatte rote Haare, einen buschigen Schnurrbart und klare, blaue Augen. Sein von Wind, Sonne und Wetter gebräuntes Gesicht trug einen fragenden Ausdruck.
    »Martha«, flüsterte er nach einigen Sekunden. »Ich bin endlich wieder hier.«
    »O'Grady«, antwortete Miß Mattie, »ich bin so froh, daß ich nicht vergebens gewartet habe.« Sie streckte die Arme nach ihm aus, und er ging auf sie zu. Sie hielt ihn fest, als wolle sie ihn nie wieder von sich lassen.
    Als sie ihn schließlich doch wieder losließ, glänzten ihre Augen heller als je zuvor. »Du hast schon immer gut ausgesehen«, sagte Miß Mattie. »Und du hast dich eigentlich nicht im geringsten verändert.« Dann schien sie sich an etwas zu erinnern, das sie fast vergessen hatte, denn sie fuhr fort: »O'Grady, jetzt müßte ich dir böse sein, weißt du das?«
    »Ich wollte immer zurückkommen«, antwortete er. »Aber dann hatte ich doch wieder etwas anderes vor und konnte beim besten Willen nicht. Allerdings ist das keine Entschuldigung, muß ich zugeben.«
    Mr. Tod sagte: »Er hat fast mehr von der Welt gesehen als ich, Miß Mattie. Er hat das Leben in fernen Ländern genossen und ist trotzdem ...«
    »Warum bist du nicht zu mir zurückgekommen, O'Grady?« fragte Miß Mattie, als habe sie gar nicht gehört, was Mr. Tod sagte.
    »Ich konnte nicht, Martha. Hast du es denn nicht erraten? Hast du es nicht gewußt?«
    Miß Mattie griff nach seiner Hand und schüttelte langsam den Kopf.
    O'Grady fuhr fort: »Unser Freund dort drüben«, sagte er und meinte natürlich Mr. Tod, »fand mich auf dem Oberdeck einer Brigg, die nach Singapur segelte. Gemeinsam kämpften wir zwei Tage und drei Nächte gegen die haushohen Wellen. Aber endlich unterlagen wir doch. Es tat mir leid um das Schiff, als es in den tobenden Wassermassen versank. Das unendlich weite Meer war sein Sarg, und die weiße Gischt deckte es wie ein Leichentuch zu.«
    »Ich bin glücklich, daß du wenigstens jetzt gekommen bist«, sagte Miß Mattie. »Oh, ich war bereit, aber ich wollte doch nicht gern allein mit einem Fremden gehen.«
    »Na, na«, sagte Mr. Tod daraufhin und drohte Miß Mattie scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Ich kannte Sie schon, als Sie noch ganz klein waren – als Ihre Schwester Bella Scharlach hatte. Und Sie waren dabei, daran erinnere ich mich deutlich, als Ihr Großvater Carruthers ... Bin ich wirklich ein Fremder?«
    Miß Mattie stimmte fröhlich in sein Lachen ein.
    »Keine Angst, Miß Mattie«, fuhr er fort. »Sie brauchen nicht allein zu gehen. Ich erwarte eine ganze Menge Leute hier, die bald kommen müssen.«
    Mr. O'Grady nickte und breitete die Arme aus. »Martha, dazu gehört auch ein alter Freund von mir, mit dem ich lange Zeit auf dem gleichen Schiff gefahren bin. Er heißt Fresno. Und Cissie kommt ebenfalls Erinnerst du dich noch an sie? Warte nur, dann siehst du sie alle.«
    Dann war plötzlich alles wie verwandelt. Miß Mattie gab Mr. O'Grady einen Kuß auf die Wange und warf die Bettdecke zurück. Ich hatte sie noch nie so beweglich gesehen, nicht einmal früher, wenn sie hinter den Hühnern herlief. Sie ließ Mr. O'Grady das Grammophon aufziehen und schickte Mr. Tod in die Küche hinaus, wo er den Teekessel aufsetzen sollte. Mich bat sie, Holz zu holen und ein Feuer im Kamin anzuzünden. Sie lief wie ein junges Mädchen umher und schien völlig vergessen zu haben, wie krank sie noch vor einer halben Stunde gewesen war.
    Bevor wir alle die Treppe hinuntergestiegen waren, trafen bereits die Gäste ein. Überall raschelte Seide, dann klopfte jemand mit dem Spazierstock gegen die Tür, Menschen sprachen fröhlich miteinander, lautes Lachen klang auf.
    Mr. O'Grady klopfte den Herren auf die Schulter, unterhielt sich mit ihnen, nachdem sie Mr. Tod begrüßt hatten, und schien jeden gut zu kennen. Die Damen eilten geschäftig hin und her, zwitscherten aufgeregt durcheinander und riefen die Treppe hinauf: »Martha, wir sind hier! Komm rasch herunter, Martha!«
    Mr. Tod fand den Teekessel im Schrank und ging in den Hof hinaus, um Wasser an der Pumpe zu holen.
    »Dieser junge Mann hier ...«, sagte Mr. O'Grady und wies auf mich.
    Ich nahm meine Mütze ab und steckte sie schnell in die Tasche. »Ich heiße Billy Jay«, sagte ich zu der jungen Dame, die neben Mr. O'Grady stand. Sie war so schön wie die Bilder in einem Märchenbuch. »Ich heiße Billy Jay Lacey.«
    »Er ist ein Freund von Martha«,
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